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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Uwe Ochsenknecht "Wenn ich sterbe, möchte ich darauf vorbereitet sein"
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Die Bundestagswahl aktuell die Schlagzeilen. Ein Thema, das auch Uwe Ochsenknecht beschäftigt. Auf die Politik blickt der Schauspieler jedoch mit Skepsis.
Millionen von Menschen stehen am Sonntag vor einer wichtigen Entscheidung. Wer soll nach dem Scheitern der Ampelkoalition die Regierungsführung übernehmen? Auch Uwe Ochsenknecht, der im März wieder mit der Filmreihe "Die Drei von der Müllabfuhr" im Ersten zu sehen ist, macht sich über die Bundestagswahl Gedanken.
Im Interview mit t-online äußert der fast 70-jährige Schauspieler seinen Unmut über die ständige Schwarzmalerei der Deutschen, erzählt, wie er selbst diese vermeidet und verrät, was er für ein langes, gesundes Leben tut.
t-online: Herr Ochsenknecht, warum ist "Die Drei von der Müllabfuhr" eigentlich so erfolgreich?
Uwe Ochsenknecht: Meine Schwiegermutter ist dafür ein guter Gradmesser. Sie sagt immer zu mir: "Weißt du, Uwe, es gibt so viele Krimis mit Mord und Totschlag, Vergewaltigungen, Messerstechereien. Die Nachrichten sind voll mit Krisen und Kriegen. Aber deine Serie liefert menschliche Geschichten." Das trifft es ganz gut. Es geht um Alltagsprobleme und das ganz ohne Kitsch.
Als ein Syrer, dessen Eltern unter Lebensgefahr aus dem Land fliehen mussten, mit Ihrer Serienfigur Werner Träsch spricht, wird es zum Beispiel sehr emotional. Was denken Sie darüber?
Viele Deutsche meckern an Deutschland herum. Aber wenn man mal überlegt, dass sich Menschen unter Lebensgefahr an Flugzeuge hängen oder Tage und Nächte mit dem Schiff unterwegs sind, um nach Deutschland zu kommen: Das machen sie ja nicht aus Spaß, sondern weil unser Land ein Sehnsuchtsort ist.
Aber täuscht das nicht darüber hinweg, dass in Deutschland vieles in Schieflage ist?
Auch andere Länder haben massive Probleme. Wir Deutschen tendieren allerdings zum Schwarzmalen: Ich höre überall nur Gemecker und Unzufriedenheit.
Wie halten Sie sich davon fern?
Ich halte mich generell aus der Politik raus, weil das ein Narrenhaus ist – jedenfalls seit einigen Jahren. Helmut Schmidt, Herbert Wehner: Das waren noch Leute mit Charakter. Wenn die etwas bei den Wahlen versprochen haben, wurde das auch durchgesetzt.
Ist das so?
Diese Reden heutzutage sind doch immer das Gleiche und gefühlt stimmt der Inhalt hinten und vorne nicht.
Klingt aber nicht sehr optimistisch.
Ich will nicht verbittert klingen, aber man muss sich auch selbst schützen: Ich muss mir den ganzen Wahnsinn der Welt nicht ins Wohnzimmer holen. Morgens schon mit schlechter Laune aus dem Haus gehen und abends mit schlechter Laune ins Bett? Nein, danke.
Wie schauen Sie auf die bevorstehende Wahl?
Ich werde mir noch Gedanken machen. Aktuell bin ich unsicher, was ich wählen soll. Es ist falsch, nicht zu wählen, und ich will nicht, dass das der AfD hilft. Aber es kann sein, dass ich meine Entscheidung erst kurz vor der Wahlkabine treffe.
Haben Sie Angst, dass am Ende trotz Ihrer Wahl etwas herauskommt, was Ihnen gar nicht gefällt?
Ach, wissen Sie: Politik ist ein schmutziges Geschäft. Ich gebe mich da keinen Illusionen mehr hin. Welche Regierung in der Welt kümmert sich denn wirklich um die Belange des Volkes? Es geht immer nur um Machtspielchen. Aber ich möchte mein demokratisches Grundrecht in Anspruch nehmen – ob das am Ende nun etwas bringt oder nicht.
