Gutes aus Sachsen Starker Indiepop von Garda und Woods Of Birnam
Berlin/Dresden (dpa) - Garda und Woods Of Birnam gelten schon seit längerem als Beweis für die spannende ostdeutsche Popszene. Nun kommen fast zeitgleich neue Alben der beiden Bands heraus.
GARDA, dieses in den Regionen Chemnitz, Leipzig und Dresden beheimatete Sextett, kennt die Frage schon: Was, die sind wirklich aus Sachsen? Nicht nur, weil dieses Bundesland für viele Kulturschaffende und Musikfans derzeit keinen allzu guten Leumund hat wegen seiner Rechtsaußen-Tendenzen. Sondern auch, weil manche Popkritiker der ostdeutschen "Provinz" Alben wie "Odds" (K&F/Broken Silence) womöglich gar nicht zutrauen.
Schon der Vorgänger "A Heart Of A Pro" (2012) war eine solche Überraschung und hatte Garda-Konzerte quer durch Europa sowie eine Japan-Tour zur Folge. Die Band um Songwriter Kai Lehmann zeichnete sich durch ambitionierte Arrangements, feine Melodien und einen markanten, sensiblen Gesang à la Conor Oberst aus. Dessen Bright Eyes, aber auch Arcade Fire oder Radiohead wurden als Referenzen genannt - nicht die schlechtesten für eine noch weitgehend unbekannte Ost-Band.
"Odds" bedeutet nun eine weitere Steigerung: Analoge, orchestrale und elektronische Sounds verschränken sich aufs Harmonischste, so dass man - jetzt mal eine deutsche Vergleichsgröße - gelegentlich auch an Konstantin Groppers hoch erfolgreiches Mannheimer Projekt Get Well Soon denkt. Garda wachsen dabei vom ursprünglichen Duo aus Sänger/Songschreiber Lehmann und Drummer Ronny Wunderwald bis hin zum elfköpfigen Chamberpop-Ensemble mit Streichern, Bläsern (von der Volksmusikkapelle Oederaner Blasmusikanten!), Pedal-Steel-Gitarre, Bassklarinette und Vibrafon an.
"Ein Album, das die von der Kritik oft erwähnte Internationalität im Klang der Band sowie auch die Energie der Liveshows noch ein Stück weiterführt", jubelt das Dresdner Label K&F über "Odds". Kann man so stehen lassen. Auf jeden Fall ein sehr schönes Indie-Folkpop-Album für Hörer mit offenen Ohren.
Aufgenommen wurde das Garda-Werk in verschiedenen Dresdner Studios unter Leitung von Uwe Pasora - womit wir auch schon bei WOODS OF BIRNAM wären. Pasora spielt Bass in dem Dresdner Quintett, das mit "Grace" (Royal Tree Records/Broken Silence) nun seine dritte Platte seit der Gründung vor sieben Jahren vorlegt.
Woods Of Birnam, benannt nach einem wichtigen Handlungselement aus William Shakespeares "Macbeth", sind konsequenterweise eine theatralische Band. Dazu gehört die enge Verbindung zum Staatsschauspiel Dresden, aber auch die tragende Rolle von Schauspieler Christian Friedel, der hier als Sänger und Pianist auftritt. Passend dazu die Musik auf "Grace": ein farbenfroher, experimentierfreudiger, tänzelnder, ja durchaus theatralischer Indiepop, produziert von O.L.A.F. OPAL zusammen mit der Band.
Friedel, ein aufstrebender Fernseh- und Filmdarsteller (derzeit als Polizeifotograf in der tollen Krimi-Serie "Babylon Berlin" im Ersten zu sehen), hat sich für Woods Of Birnam 2011 mit vier Musikern der Dresdner Popband Polarkreis 18 zusammengetan. Da kommt also schon mal einiges an Talenten zusammen.
Und der Sound des Quintetts ist dementsprechend vielfältig: von schönen Balladen ("Homeless") über Verweise auf die 80er, Krautrock und rhythmische Extravaganzen ("Isolation") bis zu Elektropop und Gospel-Soul ("Into The Rapture"). Angesichts des übergreifenden Themas Verlust und Trauer klingen die Songs teilweise sehr melancholisch, aber zugleich so kraftvoll und ermutigend, dass "Grace" nie zu weinerlichem Depri-Pop gerät.
Konzerte Garda: 20.10. Braunschweig, 23.10. Berlin, 24.10. Rostock, 26.10. Jena, 27.10. Karlsruhe, 19.12. Hamburg, 19.1.2019 Erfurt, 20.1. Leipzig, 20.2. Nürnberg, 21.2. Ulm, 22.2. Esslingen
Konzerte Woods Of Birnam: 4.1.2019 Erfurt, 5.1. München, 6.1. Stuttgart, 10.1. Berlin, 11.1. Magdeburg, 12.1. Hannover, 13.1. Dresden, 16.1. Düsseldorf, 20.3. Hamburg