Abschied Lagerfeld hinterlässt Lücke in internationaler Modewelt
Paris/Mailand (dpa) - Der letzte Pariser Modezar, Stilikone und schillernder Dandy: Der Designer Karl Lagerfeld war schon zu Lebzeiten eine Legende.
Nun muss die internationale Modewelt ohne den "Kaiser" auskommen, wie der gebürtige Hamburger bisweilen in der Modekapitale Paris genannt wurde. Sein Tod dürfte an diesem Mittwoch einen Schatten werfen auf die Damen-Modenschauen bei der Mailänder Fashion Week.
Lagerfeld bestimmte mit eiserner Disziplin mehr als ein halbes Jahrhundert die Mode mit und stand dabei für Pariser Chic und Eleganz. Zu Chanel kam er 1983 als Kreativdirektor - und blieb dem traditionsreichen französischen Modehaus bis zuletzt treu. Kleider entwarf er auch für das italienische Modehaus Fendi.
In seiner langen Karriere machte Lagerfeld Models international bekannt, unter ihnen die aus Deutschland stammende Claudia Schiffer oder die Französin Inès de la Fressange.
Über Lagerfelds Alter war immer wieder gerätselt worden. Er kam als Sohn eines Dosenmilch-Fabrikanten in Hamburg zur Welt - nach eigenen Angaben im September 1935, womit er 83 Jahre alt geworden wäre. Als Geburtsjahre kursieren aber auch 1933 und 1938.
Virginie Viard, bisher "rechte Hand" von Lagerfeld bei Chanel, wird dem Modeschöpfer bei dem Pariser Modehaus nachfolgen. Wo der laut französischen Medien am Dienstag verstorbene Lagerfeld bestattet werden soll, blieb zunächst offen.
Lagerfeld verwandelte im Lauf der Zeit seine eigene Person zu einer Art Gesamtkunstwerk. Mit Sonnenbrille, weißgepudertem Zopf, dunkler Krawatte und dem hohen "Vatermörderkragen" war er überall erkennbar. Welcher Mensch sich hinter dieser geschickt inszenierten Fassade verbarg, blieb gelegentlich unklar.
Lagerfeld war Künstler, doch er nahm bei politischen Debatten kein Blatt vor den Mund. So löste seine Kritik an der Flüchtlingspolitik von Kanzlerin Angela Merkel 2017 großen Wirbel aus.
Das französische Präsidialamt würdigte Lagerfeld am späten Dienstagabend als "Ästheten" und großen Botschafter der Mode. "Die Haute-Couture, die Mode, der französische und europäische Stil verlieren an diesem Tag eines ihres größten Talente und ihren berühmtesten Botschafter", teilte der Élyséepalast mit. Frankreich habe Lagerfeld viel zu verdanken.
Die frühere "Bunte"-Chefredakteurin Patricia Riekel sagte der Deutschen Presse-Agentur: "Ich würde sagen, er war autark und niemandem zu irgendwas verpflichtet. Er wusste, was er konnte, das hat ihm eine innere, beneidenswerte Unabhängigkeit geschenkt. Er hat immer genau das gesagt, was er dachte - man könnte sagen: Ohne Rücksicht auf Verluste. (...) Er war der letzte "Weiße Elefant" im Modebusiness."
Der Direktor der Uffizien in Florenz erklärte, er würde Lagerfeld gerne eine Ausstellung in der Gemäldegalerie widmen. Lagerfeld sei ein "wahrer Gentleman" gewesen, sagte der deutsche Direktor Eike Schmidt laut Nachrichtenagentur Ansa. "Er hat es Leuten, Freunden, Kollegen nie erlaubt, vom Tod zu sprechen, nicht mal über Krankheiten."