Woher kommt dieses Unbehagen gegenüber der Politik, das Sie beschreiben?
Ich bin in der Hippiezeit sozialisiert worden. Allein der Umstand, dass wir Kriege mit Geld und Waffenlieferungen unterstützen, verstehe ich nicht. Wie viel Geld in die Rüstungsindustrie und das Militär fließt: Das kann ich nicht nachvollziehen. Warum wird das Geld nicht stattdessen für Leute in Not, für Kranke, Obdachlose, Geringverdiener, Rentner ausgegeben? Solange Geld für Raketen verpulvert wird, die Menschenleben kosten, ist mir Politik nicht geheuer.
Also unpolitisch klingen Sie nicht gerade.
Nein, das bin ich auch nicht. Aber ich versuche eher mit meiner Arbeit politisch zu sein. In dem Sinne, dass ich die Menschen bei Laune halte, dass ich die Menschen emotionalisiere, weil die Emotionen auch leicht in den heutigen wahnsinnigen Zeiten auf der Strecke bleiben oder einfach verkümmern. Die Leute bei Laune zu halten: Das sehe ich als meine Aufgabe.
Warum ist Unterhaltung in Deutschland so verpönt?
Das frage ich mich auch. Sie scheint ein schwarzes Schaf und hat immer so einen faden Beigeschmack. In Amerika heißt es "Entertainment" und die Amerikaner oder Engländer können das sehr gut: auf hohem Niveau unterhalten.
Sie werden nächstes Jahr 70 Jahre alt. Wie schauen Sie der Zahl entgegen?
Das ist mir wirklich total egal. Weil ich das Leben liebe, will ich so lange wie möglich auf diesem Planeten bleiben. Und wenn ich sterbe, dann möchte ich darauf vorbereitet sein.
Das hört sich dramatisch an.
Ich will jedenfalls nicht so tun, als gäbe es den Tod nicht, und erst recht keine Angst davor haben. Für viele Menschen ist das ein Tabuthema, für mich nicht. Alles ist endlich, auch das Leben. Sobald wir auf die Welt geworfen werden, tickt die Uhr. Bei manchen länger, bei anderen kürzer. Wenn ich dran bin, möchte ich sagen können: "Ach, jetzt ist es so weit. Okay, ich bin startklar."
Sind Sie denn zufrieden mit dem Leben, das Sie bisher hatten?
Ich hatte und habe immer noch ein tolles Leben und man hat es sehr gut mit mir gemeint. Und dafür bin ich sehr dankbar. Aber ja, mit 70 Jahren kann man, was ich natürlich nicht vorhabe, besser abtreten als mit 20. Da hat man das ganze Leben noch vor sich.
Welche Lehren ziehen Sie daraus?
Es muss einem klar sein, dass keiner ewig lebt. Mit diesem Bewusstsein lebt man besser. Die Menschen werden schon viel älter als vor 50 Jahren. Und auch ich tue einiges dafür, dass ich so lange wie möglich auf dieser Erde weile.
Was genau tun Sie?
Ich spiele dreimal die Woche Tennis und gehe jeden Tag ein bis zwei Stunden mit meinen Hunden spazieren. Außerdem ernähre ich mich bewusst – zu 80 Prozent auch wirklich gesund, den Rest genieße ich dafür umso mehr. Ich rauche schon lange nicht mehr und nehme Nahrungsergänzungsmittel, die wirklich geprüft und gut sind. Und ansonsten umgebe ich mich mit guten Menschen, die eine gute Ausstrahlung haben. Und ich bin seit 16 Jahren mit einem bezaubernden Menschen zusammen, der jeden Tag mein Leben bereichert.
Die ARD zeigt die zwei neuen Folgen von "Die Drei von der Müllabfuhr am 7. und 14. März um 20.15 Uhr.
- Interview mit Uwe Ochsenknecht