Oscars 2018 Der Durchbruch für transsexuelle Schauspieler
Bei den Oscars spielten Transsexuelle bislang kaum eine Rolle. Dieses Jahr ist das anders. Gleich zwei Filme mit Transkünstlern haben am Sonntag Chancen auf die begehrte Trophäe.
Am Sonntagabend werden zum 90. Mal in Los Angeles die Oscars verliehen. Gute Chancen auf einen Goldjungen haben dieses Jahr auch "Eine fantastische Frau" und "Strong Island". Beide Filme drehen sich um Transsexuelle.
Das in Chile gedrehte Melodram "Eine fantastische Frau" mit Hauptdarstellerin Daniela Vega gilt als Favorit für den Preis als bester fremdsprachiger Film. Der Transsexuelle Yance Ford ist mit seiner sehr persönlichen Dokumentation "Strong Island" in der Kategorie "bester Dokumentarfilm" nominiert.
Die beiden Oscar-Anwärter machen deutlich, dass das von heterosexuellen Weißen dominierte Hollywood gerade umgekrempelt wird. Der Film "Eine fantastische Frau", der unter anderem von "Toni Erdmann"-Regisseurin Maren Ade mitproduziert wurde, erzählt die Geschichte der transsexuellen Kellnerin Marina, die nach dem Tod ihres Geliebten gegen die Vorurteile der Gesellschaft kämpft.
Gespielt wird die Hauptfigur von der chilenischen Schauspielerin Daniela Vega, die wie ihre Figur Marina als Mann geboren wurde. Bereits im vergangenen Jahr ist der Film bei der Berlinale mit dem Silbernen Bären für das beste Drehbuch geehrt worden. Dieses Jahr könnte die goldene Oscar-Statue folgen.
In "Strong Island" beschäftigt sich Yance Ford mit dem Mord an seinem Bruder. Der 24-jährige Schwarze war 1992 erschossen worden. Der Täter, ein weißer Automechaniker, wurde trotz eindeutiger Beweise freigesprochen.
Yance Ford ist der erste offen transsexuelle Mann im Rennen um einen Oscar. "Das ist wie ein kleines Erdbeben", sagt er zu den beiden Nominierungen. "Hoffentlich eröffnet das Transschauspielern und Künstlern die Möglichkeit, Anerkennung zu finden."
Filme und Serien mit Transfiguren gab es in den vergangenen Jahren mehrere, doch meist wurden ihre Helden von Schauspielern verkörpert, die selbst nicht transsexuell sind. "Boys Don't Cry" etwa erzählt die Geschichte eines Transmannes. Die Schauspielerin Hilary Swank wurde für diese Rolle 2000 mit dem Oscar ausgezeichnet.
Er hoffe, er sei der letzte Nicht-Transsexuelle, der eine Transsexuelle spiele, sagte US-Schauspieler Jeffrey Tambor, als ihm für seine Rolle als transsexuelle Frau in der Serie "Transparent" 2016 der Emmy verliehen wurde. Lange wurden Transgender in Filmen als gestörte, depressive Charaktere am Rande des Nervenzusammenbruchs dargestellt.
"Es gab viele psychopathische Mörder wie in 'Das Schweigen der Lämmer'", sagt Larry Gross, Kommunikationswissenschaftler an der University of Southern California. Inzwischen seien die Figuren näher an der Realität.
"Häufig geht es jetzt um die Schwierigkeit, anders zu sein", sagt Gross – Geschichten, wie sie in der Vergangenheit mit schwulen, schwarzen oder jüdischen Figuren ähnlich erzählt worden seien. "Die große Herausforderung ist immer, dass das Anderssein gut und nicht bedrohlich ist."
- AFP