Neun Nominierungen Das ist der Mann hinter der deutschen Oscar-Sensation
"Im Westen nichts Neues" gilt als einer der großen Oscar-Favoriten. Gedreht hat den Film Edward Berger. Wer ist der Mann hinter dem Erfolg?
Es ist eine absolute Sensation: Am Dienstagnachmittag wurden in Los Angeles die Oscar-Nominierungen bekannt gegeben. Einer der größten Abräumer könnte ein Film aus Deutschland werden. "Im Westen nichts Neues" wurde in neun Kategorien für Goldjungen nominiert, darunter auch für die begehrte Trophäe für den "Besten Film".
Nicht einmal "Das Boot" war so erfolgreich. Der Klassiker holte 1983 "nur" sechs Nominierungen, gewinnen konnte der Film damals keinen einzigen. Dennoch hielt "Das Boot" den deutschen Rekord 40 Jahre lang aufrecht. Doch jetzt hat die erste deutsche Verfilmung des Antikriegsromans von Erich Maria Remarque aus dem Jahr 1928 den Film von Wolfgang Petersen überholt.
Wer ist Edward Berger?
Doch wer steckt hinter dem Werk, das Deutschland mit dem Oscar-Fieber infiziert hat? Regie führte Edward Berger. Der 52-Jährige stammt aus Wolfsburg, besuchte die Hochschule für Bildende Künste Braunschweig und schloss sein Regiestudium an der New York University ab. Schon dort drehte Berger mehrere Kurzfilme.
Seine erste Spielfilmregie übernahm Berger 1998 – mit Ende 20. Damals drehte er "Gomez – Kopf oder Zahl". Es folgten Fernsehfilme wie "Bloch", "Windland" oder "Unter Verdacht", zudem arbeitete er an mehreren "Tatort"-Folgen mit, unter anderem mit Götz George.
Für die Krimireihe "Schimanksi" führte er ebenfalls bei zwei Episoden Regie. Schon damals machte er international auf sich aufmerksam. Die Folge "Asyl" wurde 2004 für einen Emmy Award nominiert, gewinnen konnte er die Auszeichnung damals jedoch nicht. Seinen nächsten größeren Erfolg feierte Berger dann 2012. Vor zehn Jahren wurde sein Film "Ein guter Sommer" mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet.
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Kurz darauf drehte Berger – gemeinsam mit seiner Ehefrau Nele Mueller-Stöfen – "Jack", ein Film über einen zehnjährigen Jungen, der von seiner Mutter vernachlässigt wurde und früh lernen musste, Verantwortung zu übernehmen. Das Drama wurde gleich mit mehreren Trophäen ausgezeichnet, unter anderem mit dem Deutschen Filmpreis. In der Kategorie "Bester Spielfilm" bekam "Jack" Silber.
Er dreht mit Stars wie Benedict Cumberbatch
2018 folgte mit "Patrick Melrose" ein weiterer Hit für Edward Berger. Die Miniserie mit dem britischen Filmstar Benedict Cumberbatch in der Hauptrolle brachte ihm erneut zwei Emmy-Nominierungen ein – in den Kategorien "Beste Miniserie" sowie "Beste Regie". Doch auch dieses Mal konnte die fünfteilige Reihe bei den Emmys nicht abräumen, dafür jedoch bei den BAFTAs. Bei den British Academy of Film and Television Arts Awards wurde "Patrick Melrose" 2019 unter anderem als "Beste Miniserie" ausgezeichnet.
Im selben Jahr drehte Edward Berger den Film "All My Loving" mit Lars Eidinger und Hans Löw in den Hauptrollen. Auch hier standen seine Ehefrau Nele Mueller-Stöfen – wie auch seine Tochter Mathilde – vor der Kamera. 2020 folgte dann die amerikanische Krimi-Drama-Miniserie "Your Honor".
Doch mit keiner Produktion feierte Edward Berger jemals einen so großen Erfolg wie mit "Im Westen nichts Neues". Der 52-Jährige sei "ein bisschen überwältigt" von den Oscar-Nominierungen, sagte er der Deutschen Presse-Agentur kurz nach der Bekanntgabe. Er sei "wahnsinnig froh und stolz".
"Im Westen nichts Neues" ist gemeinsam mit "The Banshees of Inisherin" der zweiterfolgreichste der diesjährigen Nominierungsrunde. Auch die irische Tragikomödie mit Colin Farrell ist neunmal vorgeschlagen. Großer Sieger ist "Everything Everywhere All at Once". Das Multiversumsspektakel erhielt elf Nominierungen. Die Verleihung der Academy Awards findet am 12. März in Los Angeles statt.
- Mit Material der Nachrichtenagenturen dpa und spot on news
- die-agenten.de: Profil von Edward Berger