Partnersuche Schon die alten Römer gingen fremd
Immer mehr Menschen wagen ihn, den Seitensprung. Statistiken belegen, dass heute 50 Prozent der Menschen fremdgehen. Und die Anzahl scheint eher zu- als abzunehmen. Dabei ist der Sex außerhalb der Paarbeziehung ein sehr altes Phänomen. Schon im alten Griechenland der Antike (1200 vor bis ca. 600 nach Christus) war außerehelicher Geschlechtsverkehr an der Tagesordnung - allerdings nur bei den Männern. Sehr verbreitet war die käufliche Liebe mit den Hetären, die eine Möglichkeit außerhalb der Ehe bot, körperliche und geistige Liebe zu finden. In unserer Klick-Show geben wir Ihnen einen kurzen historischen Abriss über das Thema.
Die Paar- und Sexualtherapeutin Andrea Bräu gibt in ihrem neuen Buch "Es war doch nur Sex" einen aufschlussreichen Überblick über das Phänomen Fremdgehen und verrät dabei auch Einiges über dessen Geschichte. Das eigentliche Zentrum der Lust in der Antike, so schreibt sie, war Rom. Durch Ausgrabungen im 19. Jahrhundert konnte man rekonstruieren, dass Sex, Orgien und Prostitution im Rom der Kaiserzeit an der Tagesordnung waren.
Kein gleiches Recht für alle
Im Römischen Reich war der Seitensprung allerdings nur den Männern erlaubt. Erfuhr ein Ehemann gar vom Fremdgehen seiner Gattin, musste er sie und ihren Liebhaber anzeigen. Andernfalls machte er sich der Zuhälterei schuldig. Damals musste jeder männliche Bürger zur Armee. Heiraten durften die Männer aber erst, wenn sie 25 Jahre lang Militärdienst geleistet hatten. Damit sie überhaupt Sex haben konnten, wurde das Halten von Konkubinen legitimiert. Die Konkubinen waren selbst nicht verheiratet und fast immer mit demselben Soldaten liiert. Im alten Ägypten kamen offenbar wenigstens reiche und mächtige Frauen erotisch auf ihre Kosten. Die Pharaonin Kleopatra (69 bis 30 vor Christus) soll gleich mehrere Affären gehabt haben, unter anderem mit Julius Cäsar und Marcus Antonius.
Abwertung des Körperlichen im Mittelalter
Im Mittelalter, also vom 6. bis 15. Jahrhundert nach Christus, bestand die Bevölkerung zu fast 90 Prozent aus Bauern. Sie waren die Leibeigenen und Unfreien der Grundherren. Der Grundherr hatte seinerzeit das "Recht der ersten Nacht", also das Recht in der Hochzeitsnacht mit der Braut zu schlafen. Durch den zunehmenden Einfluss der christlichen Kirche wurde Sexualität, die nicht kirchlich sanktioniert war und der Fortpflanzung diente, für sündig erklärt. Leidenschaft wurde als Laster angesehen, als ein Werk des Teufels. Seit 1215 nach Christus gilt die Ehe als heilig. Eine Scheidung war nur in den höchsten gesellschaftlichen Kreisen möglich.
Die Neuzeit: Frauen fordern Gerechtigkeit
In der Neuzeit, deren Beginn gerne auf die Entdeckung Amerikas im Jahr 1492, begann sich die Auffassung außerehelicher Beziehungen endlich zugunsten der Frauen zu verändern. Die Frau wurde nicht mehr als Besitz des Mannes betrachtet. Vergehen wie Ehebruch regelte man zunehmend gesetzlich. Es entwickeln sich echte Paarbeziehungen. Im Zuge der Romantik erhofften sich Mann und Frau Erfüllung in der Zweierbeziehung, der Liebesheirat. Außereheliche sexuelle Beziehungen blieb dennoch hauptsächlich ein Privileg der Männer. Meilensteine in punkto sexueller Emanzipation legten der Psychoanalytiker Sigmund Freud (1856 - 1939) und der Sexualforscher Alfred Kinsey (1894 – 1956). Heute gibt es in der Betrachtung weiblicher und männlicher Seitensprünge keinen Unterschied mehr, sie sind gleichermaßen präsent in sämtlichen Medien und werden moralisch akzeptiert.
Andrea Bräu
"Es war doch nur Sex. Seitensprung - ein altes neues Verlangen"
Südwest-VerlagAndrea Bräu
192 Seiten
14,99 Euro