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Laura Müller wegen Song verspottet: Wie gefährlich ist OnlyFans?


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User verspotten Laura Müller
"Die große moralische Angst vor Sexarbeit"


21.04.2024Lesedauer: 5 Min.
Laura Müller: Die 23-Jährige sorgt sich um die Sicherheit ihrer Familie.Vergrößern des Bildes
Laura Müller: Die 23-Jährige besingt ihre OnlyFans-Karriere in ihrem neuen Song "Superstar". (Quelle: IMAGO/Christoph Hardt)
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Laura Müller singt in einem Song über ihre Erotikkarriere auf OnlyFans – und erntet dafür Häme. Sie ist nicht die Einzige, die für ihr Auftreten auf der Plattform kritisiert wird. Denn die ist umstritten.

Als sich Laura Müller und ihr Ehemann, der Sänger Michael Wendler, im November 2021 zum ersten Mal über ihren neuen OnlyFans-Account meldeten, war der Aufschrei groß. Auf der kostenpflichtigen Plattform wurden überwiegend erotische Inhalte geteilt. "Lasst uns gemeinsam OnlyFans anheizen", kündigten die Eheleute damals an. Vor allem Laura Müllers Alter stieß vielen auf: Sie war da gerade 21 Jahre alt.

Für die ersten Postings posierten die beiden noch zusammen. Doch schon bald war es nur noch Laura Müller, die sich präsentierte. Mittlerweile hat sie sogar einen zweiten Account. Bei einem Blick auf die "Gefällt mir"-Angaben kaum verwunderlich: Sie allein erntet viel mehr Zuspruch. Auch in Sachen Freizügigkeit traut sich Laura Müller inzwischen mehr zu. Zu Beginn trug sie kurze, hautenge Kleider. Mittlerweile überwiegen Auftritte in Dessous und Bilder mit entblößten Brüsten.

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Doch ihre Aufnahmen werden in den sozialen Netzwerken regelrecht zerrissen. Unter Instagram-Beiträgen sind Kommentare dieser Art zu lesen: "Ich finde es nur traurig, dass sie so abrutscht." Oder: "Irgendwann wird sie alles bereuen." Ebenso wie: "Schade um dieses junge, hübsche Mädchen." Auch für ihren jüngst veröffentlichten Song "Superstar", in dem sie ihre OnlyFans-Karriere besingt, erntet sie durchweg Spott und Kritik.

OnlyFans ist ein Erotik-Internetdienst, der polarisiert. In den vergangenen Jahren hat er sowie die gesamte Branche einen Aufschwung erlebt, während der Corona-Pandemie 2020 boomte auf einmal das Geschäft. Auch Promis wie Laura Müller haben entdeckt, wie viel Geld sich mit einem gewissen Bekanntheitsgrad und erotischen Aufnahmen auf der Plattform verdienen lässt. Doch wieso stößt ihre Arbeit und die vieler anderer dort auf so viel Unverständnis? Und welche Rolle spielt dabei das gesellschaftliche Frauen-Bild?

"Ich mache mein Hobby zum Beruf"

Für Influencerin Anne Wünsche ist OnlyFans so lukrativ, dass es mittlerweile zu ihrer Haupteinnahmequelle geworden ist. 2022 nahm sie satte 1.193.000 Euro ein. Doch es seien nicht in erster Linie die hohen Einnahmen, die sie dort halten, sagt sie t-online: "Wenn man es allein wegen des Geldes macht, würde es sich mit der Zeit auch unschön anfühlen. Man muss es lieben." Die 32-Jährige hat Spaß daran, erotische Inhalte zu kreieren. "Ich mache mein Hobby zum Beruf."

Wünsche spricht einen Vorwurf an, der vielen Frauen auf OnlyFans und in der Branche gemacht wird: Sie seien "von Geld oder psychologischen Defiziten getrieben". Die Medienpsychologin Marina Thomas hält das für ein Vorurteil. Sie befasst sich unter anderem mit Social Media, Selbstdarstellung im Netz und Sexualität und sagt: "Im Endeffekt ist es eine Arbeit und Arbeit kann auch Spaß machen. Eine Ärztin würde man nie fragen, ob sie ihren Beruf wegen des Geldes ausübt oder weil sie wirklich Menschen helfen will."

Marina Thomas: Es ist ein gesellschaftliches Problem

Anne Wünsche sagt, ihr mache die Arbeit Spaß, weil sie "etwas ausleben kann". Auch die Psychologin Marina Thomas spricht von einem Kick, den Frauen auf solchen Plattformen erlebten: "Zu Hause kann ihnen physisch nichts passieren, sie können aber trotzdem das Exhibitionistische ausleben." Doch dass sie sich gern freizügig präsentiere – und damit auch noch Geld verdiene – stoße auf viel Unverständnis, sagt Anne Wünsche. Marina Thomas erklärt das auch damit: "Sobald Frauen eine aktive sexuelle Position einnehmen und sich zum Beispiel freizügig im Internet zeigen, ist das eine Rolle, die in der patriarchalen Gesellschaft überhaupt nicht vorgegeben ist."

Frauen werden laut der Psychologin dazu erzogen, schamhaft zu sein und sich nicht zu freizügig zu präsentieren. "Und wenn, dann nur innerhalb der eigenen romantischen Beziehung, was dann als Privileg des monogamen Partners angesehen wird", so die Expertin. Auch Laura Müller schreibt auf OnlyFans: "Ich finde, dass man als moderne emanzipierte erwachsene Frau auch mal mit fremden Männern spielen kann." Doch mit diesen Verhaltensweisen entsprechen Anne Wünsche und Laura Müller nicht dem alten Rollenbild. Die Folge: negative Kommentare, Kritik und Beleidigungen.

