"Exorzist"-Regisseur Promi-Geburtstag vom 29. August 2020: William Friedkin
Los Angeles (dpa) - Manche Kinogänger fielen in Ohnmacht, anderen wurde übel: Zu schauerlich waren die Szenen, in denen zwei Priester versuchen, der kleinen Linda Blair den Teufel aus dem Körper zu treiben.
Der Okkultschocker "Der Exorzist" von 1973 schockierte viele Kinobesucher weltweit. Kritiker verpassten ihm das Prädikat "gruseligster Film aller Zeiten", die Filmakademie würdigte den Streifen mit zehn Oscar-Nominierungen. Der Mann dahinter - der Regisseur William Friedkin - wird diesen Samstag (29.8.) 85 Jahre alt.
Doch das war nicht sein erster Erfolg in Hollywood. Friedkin war gerade 36 Jahre alt und wenig bekannt, als er auf der Oscar-Bühne triumphierte. Für den packenden Drogen-Thriller "The French Connection - Brennpunkt Brooklyn" nahm er 1972 den Regie-Oscar entgegen. Gene Hackman und Roy Scheider hetzen als brutale Rauschgiftfahnder durch die düsteren Straßen von New York. Mit einer spektakulären Verfolgungsjagd schrieb Friedkin Filmgeschichte. Insgesamt gab es fünf Oscars, auch in der Topsparte Bester Film.
Friedkin stieg schnell in die Riege der "New Hollywood"-Elite auf, die in den 70er Jahren bahnbrechende Filme lieferte. Dazu gehörten Star-Regisseure wie Peter Bogdanovich, Roman Polanski, Francis Ford Coppola und Martin Scorsese. Er und Kollegen wie Coppola hätten sich damals über Kunst, nicht über den Profit an den Kinokassen unterhalten, sagte er im "Deadline"-Interview.
Doch ein Blockbuster-Film wurde ihm zum Verhängnis und war mit daran schuld, dass Friedkind mit seinem erklärten Lieblingsfilm "Atemlos vor Angst" eine Pleite erlebte. Unter härtesten Bedingungen hatte er den Abenteuer-Thriller mit Roy Scheider im Dschungel gedreht. Vier Männer gehen dort mit alten Trucks und Dynamit auf eine Höllenfahrt. Nach zahlreichen Pannen und Verzögerungen kam der Film 1977 in die Kinos, einen Monat nach der Premiere von "Star Wars". Gegen das Sternen-Spektakel von George Lucas hatte Friedkin keine Chance, "Atemlos vor Angst" fiel an den Kinokassen kläglich durch.
Er drehte weitere Thriller: "Cruising" (1980) um eine Mordserie unter Schwulen in New York, den Erotik-Thriller "Jade" (1995), den Mordkrimi "Die Stunde des Jägers" (2002). An seine frühen Erfolge konnte er damit nicht mehr anknüpfen, doch an Bewunderern mangelt es nicht.
Für den Dokumentarfilm "Friedkin Uncut" (2018) konnte der italienische Regisseur Francesco Zippel namhafte Weggenossen finden, die Friedkins Arbeit preisen, darunter Francis Ford Coppola, Quentin Tarantino, Willem Dafoe und Matthew McConaughey.
Der "Pulp Fiction"-Regisseur Tarantino war gerade zehn Jahre alt, als "Der Exorzist" die Kinowelt durchrüttelte. Der Oscar-Preisträger ist ein erklärter Fan des Gruselfilms. "So etwas hatte keiner je zuvor gesehen", schwärmt er in der Dokumentation. "Das hat alle umgehauen."
Friedkin stellt sich stolz als kompromissloser Filmemacher dar, der Extreme liebt und Höhen und Tiefen im Filmgeschäft überlebt hat. Er drehe jede Szene nur einmal, trumpft er im Interview auf. "Proben sind für Weichlinge", fügt er ungeniert hinzu.
Der 1935 in Chicago geborene Arbeitersohn verdiente sich nach der Schule bei einem Fernsehsender vom Boten zum Regisseur von TV-Live-Shows hoch. Filmemacher wollte er werden, nachdem er als junger Mann den Orson-Welles-Klassiker "Citizen Kane" gesehen hatte. Bereits sein erster Dokumentarfilm über einen zum Tode verurteilten Mann gewann 1962 einen Festival-Preis. 1965 gab Friedkin mit dem Musikfilm "Good Times" über das Pop-Duo Sonny und Cher sein Hollywood-Debüt.
In den 70er Jahren war er zwei Jahre lang mit der französischen Schauspielerin Jeanne Moreau verheiratet. Nach Ehen mit dem TV-Star Lesley-Anne Down und der Moderatorin Kelly Lange gab er 1991 der Produzentin Sherry Lansing das Jawort. Mit der mächtigen Ex-Chefin des Hollywoodstudios Paramount ist er noch heute verheiratet.