"Vogue"-Cover Helene Fischer zeigt neue Seiten
Berlin (dpa) - Gerade hat das "Forbes"-Magazin geschätzt, dass sie zu den bestverdienenden Musikerinnen der Welt gehört - noch vor Britney Spears und Céline Dion. Helene Fischer (34) ist Deutschlands Schlagerkönigin.
"Wer?", fragte die britische Zeitung "The Guardian" angesichts der "Forbes"-Liste verwundert. Dann ein Versuch, das im Ausland wenig bekannte Genre Schlager und die "deutsche Taylor Swift" zu entschlüsseln. Die Diagnose: "frankly awful music", einfach schrecklich sei Fischers Musik.
Aber egal, ob man Hits wie "Atemlos" liebt oder hasst: Fischer ist als Entertainerin ein Vollprofi mit riesiger Fangemeinde. Ob bei Familienfesten, in Fernsehshows oder bei der Fußball-Nationalmannschaft, als die noch was zu feiern hatte: Müsste es einen Soundtrack für dieses Jahrzehnt geben, so käme der von Helene Fischer.
Sie versteht es, sich immer neu zu inszenieren. Zu 40 Jahren "Vogue" in Deutschland ist Fischer auf dem Cover der Jubiläumsausgabe zu sehen. Beim Fotoshooting war sie barfuß, wie sie der Zeitschrift erzählte. "So geerdet und verbunden mit dem Boden - das hat ganz schön viel ausgelöst bei mir", sagte Fischer. So habe sie dem Fotografen alles von sich geben können. "Ich war so pur wie noch nie."
Sie sieht auf den Bildern so anders und ungeschminkt aus, dass die "Bild" fragt: "Bist du's, Helene?" Die Schwarzweiß-Fotos von Starfotograf Peter Lindbergh erinnern stark an die 90er Jahre, die Zeit der Supermodels. In einem Video sagt Fischer beim Angucken der Bilder: "Oh Gott, ist das ehrlich, Wahnsinn" und "Ich habe noch nicht mal meine Wimpern getuscht!" Lindbergh sagt über das Shooting, er sei ganz beseelt nach Hause gegangen.
Dass sich prominente Frauen im natürlichen Look zeigen, ist seit einiger Zeit ein Trend - zu sehen etwa bei Schauspielerin Cameron Diaz oder Sängerin Alicia Keyes. Die Botschaft: Auch wir Stars sind nicht perfekt. Das macht sie nahbarer. Helene Fischer hat zu Halloween ein gruseliges Bild von sich selbst mit blutig unterlaufenem Auge ins Netz gestellt. Kommentar eines Fans: "Gefällt mir, dass du jetzt öfters was postest. Behalte das bitte bei."
2018, das war für die Sängerin ein turbulentes Jahr. Wegen eines Infekts sagte sie im Winter mehrere Konzerte ab, dann meldete sie sich im Februar bei einem Konzert in Wien auf der Bühne zurück - mit einer Trapez-Nummer. Auf ihrer Tour trat sie im Berliner Olympiastadion vor 55.000 Fans auf. Sie ist in der gebeutelten Musikbranche eine Liga für sich.
Fischer zeigte sich in diesem Jahr auch ungewohnt politisch - nach der Echo-Verleihung und nach den rassistischen Vorfällen in Chemnitz. Davor hatte es Kritik an ihrer Zurückhaltung gegeben. Zumal Fischer beim Thema Integration eine interessante Seite hat: Sie wurde in Sibirien geboren und kam als kleines Kind mit ihrer Familie aus Russland nach Deutschland, wo sie in Rheinland-Pfalz aufwuchs.
Bei einem Konzert in Berlin wurde Fischer deutlich. Sie sagte ihren Fans: "Erhebt gemeinsam mit mir die Stimmen: gegen Gewalt, gegen Fremdenfeindlichkeit". Der Grünen-Politiker Jürgen Trittin freute sich danach bei Twitter: "Sind wir nicht alle ein bisschen #HeleneFischer?" Bahnt sich da ein Imagewandel an? Die nächste Dosis für die Fans gibt es an diesem Samstag kurz vor Mitternacht - und sie klingt nach bewährter Kost: Das Erste zeigt ein Weihnachtskonzert mit Helene Fischer.