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Fall Alec Baldwin | "Tödlich kann eine Requisitenwaffe nur in einem Fall sein"


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Tragischer Unfall in Hollywood
"Tödlich kann eine Requisitenwaffe nur in einem Fall sein"

InterviewVon Andreas Becker

Aktualisiert am 22.10.2021Lesedauer: 3 Min.
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Tödlicher Unfall am Filmset: Luftaufnahmen zeigen den Drehort, an dem Alec Baldwin versehentlich eine Kamerafrau erschoss. (Quelle: t-online)
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Alec Baldwin feuert beim Dreh mit einer Requisitenwaffe, die Kamerafrau wird tödlich getroffen, der Regisseur verletzt. Wie kann es zu so einem tragischen Unglück kommen? t-online fragte bei einem Experten nach.

Dieser Vorfall schockt nicht nur Hollywood. Schauspielsuperstar Alec Baldwin hat bei den Dreharbeiten zu einem Western eine Requisitenwaffe abgefeuert – infolgedessen es zu einem schwerwiegenden Unfall kam. Der Schuss tötete eine Kamerafrau, der Regisseur wurde verletzt.


Die genauen Ermittlungen laufen. Der Dreh wurde bis auf Weiteres eingestellt. Doch wie kann so etwas überhaupt passieren? t-online fragte bei Oliver Rasch nach. Er ist Experte für Filmwaffen und hat schon an mehreren Fernseh-, Kino- und Serienproduktionen teilgenommen.

t-online: Wie kann es zu so einem tragischen Vorfall überhaupt kommen?

Oliver Rasch: Eine der wichtigsten Regeln ist – also zumindest in Deutschland –, dass es keine scharfe Munition am Set gibt. Scharfe Waffen tauchen dort hingegen durchaus mal auf, das geht in manchen Fällen nicht anders.

Wie meinen Sie das?

Nur ein Beispiel: Ab und an werden Szenen mit Jägern und ihren echten und sehr teuren Jagdwaffen gedreht. Diese Waffen gibt es nicht als Dummy. Da muss man auf das Original zurückgreifen. Aber es gibt dann eben keine echten Patronen – für echte Patronen gibt es am Set keine Notwendigkeit. Scharfe Schüsse sind an deutschen Sets nicht erlaubt.

Nach bisherigen Erkenntnissen ist auch in dem tragischen Vorfall in Santa Fe keine scharfe Munition zum Einsatz gekommen. Wie kann es dann überhaupt zu einem Todesfall und einem weiteren Schwerverletzten kommen?

Der Fall wirft bei mir Hunderte Fragen auf. Da es eine Aufnahme für einen Western war, kann man bestimmte Waffengattungen schon einmal ausschließen. Die hochmodernen vollautomatischen Waffen werden da keine Rolle gespielt haben. Es stellt sich die Frage, wie es bei der Schussabgabe zur Tötung und der Verletzung gekommen ist. Ist ein Schuss abgegeben worden, wurde zweimal geschossen? Hätte man beim ersten Schuss nicht schon festgestellt: 'Ich schieße ja richtig?' Da müssen jetzt Antworten gefunden werden.

Welche Unterschiede gibt es bei den Sicherheitsvorkehrungen an amerikanischen und deutschen Sets?

Durch meine Zusammenarbeit mit amerikanischen Schauspielern weiß ich, dass auch sie sehr sensibel im Umgang mit Waffen sind. Ich habe schon erlebt, dass mich Schauspieler nach der Ladestärke für Platzpatronen gefragt haben.

Wird man als Schauspieler auf die Nutzung der Waffe vorbereitet?

In der Regel ist es so, dass der Schauspieler vorab ein Training an der Waffe bekommt. Dafür bin ich in Deutschland zuständig. Ich kümmere mich auch darum, dass die Abstände zur Kamera eingehalten werden, um nicht zu nah am Mündungsfeuer zu stehen. Und dass alle Anwesenden einen Gehörschutz tragen. Genau für solche Szenerien gibt es in Deutschland Waffenmeister wie mich.

Wie gefährlich kann eine Requisitenwaffe, die im Einsatz gewesen sein soll, wirklich sein? Kann das tödlich enden?

Eine Platzpatronenwaffe ist auch sehr gefährlich, weil sie mit einem hohen Druck arbeitet, mit einem Mündungsfeuer. Tödlich kann diese Waffe aber nur in einem Fall sein, und zwar, wenn ich sie aufgesetzt schieße. Das heißt, ich müsste jemandem die Waffe unmittelbar auf den Kopf setzen und dann abdrücken. So wird es aber auf keinen Fall gewesen sein. Es ist seltsam. Wir reden ja in diesem Fall von einer Verletzung des Regisseurs und der Tötung einer Kamerafrau. An einem Filmset sind diese Personen eigentlich örtlich immer etwas getrennt.

Wie kann man denn feststellen, ob sich ein Schuss oder zwei gelöst haben? Oder ob eventuell eine Kugel splitterte?

Das Projektil, welches geschossen wurde, wurde bestimmt sichergestellt. Zudem hat man die leere Hülse in der Waffe. Und dann wird es ja noch sehr wahrscheinlich viele Aufnahmen vom Set geben, die gesichtet werden.

Es ist nicht der erste tragische Unfall an einem amerikanischen Filmset.

Der Fall erinnert uns alle so ein bisschen an den Tod von Brandon Lee, der 1993 am Filmset zu "The Crow – Die Krähe" erschossen wurde. Bis heute ist nicht geklärt, wie das denn passieren konnte.

Verwendete Quellen
  • Interview mit Oliver Rasch
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