Der Beruf des OnlyFan-Creators, also einer Person, die auf der Plattform mit einem eigenen Kanal Geld verdient, funktioniert so wie die Arbeit vieler anderer sogenannter Influencer. Ziel ist es, durch Inhalte in Form von Videos oder kommentierten Fotos für sich selbst Werbung zu machen und möglichst viele Menschen zu erreichen.

Auf Erotikplattformen geht es um das Präsentieren, um die Darstellung des eigenen Körpers. Dieses neue Berufsfeld könne Menschen beunruhigen, erklärt Marina Thomas. "Die große moralische Panik vor Sexarbeit, junge Frauen, die von ihrem erotischen Kapital profitieren. Da greifen gesellschaftliche Ängste, zum Beispiel, dass das die Gesellschaft zerstören könnte." Hier sei auch die Forschung gefragt. In Bezug auf Sexarbeit hinke man hinterher. "Wir müssen herausfinden, welche unserer Bilder über Sexarbeitende wahr sind und welche nur unsinnige Stereotypen und Vorurteile darstellen."

"Ein ewiges Reduzieren auf das Äußere"

Das öffentliche Präsentieren des eigenen Körpers könne dazu führen, dass Frauen durch die Bestätigung von außen ihr Selbstbewusstsein und die Sicht auf den eigenen Körper verbessern, so Thomas. Doch es berge auch eine Gefahr: Durch das "ewige Reduzieren auf das Äußere" – dem Mädchen und Frauen laut Thomas ohnehin ausgesetzt seien – könne es auch in eine andere Richtung ausschlagen: "Menschen verlieren das Gespür für den eigenen Körper und die eigenen Grenzen, weil man sich irgendwann selbst mehr als Objekt zum visuellen Wohlgefallen anderer ansieht." Die Folgen können Essstörungen oder obsessiver Sport sein.

Es könne sich aber auch auf das Sexleben auswirken. Studien zeigten, wenn Menschen immer nur auf das Äußere bedacht sind, haben sie keinen Spaß am Sex. "Sie überwachen sich währenddessen und schauen, wie ihr Körper aussieht", sagt Thomas. Pornos und Erotikplattformen lebten es oft falsch vor, es gehe mehr darum: "Wie sieht etwas aus? Und nicht: Wie fühlt sich etwas an? Aber was gut aussieht, muss sich eben nicht unbedingt gut anfühlen."

Das Internet vergisst nie

Und es gibt auch ein anderes Risiko. Das kennt auch Anne Wünsche: "Diese Bilder/Videos werden für immer im Internet bleiben. Freunde, Familie, Nachbarn werden es vielleicht herausfinden und auch diese Bilder/Videos zu Gesicht bekommen." Marina Thomas weist zudem auf die Gefahr hin, dass "nicht vertrauenswürdige Partner Daten an die Arbeitgeber oder die Familie weiterleiten und Personen damit tyrannisieren und mobben und erpressen."

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Für die Psychologin gibt es in Bezug auf die gesetzlichen Regelungen viele "luftleere Räume": "Bis vor kurzem war es gesetzlich legal, intime Bilder gegen den Willen der Person herumzuschicken. Es gab keinerlei gesetzlichen Rahmen dafür, ob das Körperverletzung oder ein Datenschutzvergehen ist."

"Tabu und Scham treiben oft in die Vereinzelung"

Auch Jugendschützer beschäftigt sich mit Erotikplattformen und den Risiken für Kinder und Jugendliche. In der Vergangenheit kritisierten sie immer wieder, OnlyFans sei zu leicht von Kindern und Jugendlichen zu nutzen. Das Unternehmen modifizierte daraufhin die Zugangsschranken zur Plattform zum Schutz von Minderjährigen. Doch die Plattform jugendschutz.net erhält noch immer "regelmäßig Anfragen und vereinzelt Beschwerden zu einzelnen Inhalten im Zusammenhang mit OnlyFans oder anderen vergleichbaren Plattformen", wie eine Sprecherin auf Anfrage mitteilt.

Marina Thomas empfiehlt, allen Erwachsenen, die sich auf der Plattform zeigen wollen, sich vorher von Menschen mit Erfahrungen beraten zu lassen. "Tabu und Scham treiben oft in die Vereinzelung, diese Vereinzelung macht aber alles gefährlicher und unprofessioneller. Sich kollegial austauschen wäre mein Tipp." Anne Wünsche sagt: "Ich rate es jedem, dem die Nachteile bewusst sind und wer wirklich Spaß daran hat."

Ob Laura Müller sich im Vorfeld ausführlich Gedanken gemacht hat oder ihr Ehemann, der – wie viele Kritiker vermuten – die treibende Kraft hinter ihrer Erotikkarriere war, ist nicht bekannt. Nach drei Jahren scheint die 23-Jährige jedenfalls den OnlyFans-Markt für sich erobert zu haben, in ihrem Song singt sie: "Follow mir auf Only, dann sind wir uns ganz nah, dank dir bin ich ganz oben, kauf Autos einfach bar."

Verwendete Quellen
  • Telefonat mit Marina Thomas
  • schriftliches Interview mit Anne Wünsche
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