Geburtenkontrolle in Afrika Jetzt äußert sich Frank Thelen zu den schweren Vorwürfen
Ergebnisoffen über Zwangssterilisation diskutieren? So klingen für viele Zuhörer Aussagen des Unternehmers. Im Netz wird Frank Thelen Rassismus vorgeworfen. Darauf hat der 45-Jährige nun reagiert.
Es sind sechs Sätze, insgesamt 74 Wörter, nur 125 Zeichen zu viel für einen Tweet. Doch mit diesen Aussagen hat Frank Thelen für jede Menge Wirbel gesorgt. Der Unternehmer hat sie bereits vor geraumer Zeit geäußert. Im Oktober 2019 war das, in seinem Podcast "Startup-DNA: Der Podcast mit Frank Thelen". Knapp zwei Jahre später wird über das Gesagte diskutiert – und der 45-Jährige sieht sich Rassismusvorwürfen ausgesetzt.
Um diese Äußerungen geht es. Frank Thelen diskutiert über die mögliche Begrenzung der Weltbevölkerung und erklärt dann: "Ich sage nicht, dass ich das gut finde, ich habe das nicht durchdacht. Aber China zum Beispiel hat ja gesagt, die dürfen sich nicht mehr vermehren. Ich weiß nicht, ob das heute noch so ist. Aber dass man nur ein Kind haben darf. Man könnte in Afrika genau das machen: Ein Gesetz erlassen und sagen, nach so und so viel Geburten wird der Mann sterilisiert, die Frau. Ich sage nicht, dass das richtig ist."*
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Er sagt nicht, dass das richtig ist – und dennoch bringt er mit dieser Idee viele Menschen gegen sich auf. Die fragen sich nun, wie Thelen auf solche Abstrusitäten kommen kann. Auch t-online wollte das wissen und hat Frank Thelen um eine Stellungnahme gebeten. Wir haben ihn gefragt, ob er seine Äußerungen bereut und ob er sich erklären kann, wie es knapp zwei Jahre nach der Ausstrahlung des Podcasts nun zu dieser Debatte kommen kann.
Frank Thelen: "Es tut mir leid"
Über sein Management lässt er folgendes mitteilen: "Anders Indset sagt in unserem Podcast aus 2019, dass wir einen unfassbaren Zuwachs an Menschen in Afrika haben werden. Darauf hin erwähne ich die Geburtenkontrolle durch die Politik in China und bringe als weiteres theoretisches Beispiel die mögliche Sterilisation von Männern oder Frauen in Afrika an."
Er betone "sowohl davor als auch danach", dies für "keine gute Idee" zu halten. Thelen wolle sich "ganz eindeutig von diesem Vorgehen und den Rassismusvorwürfen distanzieren". Außerdem entschuldigt er sich in seiner Antwort an t-online: "Es tut mir leid, dass ich mit dieser undurchdachten Aussage bei einigen den Anschein erweckt habe, ich würde mich nicht für Menschenrechte interessieren. Das ist schlichtweg falsch. Der aus dem Kontext gerissene und geteilte Ausschnitt erweckt hier einen falschen Eindruck."
Aussage sorgt für Wirbel im Netz
Unabhängig davon, dass Thelen selbst einschränkt, das Thema nicht "durchdacht" zu haben, bleiben Fragen offen. Zwar erklärt er am Ende, dass er sich seine eigene Idee nicht als Meinung zu Eigen machen möchte, aber er setzt damit den Ansatz einer Zwangssterilisation in den Zusammenhang mit der Bevölkerungsentwicklung in Afrika. Ganz davon abgesehen, dass Afrika ein Kontinent ist und kein Land.
Thelen aber überlegt, "ein Gesetz" zu "erlassen". Dass das Verabschieden von Gesetzen nationales Hoheitsgebiet ist, dürfte auch dem Start-up-Investor klar sein, doch offenbar war der Vergleich mit Chinas Ein-Kind-Politik zu verlockend. Eine Politik, die übrigens von der Volksrepublik im Oktober 2015 gekippt wurde – also immerhin vier Jahre, bevor sie Frank Thelen als Argumentationslinie verwendet.
Die Reaktionen auf die Podcast-Statements sind zahlreich. Die große Mehrheit wirft Thelen nun Rassismus vor. Einige andere, wie ProSieben-Moderator Klaas Heufer-Umlauf, scheinen einfach nur schockiert zu sein.
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Thelen ist zuletzt in die Schlagzeilen geraten, nachdem bekannt wurde, dass er und weitere Investoren eine halbe Million Euro an die FDP gespendet haben. "Wir setzen uns für eine wirtschafts- und technologiefreundliche Politik in Deutschland ein, die nachhaltig ist, unser Klima und unsere Ressourcen schützt und dabei trotzdem die Realität nicht aus den Augen verliert", ließ Thelen sich im Juli dieses Jahres zitieren. Viele Kommentatoren setzen nun Thelens Parteipräferenz mit seinen früheren Aussagen zu Afrika in Verbindung.
Auch in dem Podcast-Gespräch, das er mit dem norwegischen Autor und Unternehmer Anders Indset führt, geht es um das Klima und "unsere Ressourcen". Unter anderem wird die Frage gestellt, ob es "dem Planeten besser gehen würde mit weniger Menschen". Thelen beantwortet die Frage mit ja: Er gehe davon aus, dass es der Erde mit weniger Menschen besser ergeht. Rund zwei Minuten später folgt das eingangs zitierte Statement, das nun eine Kontroverse um den ehemaligen "Höhle der Löwen"-Investor auslöst.
*Aufgrund der heiklen Äußerungen und der hitzigen Diskussion darum haben wir uns entschieden, das Gesagte eins zu eins abzuschreiben, um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen und nicht den Eindruck zu erwecken, Thelens Aussagen seien aus dem Zusammenhang gerissen worden.
- Spotify: "Startup-DNA: Der Podcast mit Frank Thelen"
- Twitter: Frank Thelen