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Homosexualität unter russischen Soldaten: Moskau will "Firebird" verschwinden lassen


Homosexualität unter Soldaten
Diesen Film will Moskau zum Schweigen bringen

Von t-online, Kgl

Aktualisiert am 22.04.2022Lesedauer: 3 Min.
Roman und Sergey küssen sich: Szenen wie diese sind Moskau ein Dorn im Auge.Vergrößern des Bildes
Roman und Sergey küssen sich: Szenen wie diese sind Moskau ein Dorn im Auge. (Quelle: Zuma Press/Roadside Attractions/imago-images-bilder)

Er ist ein Dorn im Auge Moskaus. Weil der Film "Firebird" die Geschichte homosexueller sowjetischer Soldaten erzählt, soll er von der Bildfläche verschwinden doch die Macher kämpfen.

"Ein Schlag ins Gesicht der russischen Soldaten": So wurde der Film "Firebird" nach seiner Premiere von russischen Medien bezeichnet. Der Streifen spielt im sowjetisch besetzten Estland der 1970er-Jahre. Der junge sowjetische Kampfpilot Roman verliebt sich während einer Stationierung in Estland in den Wehrpflichtigen Sergey.

Die Liebe der beiden Soldaten muss geheim bleiben, denn Homosexualität ist in der Sowjetunion eine Straftat und Kampfpilot Roman wird schon vom sowjetischen Geheimdienst KGB beobachtet. Die Geschichte orientiert sich an der Autobiografie des 2017 verstorbenen Russen Sergey Festisov und beruht somit auf einer wahren Begebenheit.

Szenen in Moskau gedreht

Die Dreharbeiten starteten im September 2018 zunächst in Estland. Trotz der in Russland geltenden Gesetze, die die Sichtbarkeit von Homosexualität deutlich einschränken sollen, konnten gleich mehrere Außenszenen des Films auch in Moskau gedreht werden. "Eine großartige lokale Produktionsfirma hat die richtigen Leute bezahlt und es irgendwie möglich gemacht", verriet Schauspieler Tom Prior, der die Rolle des Sergey spielt, dem "Guardian".

Premiere feierte der Film schließlich im März 2021 beim digitalen LGBTIQ+ Film Festival. Weitaus überraschender: Die Produktion wurde zunächst auch für das Internationale Filmfestival Moskau zugelassen, doch schon bald danach begannen die Repressionen. Nur eine der geplanten Aufführungen konnte tatsächlich stattfinden. Danach sei eine Beschwerde eingereicht worden, die den Film als "homosexuelle Propaganda" brandmarkte, erklärt Prior.

Probleme nicht nur in Russland

Insgesamt 93 Artikel über den Film seien erschienen – nur einer davon positiv. Neben dem "Schlag ins Gesicht des russischen Soldaten" titelte eine weitere Zeitung: "Ein Este, ein Brite und ein Ukrainer beschämen Moskau". "Er wurde nicht wirklich verbannt, aber alle Tickets wurden storniert", erinnert sich Prior. "Der Film wurde vor einem leeren Auditorium gespielt", so der Schauspieler weiter.

Nach dem Ausbruch des Krieges bekommt der Film nun auch außerhalb Russlands Probleme. Andere Länder zögern, "Firebird" zu zeigen, da russische Geschichten aktuell nicht gerne gesehen sind. Schauspieler Prior ärgert das. "Russland hat diesen Film mundtot gemacht", sagt er. "Sie wollen nicht, dass er gezeigt wird. Wenn man ihn also nicht zeigt, macht man auf eine Art und Weise, was Putin will", so Prior weiter. Er will deshalb weiter daran arbeiten, diese Botschaft in die Welt zu tragen.

Schauspieler ist persönlich betroffen

Der Film ist eine multinationale Koproduktion: Regisseur Peeter Rebane kommt aus Estland. Schauspieler Tom Prior ist Brite, während Oleg Zagorodnii (Roman) in der Ukraine lebt. Der 34-jährige Zagorodnii musste für seine Rolle in drei Monaten Englisch lernen und ein fünftägiges Schießtraining absolvieren. Fähigkeiten, die er nach dem russischen Angriff auf sein Land gerne einsetzen würde. "Wenn mir jemand jetzt eine Waffe gibt, weiß ich, wie ich damit umgehe", sagt der Schauspieler der britischen Tageszeitung "The Guardian".

Zweimal meldete er sich bereits für die ukrainische Armee, erhielt jedoch die Antwort, dass es zurzeit mehr Freiwillige als militärische Ausrüstung gebe. Neben der Schauspielerei betreibt Zagorodnii ein Café in Kiew, das er nun nutzt, um Essen, Versorgungsgüter und militärisches Equipment zu verteilen.

Zwischen "Firebird" und dem Kampf seines Landes sieht Zagorodnii durchaus Parallelen. "Sergey und Roman sind bereit, für ihre Liebe zu sterben", sagt er. "Und in der Ukraine sind wir bereit, für unsere Freiheit, unser Land, unser Volk zu sterben."

Seine Zukunftspläne sieht der Ukrainer zerstört. "Vor dem Krieg hatte ich Pläne für meine Zukunft. Jetzt verstehe ich, dass meine Träume gestorben sind, weil ich hier bleiben und bei meinem Volk sein muss. Ich weiß nichts über die Zukunft. Ich verstehe nur, dass jeder Tag mehr Tod und Zerstörung bringt", klagt er. Vor dem Krieg sei sein Land unabhängig gewesen und habe nur in Ruhe gelassen werden wollen. "Ich verstehe nicht, warum Russland das getan hat", so Zagorodnii.

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