"Kraftvolles Statement gegen den Krieg" Deutscher Oscarkandidat steht fest
15 Jahre liegt der letzte deutsche Erfolg beim Auslands-Oscar zurück. Jetzt hat eine Jury entschieden, wer 2023 für Deutschland ins Oscarrennen gehen soll.
Die Remarque-Verfilmung "Im Westen nichts Neues" tritt 2023 als deutscher Oscarkandidat an. "Die erste deutsche Verfilmung des fast hundert Jahre alten Romans von Erich Maria Remarque ist bestürzend aktuell und setzt ein kraftvolles Statement gegen den Krieg", urteilte eine Jury in München.
"Erich Maria Remarque hat vor fast 100 Jahren ein Buch geschrieben, das heute leider relevanter ist, als wir es erwartet haben", sagte Regisseur Edward Berger. "Dass wir nun mit unserem Film in das Rennen um die Oscars gehen sollen, ist für uns eine sehr große Ehre. Es ist ein weiter Weg." Der Film kommt am 29. September in die Kinos, ab dem 28. Oktober ist die Netflix-Produktion auf dem Streamingdienst zu sehen.
"Ein radikales Werk"
Die Jury nannte den Film "ein radikales Werk" und ergänzte: "Schonungslos zeigt es die Maschinerie und Entmenschlichung des Krieges in der materiellen Symbolik von zerschossenen Uniformen, einstürzenden Schützengräben und zerstörten Körpern." Der Regisseur entlarve "mit Deutlichkeit, wie ruhmsüchtige, der Welt enthobene Entscheidungsträger mit arroganter Eitelkeit die jungen Soldaten ins Gefecht schicken und ohne Gewissen opfern".
Deutschlands letzter Erfolg in der Oscar-Kategorie Bester nicht-englischsprachiger Film liegt 15 Jahre zurück. Damals gewann Florian Henckel von Donnersmarcks Stasidrama "Das Leben der Anderen". Die Jury, die über den deutschen Kandidaten entscheidet, hatte sich dann jahrelang auf Filme konzentriert, die sich mit der jüngeren deutschen Geschichte befassten.
Zuletzt änderte sich die Strategie jedoch: 2019 entschied die Jury sich für das Sozialdrama "Systemsprenger", 2020 für das Politdrama "Und morgen die ganze Welt". In diesem Jahr dann schaffte es Maria Schraders futuristische Tragikomödie "Ich bin dein Mensch" auf die Shortlist, aber nicht in die Endrunde.
Durchgesetzt gegen Til Schweiger
Die Verfilmung des Antikriegsromans "Im Westen nichts Neues" setzte sich jetzt gegen acht weitere Bewerber durch, darunter "Lieber Kurt" von und mit Til Schweiger. Die anderen Kandidaten waren "Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush" von Andreas Dresen, "Alle reden übers Wetter" von Annika Pinske, "Alles in bester Ordnung" von Natja Brunckhorst, "Der Passfälscher" von Maggie Peren, "Nico" von Eline Gehring, "Niemand ist bei den Kälbern" von Sabrina Sarabi und "Wir könnten genauso gut tot sein" von Natalia Sinelnikova.
Im Dezember wird die 15 Titel umfassende Shortlist aus den internationalen Bewerbern bekannt gegeben. Aus dieser werden wiederum die fünf nominierten Filme gekürt. Die Verleihung der Oscars ist am 12. März 2023.
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa