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Aus bei DSDS: Xavier Naidoo fliegt aus Show am Samstag wegen Video


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Migranten als "Wölfe"?
RTL wirft nach Hetzvideo Naidoo bei DSDS raus


Aktualisiert am 12.03.2020Lesedauer: 4 Min.
Xavier Naidoo: "Deutschland sucht den Superstar" hat den Sänger als Juror verpflichtet.Vergrößern des Bildes
Xavier Naidoo: "Deutschland sucht den Superstar" hat den Sänger als Juror verpflichtet. (Quelle: imago-images-bilder)
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Soul-Sänger Xavier Naidoo bringt sich mit Videoschnippseln um seinen Job in der DSDS-Jury. Er singt von Gefahr durch Flüchtlinge und nennt die "Wir sind mehr"-Bewegung "deutschlandfeindlich".

"Ihr seid verloren, ihr macht nicht mal den Mund für euch auf", beginnt der selbst aufgenommene Clip, der momentan durch die sozialen Netzwerke geistert, noch recht harmlos. Xavier Naidoo, Juror der RTL-Show "Deutschland sucht den Superstar", singt dort in einem knapp einminütigen Ausschnitt von einer Gefahr, die von der Einreise von Flüchtlingen in Deutschland ausgehen würde. Es ist eines von mehreren kurzen Videos, in denen sich Naidoo deutlich rechts positioniert. RTL reichte es: Naidoo fliegt zumindest in der Samstagshow aus der Jury.

Im Text des bekannt gewordenen Lieds wiederholt er eine in rechten Kreisen gern verbreitete, aber völlig falsche Darstellung von Morden durch Zuwanderer. Naidoo singt, dass "fast jeden Tag ein Mord geschieht, bei dem der Gast dem Gastgeber ein Leben stiehlt". Tatsächlich registrierte das BKA in den ersten neuen Monaten des vergangenen Jahres 14 Fälle, in denen Deutsche getötet wurden und Zuwanderer des Totschlags oder des Mordes verdächtigt wurden. Richtig wäre also, dass etwa alle 20 Tage eine Tat begangen wird, bei der ein Deutscher stirbt und ein Zuwanderer als Täter verdächtigt wird.

Das Video ist eines von drei, die nach Recherchen von t-online.de am Montag in einer Telegram-Gruppe hochgeladen wurden. In zwei anderen nimmt er direkt Bezug auf den Tod von Daniel H. in Chemnitz, der von einem 24-jährigen Syrer mit einem Messer getötet wurde. An die Adresse der Menschen, die damals mit dem Motto "Wir sind mehr" gegen Instrumentalisierung und Hetze demonstriert hatten, heißt es in einem der Videos von Naidoo: "Doch in Wahrheit seid Ihr einfach nur peinlich und deutschlandfeindlich, denn Ihr seid leer."

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RTL erklärte auf Nachfrage zunächst, der Sender sei "irritiert von dem aufgetauchten Video. Wir erwarten klare Antworten von Xavier." Es sei auch nicht das erste Mal, dass Naidoo Fremden-Hass und Rassismus vorgeworfen werde. Am Abend teilte RTL mit, dass es zunächst zur Trennung kommt: "Er bleibt dem Sender viele Antworten schuldig." Das Statement auf Facebook war für den Sender nicht überzeugend: "Die Aussagen im Video und seine Kommentierung danach passen überhaupt nicht zusammen."

Im Text dieses Liedes heißt es etwa auch: "Eure Töchter, eure Kinder sollen leiden, sollen sich mit Wölfen in der Sporthalle umkleiden." "Wir" – gemeint ist von dem Soul-Sänger vermutlich die deutsche Bevölkerung; wer genau das ist, bleibt allerdings im Vagen – würden nur am Rand stehen und bei dem "Schauspiel zuschauen". Es sei in unserem Land "kein Mann" in der Lage, uns noch "zu retten".

"Keine Bühne für Rassisten"

Das mindestens verschwörungstheoretisch anmutende und faktisch falsche Geschwurbel sorgte umgehend für Kritik. "Keine Bühne für Rassisten und geistige Brandstifter. Erst recht nicht nach Hanau, Halle, Kassel!", forderte etwa "Monitor"-Moderator Georg Restle in Richtung des Senders RTL. Auf der Plattform Change.org wurde nach Bekanntwerden eine Petition gestartet, die den Rauswurf von Naidoo aus der Jury fordert. Die hatte sich am Abend zunächst erledigt.

Dafür gewann eine Petition schnell Unterzeichner, die fordert, den Rauswurf rückgangig zu machen. Vor allem im rechten Spektrum wird dem Sänger applaudiert. So finden sich unter einem auf YouTube hochgeladenen Video unzählige Reaktionen, die Naidoo für seine "deutlichen Worte" loben: "Der wohl beste Künstler im Land erhebt seine Stimme, obwohl er selbst mehrfach kritisiert wurde. Danke von ganzem Herzen", heißt es da zum Beispiel. Der Kommentar endet mit den Worten "patriotische Grüße".

Kritik an Xavier Naidoo nicht neu – Rolle von RTL

Schon mehrfach wurde Xavier Naidoo in der Vergangenheit für seine Verschwörungsbeiträge und das rechte Gedankengut in seinen Äußerungen kritisiert. So behauptete er unter anderem, Deutschland sei eine GmbH und stünde unter der Kontrolle der Alliierten – typische Muster aus rechten Verschwörungskreisen, die der Bundesrepublik Deutschland ihre Souveränität absprechen wollen. Auch der Sender RTL geriet in die Kritik, weil er den Sänger in die Jury für die neue Staffel der Castingshow DSDS aufnahm.

"Xavier N." gibt in Gruppe Vorgeschmack auf Album

Die Ursprungsquelle der nun aufgetauchten Videos ist nach Recherchen von t-online.de eine Naidoo-Fan-Gruppe in dem Messenger Telegram. Dort hat ein Nutzer mit dem Namen Xavier N. die kurzen Clips gepostet. In der Gruppe wird gerätselt, ob es sich um Naidoo selbst handelt. Sprachnachrichten von Xavier N. als Antworten auf Fragen klingen aber sehr nach Naidoo.

"Xavier N." schreibt dort auch, das neue Album werde "heftig und sehr patriotisch". Es komme nach DSDS. In der Gruppe gibt es Unmut über einige dort vertretene rechte YouTuber, die entgegen Absprachen in ihren Kanälen das Video weiterverbreitet haben sollen. In der Gruppe vertreten sind etwa der frühere NPD-Aktivist Carsten Jahn und "Lilly Thüringen", die von einer Demonstration mit Rechtsextremen gegen den WDR live berichtet hatte.

Außerhalb von Telegram war das Video zu Morden von Migranten zunächst am Montagabend auf Facebook von einem Nutzer hochgeladen, hatte aber kaum Aufmerksamkeit erregt. Am Dienstagabend gegen 19.30 Uhr änderte sich das, als dieses Video von diversen Nutzern aus der AFD und dem Unterstützerumfeld verbreitet wurde. Einer der ersten, der das Video neu hochlud, war der AfD-Bundestagsabgeordnete Stephan Protschka.

Der Text wurde mit Informationen zu der mutmaßlichen Quelle der Videos und der Information aktualisiert, dass von dem Nutzer Xavier N. mehrere Videos hochgeladen wurden. Der Text wurde nach der Entscheidung von RTL erneut aktualisiert.

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