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Uschi Glas ist glücklich mit 76 Jahren: "Ich mag nicht an Rente denken"


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"Das muss ein Ende haben"
Uschi Glas will keine Quotenfrau sein

InterviewVon Janna Halbroth

Aktualisiert am 14.08.2020Lesedauer: 8 Min.
Uschi Glas: Die Schauspielerin dreht seit 50 Jahren Filme.Vergrößern des Bildes
Uschi Glas: Die Schauspielerin dreht seit 50 Jahren Filme. (Quelle: imago images / Nordphoto)
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Erst war sie das Schätzchen, dann das Fräulein, irgendwann die Dame. Seit 50 Jahren schlüpft Uschi Glas in unterschiedliche Rollen. t-online.de verrät sie, was sie für kein Geld der Welt machen würde, was sie von einer Frauenquote hält und warum sie nicht an ihre Rente denkt.

Uschi Glas gehört zum deutschen Film wie das Oktoberfest zu München. In all den Jahren hat die Schauspielerin viel erlebt. Doch alten Zeiten hinterherzutrauern kommt für die Bayerin nicht infrage. Sie schaut nach vorne, aber bitteschön nicht ganz so weit!

Das macht die 76-Jährige im t-online.de-Interview ganz deutlich. "Neeeeeeein", ruft sie in den Telefonhörer, als wir sie fragen, ob sie "schon" an ihre Rente denkt. Ruhestand? Fehlanzeige! Sie hat viel zu viel zu tun. Zum Beispiel hat Uschi Glas einen neuen Film gedreht: "Max und die Wilde 7". Darin spielt sie eine Großmutter – und damit kommt sie klar. Wie es Uschi Glas schafft, würdevoll älter zu werden, was sie für ihre schlanke Figur tut und warum sie als Feministin immer mit den Männern und nie gegen sie gekämpft hat, lesen Sie jetzt.

t-online.de: Frau Glas, Ihr neuer Film "Max und die Wilde 7" spielt hauptsächlich im Altersheim. Was macht die Vorstellung einer Altersresidenz mit Ihnen? Schreckensszenario oder durchaus vorstellbar?

Uschi Glas: Jetzt noch nicht. Ich habe noch zu viel zu tun, da müsste ich das Altersheim ja ständig verlassen. Bei meinem bewegten Leben würde ich den ganzen Apparat durcheinanderbringen. Wenn es ein schönes Heim wäre, wo man so nett residieren kann, ist es bestimmt nicht schlecht. Aber mein Mann und mir geht es noch sehr gut. Wir reisen viel und haben mit dem Verein brotZeit viel zu tun. Jeder hat seinen eigenen Beruf, da ist der Terminkalender einfach voll.

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Ihre Figur im Film hat die beste Zeit schon hinter sich. Sie sind nach wie vor gut im Geschäft. Wie erklären Sie sich, diesen Erfolg über diese lange Zeit?

Ich kann es ihnen gar nicht genau sagen. Ich habe das Glück, dass ich seit 50 Jahren in diesem Beruf arbeite und nie in ein Loch gefallen bin. Das hat auch mit Glück zu tun. Du musst ja immer wieder ins neue Alter mit reinrutschen und da auch vom Publikum gewollt sein. Erst spielt man das Mädchen, dann die junge Dame und irgendwann fängt man an, die Mutter zu sein. Das muss immer so glaubwürdig gespielt werden, dass die Leute sich nicht fragen: Was macht DIE denn jetzt? Im Gegenteil, sie müssen denken: Jawoll, das ist sie jetzt. Ich habe nie Angst vor neuen Herausforderungen gehabt, sondern mich in sie hineingestürzt. Wenn die Rolle gestimmt hat, habe ich mir den Schuh immer wieder neu angezogen und es so gut versucht, wie ich kann.

Sie gehen also mit Ihrem Alter mit, anstatt vergangenen Zeiten hinterherzurennen? Das ist doch leichter gesagt, als getan oder?

Ich bin kein Mensch, der rückwärts schaut. Ich kenne genügend Menschen, die sich im Nachhinein ärgern, grämen und Entscheidungen bereuen. Aber es hat keinen Sinn so zu denken. Man kann in der Vergangenheit nichts mehr ändern. Das ist verlorene Zeit. Du kannst es nur in der Jetztzeit korrigieren. Ich lebe im Jetzt und Hier, mein Blick ist immer nach vorne gerichtet. Ich mag es gar nicht, wenn man alten Zeiten hinterherjammert.

Beim Blick in die Zukunft, sehen Sie da irgendwo einmal das Ausfahrtschild "Rente"?

