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"Im Westen nichts Neues": Das Rätsel um den deutschen Oscar-Favoriten


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"Er ist nicht eingeladen"
Eine Oscar-Delegation, die Fragen aufwirft


Aktualisiert am 12.03.2023Lesedauer: 5 Min.
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Szene aus "Im Westen nichts Neues": Edin Hasanović, der Tjaden Stackfleet spielt, ist nicht zu den Oscars eingeladen. (Quelle: IMAGO/Netflix)

Am Sonntag könnte ein deutscher Film bei den Oscars zum Abräumer werden. Doch nicht alle Beteiligten haben die Chance, diesen historischen Moment mitzuerleben.

Diese Bilder gehen um die Welt. Strahlende Sieger jubeln mit einem Goldjungen in der Hand, umarmen sich, schluchzen gerührt ihre Dankesrede ins Mikrofon. Der Moment am Ende der Oscarverleihung, er bleibt für die Ewigkeit. Wer am Montagmorgen um circa 4 Uhr deutscher Zeit den Preis als "Bester Film" überreicht bekommt, hat den größtmöglichen Triumph im Filmgeschäft errungen.

Wer will das nicht schaffen? Und vor allem: Wer will bei dieser historischen Chance nicht mit dabei sein?

Wo Sieger sind, gibt es auch Verlierer. Das gilt für die neun weiteren nominierten Produktionen, die bei den Oscars in der Königsdisziplin leer ausgehen werden. Das Motto ist klar: Es kann nur einen geben. Ob es der deutsche Film "Im Westen nichts Neues" schafft, wird sich zeigen. Laut Buchmachern hat er Gewinnchancen, rangiert mit einer implizierten Siegeswahrscheinlichkeit zwischen vier und neun Prozent auf Platz zwei. Großer Favorit ist der durchgeknallte Science-Fiction-Streifen "Everything Everywhere All at Once" – mehr dazu lesen Sie hier.

Ereilt "Im Westen nichts Neues" das "Parasite"-Phänomen?

Aber Überraschungen gibt es immer wieder. Als der südkoreanische Film "Parasite" 2020 gewann, strafte er alle Vorhersagen Lügen. Der Sieg galt als Sensation. Noch nie hat ein deutscher Film überhaupt in der Kategorie "Bester Film" gestanden. Sollte "Im Westen nichts Neues" also Ähnliches wie "Parasite" gelingen, würde das für Furore sorgen.

Womit wir bei den weiteren Verlierern wären. Denjenigen aus dem Filmgeschäft, die gar nicht dabei sein dürfen. Die den glanzvollsten Abend im internationalen Filmgeschäft auf dem Fernseher beobachten müssen, also buchstäblich von der Couch aus in die Röhre gucken. Das Dolby Theatre in Los Angeles, in dem die Preisverleihung in der Nacht vom 12. auf den 13. März stattfindet, bietet zwar Platz für bis zu 3.400 Menschen, aber für alle reicht das nicht. Es muss knallhart aussortiert werden.

Von 58 Schauspielern sind nur 3 bei den Oscars

58 namentlich genannte Schauspieler finden sich in der Besetzungsliste von "Im Westen nichts Neues", dazu kommen Hunderte weitere Namen, die hinter den Kulissen des aufwendigen Antikriegsfilms mitgewirkt haben. Nur ein Bruchteil davon wird den Oscar-Abend live vor Ort miterleben dürfen. "Unseren Informationen zufolge sind neben Edward Berger, Malte Grunert, Felix Kammerer, Albrecht Schuch und Daniel Brühl auch die weiteren oscarnominierten Filmcrew-Mitglieder vor Ort", erklärte die für "Im Westen nichts Neues" zuständige Presseagentur t-online.

Neben der Sparte "Bester Film" und "Internationaler Film" ist die deutsche Netflix-Produktion in den Bereichen Kamera, Make-up & Hairstyling, Produktionsdesign, Sound, visuelle Effekte, adaptiertes Drehbuch und Musik nominiert. Nach Informationen von t-online ist es den Hauptverantwortlichen aus diesen Kategorien gestattet, eine Begleitperson mitzunehmen. So wird beispielsweise Maskenbildnerin Heike Merker ihren Ehemann mit zur Gala bringen.

Hinzu kommen 16 weitere Namen, darunter Kameramann James Friend, Christian M. Goldbeck, der sich für das Produktionsdesign verantwortlich zeichnet, oder Lars Ginzel, der mit einem fünfköpfigen Team den Ton kreiert hat. Alle Beteiligten aufzuzählen, würde den Rahmen sprengen. Nur eines fällt auf: Obwohl "Im Westen nichts Neues" für keine Darstellerkategorie nominiert ist, sind drei Schauspieler mit in Los Angeles.

