Exzentrisch Promi-Geburtstag vom 22. März 2019: Fanny Ardant
Paris (dpa) - Sie trägt Leder, vorzugsweise Schwarz, färbt ihre Haare hellblond und ist ziemlich abgedreht. In ihrem jüngsten Film spielt Fanny Ardant eine Mutter, für die sich ihr erwachsener Sohn schämt, denn sie kommt auf die verrücktesten Ideen, wie die, Drogen zu verkaufen, um aus ihren Schulden herauszukommen. Eine Rolle, in der sich Ardant, die am Freitag (22. März) 70 Jahre alt wird, streckenweise selber spielt.
Sie sei wie sie, eine temperamentvolle Frau, die Konventionen sprenge und sich nicht unterkriegen lasse, erklärte der französische Film- und Theaterstar vor dem Erscheinen von "Ma mère est folle" Anfang Dezember in Interviews. Und ergänzte: "Die Person mag für ihr Umfeld nervig sein, doch ist sie eine wunderbar lebendige Frau." Wie Ardant.
Leidenschaftlich, exzentrisch, authentisch, unkonventionell und entschlossen: So schaffte sie 1981 auch ihren internationalen Durchbruch in "Die Frau nebenan" von François Truffaut. In dem Drama spielt sie eine verheiratete Frau, die sich in eine leidenschaftlich Affäre mit dem Nachbarn einlässt, die tödlich endet.
Ardant war Truffauts letzte Geliebte und Muse. Mit dem Autorenfilmer, der eine unverhohlene Leidenschaft für schöne Frauen hatte, drehte sie noch "Auf Liebe und Tod", in dem sie eine Sekretärin spielt, die sich als Prostituierte verkleidet, um einen Mordfall aufzudecken. Der 1983 erschienene Krimi war Truffauts letzter Film, bevor er ein Jahr später mit 52 Jahren an einem Gehirntumor starb.
Für Ardant, die 1983 ihre gemeinsame Tochter Joséphine zur Welt brachte, war die Begegnung mit Truffaut wegweisend. Er habe ihr Dasein als Frau und Schauspielerin völlig auf den Kopf gestellt, wie sie später sagte. Zwischen Truffauts Filmen und "Ma mère est folle" liegen eine über 30-jährige Karriere und Rollen, die ihr freigeistiges Denken widerspiegeln.
Eine Bürgerliche in einem klassischen Drama zu spielen, hat sie deshalb nie interessiert. In "Die schönen Tage" liegt sie als 60-jährige Rentnerin mit einem Joint und einem viel jüngeren Mann im Bett. In "Auch Männer mögen’s heiß", eine Komödie über Homosexuelle aus dem Jahre 1996, spielt sie eine Clubbesitzerin, und in dem 2017 erschienenen "Lola Pater" ist sie als eine aus Algerien stammende Transsexuelle zu sehen. Der Film habe sie sehr fasziniert, denn sie habe sich dabei aufs Glatteis begeben, erklärte sie. Wie sie betont, will sie mit solchen Rollen nicht überraschen, sondern Seiten in ihr entdecken, die sie noch nicht kenne.
Dazu gehört auch, dass sie 2009 mit "Cendres et Sang" (etwa: Asche und Blut) erstmals auch hinter der Kamera stand. Eine Erfahrung, die sie 2017 mit "Le Divan de Staline" wiederholte, einem Film, in dem sie die Beziehung des russischen Diktators zur Kunst hinterfragt. Darin spielt Gérard Depardieu die Hauptrolle. Zu dem Urgestein des französischen Kinos unterhält sie seit Jahren schon ein ganz besonderes Verhältnis, denn er sprengt Konventionen - so wie sie.
Der einzige Planet, mit dem sie ständig auf einer Wellenlinie sei, sei Gérard, erzählte sie jüngst. Sie lache gern mit ihm zusammen und hasse wie er Drehs, auf denen es wie in der Schule oder bei der Armee zugehe. Was sie über seine Rolle als Steuerflüchtling und Russe halte? "Ich hasse Lynchjustiz. Ich liebe freie Menschen und Provokateure."
Sie selbst stammt aus einer altehrwürdigen Bürgerfamilie. Ihr Vater war Militärgouverneur von Monaco, wo sie ihre Kindheit und Jugend verbrachte. Im südfranzösischen Aix-en-Provence studierte sie Politikwissenschaft, bevor sie nach Paris ging, um Schauspielunterricht zu nehmen.
Gespielt hat sie mit den größten der Branche, darunter Volker Schlöndorff, Alain Resnais, Claude Lelouch und Costa-Gavras. 2009 hat sie der Italiener Franco Zeffirelli als Hauptdarstellerin in "Callas Forever" ausgewählt. Darin verkörpert Ardant die berühmte griechisch-amerikanische Sängerin, mit der sie wegen ihrer rauen und unverkennbaren Stimme auch gerne verglichen wird.
Traditionelle Sitten und Moralnormen überschreitet sie auch in ihrem Privatleben. Ihr bewegtes Leben, drei uneheliche Töchter von drei Vätern, beschreibt sie bildhaft als "Rock'n'Roll". Als Anhängerin der Untreue bezeichnet sie sich, weil ein Seitensprung eine Ehe durchaus wieder anspornen könne, und weil sie Lügen hasst. Sie habe übertrieben gelebt, so ihr Geständnis.