Neeeeein! Ich mag nicht an eine Rente denken. Mir ist es ehrlich gesagt so wichtig, dass ich gebraucht werde. Ich mag es, dass ich was tun darf, dass mein Kopf in Ordnung ist, dass ich spinnen darf, dass ich meinen Verein brotZeit vorwärtsbringen darf. Das sind für mich so schöne Aufgaben, die ich brauche und gern mache. Ich liebe es, dass ich meinen Sport und meinen Beruf machen kann. Das ist für mich ein Geschenk. Und ich ordne das alles so ein und habe auch natürlich noch mein Privatleben. Es wäre furchtbar, wenn ich gar nichts mehr zu tun hätte. Das interessiert mich überhaupt nicht.

Sie sind im März 76 Jahre alt geworden, wie halten Sie sich so fit? Was sind Ihre Tipps, um in Würde zu altern?

Ich bin sehr sportlich. Ich mache Power-Yoga, Krafttraining und laufe viel. Meine Anforderung an mich ist, dass ich jeden Tag 10.000 Schritte mache. Ich ernähre mich gesund. Ich muss aufpassen, weil ich meine Figur halten will. Aber da komme ich gut zurecht. Ich esse viel Gemüse und Obst, aber auch Fleisch und Fisch. Ich esse bunt gemischt, aber eben nicht unendlich viel.

Wie schaffen Sie 10.000 Schritte am Tag?

Entweder gehe ich sowieso laufen, dann kommen in eineinhalb Stunden schon einmal fast 10.000 zusammen. Über den Tag gesammelt kommt da dann immer noch etwas drauf. Ich muss ein Soll haben. Wenn ich dann merke, dass ich viel gesessen habe – viel am Schreibtisch oder auf dem Sofa saß – dann muss ich eben noch einmal los, um die fehlenden Schritte aufzuholen.

Über Ihre Rolle im Film werden die skurrilsten Geschichten erzählt. Was war das merkwürdigste, was über Sie verbreitet wurde?

Es ging mal über ganz viele Jahre eine Geschichte über mich herum. Ich hatte vor vielen Jahren ein Buch gelesen, da ging es um die Ananas-Diät. Das war damals die sogenannte Hollywood-Diät. Ich habe das dann eine Woche lang mal ausprobiert, um zu gucken, ob es überhaupt funktioniert. Das habe ich dann irgendwo mal erzählt. Dann ging Jahrzehnte lang herum, ich würde jeden Tag nur Ananas essen (lacht). Das hat sich so verselbstständigt. Jahrelang hieß es überall: Die Glas isst nur Ananas, deswegen ist sie so dünn. Jesses Maria, das war so ein Humbug!

Würden Sie sich selbst eigentlich als Feministin bezeichnen?

Ja, ich bin Feministin und Frauenfreundin. Ich habe nie Konkurrenz zu Frauen empfunden. Ich denke, dass wir zusammen stark sind.

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Sie haben als Schauspielerin in einer Zeit angefangen, in der Frauen einen ganz anderen Stand hatten,als heute. Und dennoch haben Sie es geschafft, sich in einer männerdominierten Filmindustrie zu behaupten. Wie ist Ihnen das gelungen?

Meine erste Regisseurin, die ich hatte, war eine Frau: May Spils. Das war bei "Zur Sache, Schätzchen". Es war damals eine Sensation, dass eine Frau einen Spielfilm dreht. Ich sehe als Feministin den Mann nicht als Feind, sondern als gleichwertigen Partner. Ich will Männer, nur weil ich eine Frau bin, nicht schlecht behandeln oder auf sie herunterschauen. Ich kämpfe gleichberechtigt auf Augenhöhe um den Platz, der mir zusteht. Ein Kampf gegen Männer interessiert mich überhaupt nicht. Mich interessiert der Stand der Frauen.

Ihr Motto ist also: Gegen die Männer geht es nicht?

Genau. Das hat der Mann auch nicht verdient. Es gibt immer solche und solche, genauso wie bei den Frauen.

Wie würden Sie denn jetzt, heute im Jahr 2020, den Stand der Frau in unserer Gesellschaft in Bezug auf die Gleichberechtigung bewerten?

Ich bin der Meinung, dass Frauen finanziell betrachtet noch weit weg sind von den Männern. Und das muss unbedingt ein Ende haben. Ich bin eigentlich kein Freund von Quoten, aber wenn es nicht anders geht, muss man vielleicht doch nachhelfen. Ich persönlich möchte eigentlich lieber gefragt werden, weil man mich will und nicht, weil man sagt, da muss jetzt eine Frau rein. Ich habe ein ungutes Gefühl, wenn ich eine Quotenfrau bin. Aber ich habe auch das Gefühl, dass es nicht anders funktioniert. Ich denke immer noch darüber nach, wie man das lösen könnte.

Welche Formel würden Sie jungen Frauen gerne mit auf den Weg geben?

