Pro und Contra Umstrittener Fischer-Auftritt beim Pokalfinale
Am Samstag spielt Borussia Dortmund im DFB-Pokalfinale gegen Eintracht Frankfurt. In der Halbzeitpause performt Helene Fischer auf der Haupttribüne des ausverkauften Olympiastadions. Ihr Auftritt sorgt für gespaltene Meinungen.
Auch in der t-online.de-Redaktion wird hitzig über das Thema diskutiert. Hier lesen Sie, was die Sportredakteure Florian Wichert und Benjamin Zurmühl über den Auftritt denken:
Der Fußball ist unsere Sportart Nummer Eins in Deutschland – Helene Fischer ist unsere Sängerin Nummer Eins. Beim DFB-Pokal-Finale am Samstag kommt beides zusammen!
Das passt offenbar nicht allen. "Der Fußball ist so kaputt", twitterte "11 Freunde". Andere kritisieren kommerzielle Interessen, zu viel Eventcharakter oder machen sich Sorgen, dass sie bis zum Anpfiff der zweiten Hälfte nicht fertig wird mit ihrem Auftritt. Auf jeden Fall habe Helene Fischer beim Pokalfinale nichts zu suchen…
Schwer nachvollziehbar…
Helene Fischer gehört zum Fußball wie die Bratwurst und das Bier!
In Stadien und beim Fußball ist sie zuhause
► 2013 sang sie beim Bankett des BVB nach dem verlorenen Champions-League-Finale. BVB-Star Marco Reus nominierte sie 2011 für die Ice Bucket Challenge und Spieler wie Bastian Schweinsteiger oder Roman Weidenfeller besuchen ihre Konzerte.
► 2014 empfing sie die deutsche Weltmeister-Mannschaft auf der Berliner Fanmeile mit "Atemlos". Sie dichtete sogar ein paar Zeilen um, z.B. in "Spür, was Fußball mit uns macht“. Wer jubelte ihr da zu? Genau! 500.000 Fußballfans.
Ausgerechnet in Berlin tritt sie nun beim DFB-Pokalfinale auf – und soll plötzlich fehl am Platz sein???
Zumal sie sich mit Stadien auskennt. Mit ihrer letzten Tour füllte sie die großen Arenen – allein zweimal – genau – das Olympiastadion. Zu den Gästen gehörten auch Fußballfans. Sie ist DER deutsche Mega-Star. Ihr neues Album ist mit mehr als 300.000 Verkäufen in wenigen Tagen so gut gestartet wie kein anderes in den letzten 15 Jahren.
Was hätten Sie sich alternativ gewünscht – Tokio Hotel?
Wer sich über den ausufernden Auftritt von Anastacia beim FC Bayern aufgeregt hat, kann sich entspannen. Der Auftritt dauert nur fünf Minuten und findet vor der Haupttribüne statt.
Zu viel Eventcharakter? Dann schauen Sie sich den Super Bowl oder jede andere Sportart in den USA an.
Was hätten Sie sich alternativ für die Halbzeit gewünscht? Betrunkene Fans, die von der Mittellinie versuchen, auf das Tor zu schießen um einen Blumentopf zu gewinnen? Einen Auftritt von Tokio Hotel?
Ich jedenfalls kann mir Schlimmeres vorstellen als eine junge, attraktive und fußballbegeisterte Frau mit einer tollen Stimme – deren Auftritt unter Umständen spannender ist als das Spiel David gegen Goliath.
Helene Fischer tritt in der Halbzeitpause des DFB-Pokals auf. Sie wird ein Medley aus Songs von ihrem neuen Album performen. Wieder einmal eifert man in Deutschland dem US-amerikanischen Vorbild nach und lässt dabei das Wichtigste außer Acht: Das Spiel.
Brandenburger Tor und Pokalfinale? Vergleich von Äpfeln und Birnen
Man hat das Gefühl, dass es allen Beteiligten mehr um das Geld geht, als um den Sport. Das vor kurzem veröffentlichte Album von Helene Fischer soll promotet werden, nicht der Fußball. Das DFB-Pokalfinale wird zu einem Event gemacht, was an den Super Bowl aus den USA erinnert. Immer mehr Show, immer mehr Drumherum und immer weniger Sport. Auch die Fans wurden bei der Entscheidung des DFB übergangen. Der Protest im Internet ist verständlicherweise groß.
Wer den Auftritt nach der Weltmeisterschaft am Brandenburger Tor als Argument für einen Auftritt von Helene Fischer heranzieht, vergleicht Äpfel mit Birnen. Auf der einen Seite war es eine Party, bei der ein unglaublicher Erfolg gefeiert werden sollte, da gehört ein musikalischer Auftritt dazu.
Doch auf der anderen Seite findet am Samstag das für beide Mannschaften wichtigste Spiel der Saison statt.
Ablenkung für die Spieler ist garantiert
Die Spieler der Teams stehen unter großem Druck, brauchen volle Konzentration. Auch wenn die Mannschaften zur Halbzeit in der Kabine sind, bleibt ein solcher Auftritt für die Spieler nicht unbemerkt. Die Lautstärke der Musik mit einem kräftigen Bass ist auch in den Innenräumen des Olympiastadions zu hören, da die Kabinen nicht tief in den Katakomben des Stadions liegen. Ablenkung für die Spieler ist also garantiert.
Während Niko Kovac und Thomas Tuchel ihren Spielern wichtige Ansagen machen, ist im Hintergrund Helene Fischer zu hören. Für die Ersatzspieler, die sich auf dem Platz warmmachen, ist die Situation sogar noch drastischer. Dieses Halbzeitevent ist nicht mit kleinen Fan-Spielen auf dem Rasen oder Ansagen des Stadionsprechers zu vergleichen.
Es geht nicht darum, wie gut oder schlecht man die Musik von Helene Fischer findet, sondern ob man den Sport im Vordergrund sieht, oder nicht.
Das DFB-Pokalfinale ist keine Fernsehshow, bei der Auftritte von Musikern dazugehören, sondern ein Fußball-Spiel. Hier sollte es nicht nur die 90 Minuten während des Spiels um den Sport gehen, sondern auch in den 15 Minuten dazwischen.