Moonlit Parade Songpoet Jono McCleery begeistert mit feinstem Folk-Jazz
Berlin (dpa) - Mit so einer Sahnekaramell-Stimme kann man nicht mehr viel falsch machen - und ihr glücklicher Besitzer Jono McCleery tut es auf seinem neuen Album auch nicht. Im Gegenteil.
Mit einem Sound zwischen Folk, Soul und Jazz - ungefähre Koordinaten: Nick Drake trifft auf Bill Withers und Brad Mehldau - ist "Moonlit Parade" Seelenbalsam pur. Im Wettbewerb um die schönste Indiepop-Platte 2022 hat der Brite gewiss gute Argumente.
Schon McCleerys vorherige Alben seit dem Debüt "Darkest Light" von 2008 waren randvoll mit feinen Melodien und meist reduzierten, immer geschmackvollen Arrangements rund um seinen formidablen Gesang. Auf "Moonlit Parade" hat dieser bescheidene Singer-Songwriter seine Kunst nun auf die Spitze getrieben.
Das Album kulminiert im zentralen Sechsminüter "From A Place", in dem sich McCleerys dehnbare Baritonstimme, seine gestreichelte oder gezupfte Akustikgitarre und Steve Pringles virtuoses Jazz-Piano perfekt umspielen.
McCleery(39) entstammt einer stilbewussten Musikszene um Songwriter wie Nick Mulvey, José González oder Fink, für die der Stilbegriff "Folktronica" quasi erfunden wurde. Auf "Moonlit Parade" drängt der Londoner die elektronischen Sound-Elemente jedoch weit in den Hintergrund - die meisten der neun Songs könnte er auch auf sechs Saiten am Lagerfeuer spielen.
Das Ergebnis: Nie klang McCleerys Musik - die er nun nicht mehr beim englischen Kultlabel Ninja Tune, sondern bei der Berliner Firma Ninety Days Records veröffentlicht - natürlicher, poetischer, persönlicher. Die Platte, deren Texte durchaus schwere Themen wie Rassismus und Seelennöte spiegeln, endet mit dem sanft-verspielten Instrumental "The Sun Chime", zu dem der Musiker sagt: "Ich wollte, dass das Album mit einer leichteren Note ausklingt." Die knapp 40 Minuten von "Moonlit Parade" hallen dennoch lange nach.