The Universal Want Ein Doves-Comeback mit zehn neuen Klangkathedralen
Berlin (dpa) - Sie sind ein sehr britisches Phänomen mit ihrem epischen Sound, der oft zu einer mächtigen Klangkathedrale emporwächst: die Doves, ein Rock-Trio aus Manchester, das mit seinem Comeback-Album genau dort weitermacht, wo die Bandgeschichte 2009 vermeintlich zu Ende ging.
Ein Lied auf dem jetzt etwas überraschend veröffentlichten "The Universal Want" (Heavenly/Virgin/EMI) trägt gar den kongenialen Titel "Cathedrals Of The Mind": Der Song enthält all die treibende Energie und unterschwellige Melancholie, für die Sänger Jimi Goodwin und die Williams-Brüder Jez und Andy seit 20 Jahren berühmt sind.
Schlechtes Wetter und typisch insulare Schwermut darf man sich bei den Doves immer mitdenken. Kein Wunder also, dass diese Musik in Großbritannien so erfolgreich ist - nach "The Last Broadcast" (2002) und "Some Cities" (2005) erreichte auch die neue Platte wieder Platz 1 der UK-Charts.
Der Opener "Carousels" mit seinem jazzigen Schlagzeug-Gewirbel (ein Sample der kürzlich gestorbenen Afrobeat-Ikone Tony Allen) setzt schon mal ein dickes Ausrufezeichen. Goodwins Stimme droht in Hall und Bombast fast unterzugehen, findet aber immer wieder einen Weg, um den Hörer zu berühren. Dieser Frontmann hat trotz langer Doves-Pause nicht an Wirkung eingebüßt.
Dass die drei Musiker Soundperfektionisten und Kläng-Ästheten sind, wird auch bei "For Tomorrow", dem schon erwähnten, dubbigen "Cathedrals"-Song, im teilweise House-infizierten Titelsong und vor allem im Album-Highlight "Prisoners" deutlich. Wie hier elektrische und folkig akustische Gitarren, Keyboard-Schlieren, sirenenhafte Frauenstimmen und wuchtiges Getrommel ineinander fließen - das ist große Arrangement-Kunst.
Was man "The Universal Want" vielleicht vorwerfen kann: Das fünfte Album der Band weicht nur selten vom gewohnten Pfad ab, es wird zum Ende seiner 47 Minuten Spieldauer hin etwas einförmig, die Midtempo-Stücke und Goodwins Klagegesänge wiederholen sich. An die Klasse von "Even In Exile", dem fantastischen Soloalbum ihres britischen Landsmannes James Dean Bradfield aus dem August, kommen die Doves daher nicht heran.
Gleichwohl: Die gepflegte Tristesse der zehn Herbst-Lieder erinnert daran, dass diese Band zu lange gefehlt hat - schön, dass es die Doves immer noch (oder wieder) gibt. Zwischen Bradfields aufrechter Sozialisten-Truppe Manic Street Preachers, dem wunderbaren Richard Hawley, den Empathie-Bolzen von Elbow und einem oft arg pathetischen Coldplay-Stadionpop ist durchaus noch Platz für drei Tauben aus Manchester.