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Psychothriller "Das Geschenk" von Sebastian Fitzek: Worum geht es?


Sebastian Fitzeks neues Buch
Worum geht es in "Das Geschenk"?

Von Charlotte Janus

23.10.2019Lesedauer: 3 Min.
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Bücher Sebastian Fitzek: Sein neuer Thriller "Das Geschenk" erscheint am 23. Oktober. (Quelle: Manfred Segerer/imago-images-bilder)

Sebastian Fitzek arbeitet sich in seinem neuen Thriller „Das Geschenk“ tief in die Gedankenwelt eines Analphabeten hinein.

Tieftraurige, verzweifelte Augen blicken Milan an. Ein junges Mädchen sitzt auf dem Rücksitz eines Autos. Sie presst einen beschriebenen Zettel an die Scheibe. Milan weiß nicht, was darauf steht. Die Buchstaben auf dem Zettel sind für ihn unverständlich – er kann weder lesen noch schreiben. Doch allein der Blick des Mädchens und eine unerklärliche Vertrautheit berühren ihn tief. Er fühlt sich verantwortlich und nimmt die Verfolgungsfahrt auf.

In der Hoffnung, das Mädchen aus den Fängen ihrer Mutter und deren Partners retten zu können, begibt Milan sich auf eine Reise, die ihn tief in seine eigene Vergangenheit führt. Der Handlungsort verlagert sich schnell vom dicht besiedelten Berlin nach Rügen, wo Milan aufgewachsen ist. Inseln und abgeschlossene Orte nutzt Fitzek oft in seinen Thrillern. Auf der Insel entspringt das Grauen einem Ort der Ruhe. Dabei bewegen sich die Protagonisten in einem sehr begrenzten Umfeld von wenigen Personen, die alle wichtig für die Handlung sind.

Das fremde Mädchen besitzt Kenntnisse über Milans Jugend, Kenntnisse, die dieser sich nicht erklären kann. Wer ist sie? Über eine Geheimschrift, die Milan zu seiner Schulzeit mit seiner damaligen Freundin erfunden hat, kommuniziert das Mädchen mit ihm. Dabei stellt sich Milan die Frage, wie er die Schrift überhaupt entwickeln konnte. Konnte er als Kind vielleicht doch einmal lesen und schreiben? Zunehmend wundert sich Milan, was in seiner Jugend geschah. Er selbst erinnert sich an vieles nicht mehr.

Analphabetismus im Gegensatz zum Autorenleben

In „Das Geschenk“ greift Sebastian Fitzek ein gesellschaftlich hoch relevantes aber oft übersehenes Thema auf. Dieser Bezug macht das Besondere der Geschichte aus und hebt es von anderen Büchern des Starautors ab. In Deutschland leben etwa 6,2 Millionen Analphabeten. Auffallen tut das kaum, denn viele von ihnen haben funktionierende Strategien zur Geheimhaltung entwickelt. So auch Milan in Fitzeks neuem Thriller.

Der Autor beschreibt sehr detailliert die Innensicht eines Analphabeten. Als Schriftsteller, der von der Sprache lebt, stellt Fitzek sich der Herausforderung, ein Leben zu beschreiben, das im genauen Gegensatz zu seinem eigenen steht. Welche Einschränkungen hat ein Analphabet im Alltag und wie versucht er, seine Unfähigkeit zu lesen und zu schreiben vor der Außenwelt zu verstecken? Der Leser begleitet Milan durch seinen Kampf mit den Buchstaben und der ständigen Angst davor, als Analphabet enttarnt zu werden. Diese Angst belastet auch Milans Beziehung zu seiner Freundin Andra, die feststellt: „Er verheimlicht mir etwas“.

Sprachlich könnte Fitzek mit dem Thema etwas subtiler umgehen und Situationen stärker für sich sprechen lassen. Der Leser versteht beispielsweise, dass eine Bibliothek für einen Analphabeten nicht viel Sinn ergibt, ohne, dass Fitzek diese als den „für ihn wohl nutzlosesten Raum im Haus“ bezeichnen muss.

Überraschung steigert das Grauen

Die Spurensuche in Milans Kindheit auf Rügen wirft sehr grundsätzliche Fragen auf. Das Verhältnis zu seinem Vater ist kompliziert. Dieser macht Milan nicht nur für den Tod der Mutter verantwortlich, sondern sieht in seinem Sohn das Böse. Dadurch hinterfragt auch der Leser schnell die Natur des Bösen und was diese ausmacht. Der familiäre Vertrauensverlust und geschickt gestreute Gerüchte über Milan verursachen im Verlauf der Geschichte grausame Geschehnisse.


Fitzek bleibt sich auch in seinem neuen Thriller treu. Er setzt auf brutale Szenen und baut einen fesselnden Spannungsbogen auf. Der Einbezug eines gesellschaftlichen Themas verleiht dem Buch eine zusätzliche Relevanz. Dabei setzt Fitzek, wie auch in seinen anderen Thrillern, auf den Moment der Überraschung, einer unerwarteten Wendung, um das Grauen zu steigern. In diesem Sinne stellt er dem Buch auch ein Zitat von Ernest Hemingway voran: „Alles wirklich Böse beginnt in Unschuld.“ Auf das Böse in einem Thriller, das sich von vorneherein als solches zeigt, kann man sich einstellen. Ist aber das, von dem man es niemals gedacht hätte, zutiefst Böse, potenziert sich der Horror.

Sebastian Fitzeks neuer Thriller "Das Geschenk" ist ab sofort erhältlich.

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