Felix Kammerer, Albrecht Schuch und Daniel Brühl scheinen als Gesichter des Films ausgewählt worden zu sein. Sie sind bereits in Hollywood, repräsentieren dort den deutschen Beitrag, auch bei einem Empfang am Samstag in der Villa Aurora. Sie sind qua ihrer zugeteilten Rolle jetzt die Stars des Films – und damit die drei Privilegierten, die sich am Sonntag in Los Angeles im Scheinwerferlicht aalen können, während die Kollegen zu Hause bleiben müssen.

Daniel Brühl dabei, aber Edin Hasanović nicht

Tatsächlich sind Felix Kammerer und Albrecht Schuch zwei Darsteller aus der Haupthandlung, die bis zum Schluss des Films dabei sind, gefühlt die meiste sogenannte Screentime haben, also am längsten im Bild zu sehen sind. Daniel Brühl hingegen ist in dem Film Teil einer Nebenhandlung. Edward Berger erfand diese Erzählung neu, sie ist nicht Teil der Romanvorlage von Erich Maria Remarque – und Brühl ist deutlich weniger präsent als zum Beispiel andere Stars des Ensembles.

Als Edin Hasanović zum Beispiel. Oder Aaron Hilmer. Die beiden spielen Soldaten an der Front, brillieren an der Seite von Kammerer und Schuch als Teil einer eingeschworenen Gruppe, auch Nachwuchsdarsteller Moritz Klaus gehört dazu. Doch sie sind außen vor. Wie t-online erfuhr, werden sie definitiv nicht bei den Oscars sein, in Los Angeles sind sie ebenfalls nicht. Schließlich finden nach der Verleihung überall in der Stadt schillernde Partys statt. Diese werden sie verpassen.

Das bestätigten die Managements der Schauspieler t-online. So heißt es auf Nachfrage über Hasanović, warum er nicht dabei sei: "Er ist nicht Teil der eingeladenen Delegation." Eine erneute Nachfrage zu den genauen Hintergründen bleibt unbeantwortet. Aaron Hilmers Pressesprecherin sagte t-online: "Aaron Hilmer ist nicht vor Ort, da er drehen wird."

Auch Schauspieler Adrian Grünewald verkörpert bei "Im Westen nichts Neues" einen der jungen Soldaten, die anfangs voller Kriegseuphorie an die französische Front reisen. Der "Hessenschau" sagte er vor wenigen Tagen bereits: "Mit nach L.A. fliege ich nicht. Ich glaube, das ist ein sehr, sehr ausgesuchter Kreis, der da bei den Oscars sein wird." Warum dieser Kreis so ausgesucht wurde, bleibt allerdings ein Rätsel.

Die zuständige Produktionsfirma von Malte Grunert, Amusement Park Films, ließ eine t-online-Anfrage zu dem Thema unbeantwortet. Grunert selbst weilt derzeit in Los Angeles. Der 56-jährige Filmproduzent ist der Schöpfer des Erfolgs, hat mit dem Budget von 20 Millionen Euro neun Oscarnominierungen eingeheimst. Sollte "Im Westen nichts Neues" gewinnen, wird er den Goldjungen in die Höhe recken – und neben ihm ein "ausgesuchter Kreis" in die Kameras lächeln.

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Die Chancen für "Im Westen nichts Neues" stehen gut

Die Chancen stehen gut, dass es so kommen wird – ganz unabhängig von der geringen Wahrscheinlichkeit, in der Kategorie "Bester Film" zu gewinnen. Denn ein Produzent kommt auch im Falle eines Sieges im Bereich "Bester internationaler Film" auf die Bühne und nimmt den Preis entgegen. "Im Westen nichts Neues" gilt dort als Favorit, auch weil die Erfahrung aus der Vergangenheit für den Antikriegsfilm spricht.

In der Oscar-Historie schafften es erst acht nicht englischsprachige Filme gleichzeitig in die Kategorien "Bester Film" und "Internationaler Film". Das Beispiel der südkoreanischen Satire "Parasite" aus dem Jahr 2020 fand hier bereits Erwähnung, es war der erste Doppelsieg bei den Academy Awards überhaupt. Doch für Malte Grunert und seinen Regisseur Edward Berger gibt es ein anderes gutes Omen: Alle acht holten immer mindestens den Auslands-Oscar.

Es wäre ein toller Erfolg für alle Beteiligten der deutschen Produktion, auch wenn nur einige von ihnen dabei sein dürfen.

Verwendete Quellen
  • Anfragen bei den Schauspielmanagements
  • Anfrage bei der Presseagentur für "Im Westen nichts Neues"
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