Wichtig ist vor allem Selbstbewusstsein – und sich selbst wertzuschätzen. Du musst selbst deine beste Freundin sein. Du musst auf dich achten, aufpassen und nichts tun, was du eigentlich nicht tun möchtest. Du musst zu dir stehen und dich fragen: Was will ich eigentlich? Wenn man mal auf die Nase fällt, einfach weitermachen. Nichts geht von heute auf morgen. Es ist nur wichtig, am Ball zu bleiben, diszipliniert und fleißig zu sein und vor allem sich selbst treu zu bleiben. Wenn man etwas nicht machen will, muss man auch mal die Zähne zusammenbeißen und Nein sagen.

Erinnern Sie sich an Situationen, in denen Sie Nein gesagt haben?

Ich habe ganz viele Sachen in meinem Leben schon abgelehnt. Wenn ich gedacht habe, das bin ich nicht, dann habe ich Nein gesagt. Da kann man mir auch zahlen, was man will. Auch wenn dann mal gesagt wurde: Sei doch nicht so dumm, das macht doch jeder. Da sagte ich dann: Es kann sein, dass es jeder macht, aber ich nicht. Du musst dich selbst fragen und auch hinterfragen, ob du zu dem stehen kannst, was du machst. Wenn du merkst, du hast ein ganz komisches Gefühl: Mach es nicht.

Um auf den Film zurückzukommen: Was gefällt Ihnen an "Max und die Wilde 7" eigentlich besonders gut?

Ich kannte die Kinderbuch-Reihe schon und wusste, das sie sehr erfolgreich ist. Als dann die Autoren und der Regisseur auf mich zukamen und mich gefragt haben, ob ich mitspielen will, hat mich das sehr gefreut. Ich habe noch nie in einem Kinderfilm mitgespielt.

Wie viel Uschi Glas steckt denn in ihrer Rolle Vera Hasselberg?

Ich wurde gefragt, ob man auch etwas von der Uschi Glas selbst in die Rolle einbauen kann. Da habe ich erst ein bisschen gezuckt, mir dann aber auch gedacht: Eigentlich ist es doch ganz lustig, sich ein wenig ironisch auch mal selbst auf den Arm zu nehmen.

Was verbindet die beiden?

Weder ich noch Vera haben ein Problem damit, mit Kindern und Jugendlichen umzugehen. Ich mag Kinder und Jugendliche wahnsinnig gerne. Ich bin immer froh, wenn ich mit ihnen ins Gespräch komme, und zwar auf Augenhöhe. Ich will nicht die weise Frau sein, die Ratschläge erteilt und hinter deren Rücken andere die Augen verdrehen. Ich finde es gut, wenn man miteinander spricht und voneinander lernt. Das Outfit bin ich nicht so ganz. Aber ich fand es total witzig, das ein bisschen crazy zu gestalten.

Sie sind der jüngeren Generation offen gegenüber, gibt es dennoch Punkte, bei denen Sie sagen: Da komme ich jetzt nicht mehr mit. Das ist nicht meine Welt.

Ach, eigentlich nicht. Als junger Mensch hat man immer andere Ideen als die Generation davor. Genauso bin auch ich mit meinen Eltern oder Großeltern angeeckt. Den Uraltspruch "Noch nie war die Jugend so schlimm wie heute" gibt es schon ewig. Jeder hat das Recht, etwas auszuprobieren und sich zu finden. Das finde ich auch so spannend, wenn man das darf. Ich bin auch immer neugierig geblieben. Es gibt wenige Sachen, bei denen ich sage: Nein, das mache ich jetzt nicht.

Welche wenigen Sachen sind das?

Ich stehe auf Kriegsfuß mit Instagram. Auf der einen Seite ist es wichtig, auf der anderen Seite checke ich es nicht. Aber das ist dann mein Problem (lacht).

Sie haben schon so viele Filme gedreht, schleicht sich da irgendwann eine Routine ein? Gibt es überhaupt noch Herausforderungen?

Es ist für mich jedes Mal enorm wichtig, die Figur ernstzunehmen und mich komplett auf sie einzulassen. In dem Moment ist die Rolle für mich das Wichtigste. Ich muss sie verinnerlichen und sie irgendwie auch leben, damit ich sie so wahrhaftig wie ich kann darstellen kann.

Was passiert jetzt, wenn der Film abgedreht ist? Gönnen sie sich da erst einmal eine Pause?

Nein. Es steht viel an. Vor allem natürlich mein Verein brotZeit, der jetzt auch im Lockdown war. Jetzt fängt die Schule wieder an und wir müssen wieder ein volles Programm starten. Ich habe immer genug zu tun (lacht).

Vielen Dank für das Gespräch, Uschi Glas.

"Max und die Wilde 7" läuft seit dem 6. August im Kino.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
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