Film Komiker Billy Crystal feiert 70. Geburtstag
New York (dpa) - Humor auf der Bühne schien irgendwie unschuldiger, als Billy Crystal 1989 die Oscar-Zeremonie eröffnete. Der Komiker soll dem Publikum einen Videoausschnitt zu Stepptanz erklären und sagt, auch die Zuschauer zu Hause könnten ganz einfach zu Stepptänzern werden.
"Sie brauchen nur ein Hand-Mikro und einen kleinen Eukalyptus-Hustenbonbon", sagt Crystal. Als das Klavier einsetzt, schiebt er einen Bonbon im Mund schnell zwischen den Zähnen hin und her - das Knacken klingt, als würden die Sohlen eines Tänzers über den Boden klackern. Jack Nicholson sitzt mit Sonnenbrille im Publikum, lacht und klatscht begeistert.
Heute ist Humor schnelllebiger, bissiger und scheint häufiger unter die Gürtellinie zu zielen als vor 30 Jahren. Aber für den New Yorker Crystal, der am 14. März seinen 70. Geburtstag feiert, galt und gilt: "Billy Crystal ist glücklich, wenn du glücklich bist." So betitelte der "Boston Globe" ein Interview mit ihm im März 2017. Das stimmte für seine Rollen in Filmkomödien wie für seine Sketche im Fernsehen oder eben seine Moderation von insgesamt acht Oscar-Verleihungen und drei Grammy-Galas.
Wie glücklich ein gelungener Witz den Lockenkopf selbst machen konnte, zeigen vor allem seine TV-Momente mit Robin Williams: gemeinsamer Auftritt in der Sitcom "Friends", als Gäste bei Talkmaster Jay Leno, Seite an Seite mit Whoopi Goldberg in der Benefiz-Sendung "Comic Relief" - das Duo Williams/Crystal war sich für kaum einen Gag zu schade, und manchmal wirkt es, als würden sie das Publikum um sich herum vergessen. Crystal bezeichnete Williams in einer Talkshow als "größten Geist, in dessen Nähe ich jemals gewesen bin". Williams hatte sich 2014 das Leben genommen.
"Wir hatten eine so wundervolle Beziehung, dass ich zurückblicke und lachen und lächeln muss", sagte Crystal später. Die Witze fanden nicht nur vor laufender Kamera statt: Manchmal scherzten die Freunde laut Crystal stundenlang am Telefon. 2004 habe Williams ihn während der Beerdigung von Präsident Ronald Reagan etwa angerufen und gesagt: "Bill? Hier ist Ron Reagan. Ich wollte dir nur sagen, dass im Himmel alles okay ist." Crystal habe gefragt, wie es im Himmel denn sei. Williams' Antwort: "Es ist deutlich heißer als ich dachte."
Wie Williams begann auch Crystal seinen Weg als Stand-Up-Comedian und schlug sich mit kleineren Gigs durch, um früh für seine Frau Janice und zwei junge Töchter zu sorgen. Mit seiner Show "The Billy Crystal Hour" und Auftritten bei "Saturday Night Live" wuchs seine Fan-Basis stetig. Unter seinen Filmkomödien blieb die Beziehungskiste "Harry und Sally" (1989) die bekannteste, großen Erfolg hatte er auch mit "Die Großstadt-Helden" (1991). Spätere Komödien wie "Father's Day" mit Williams, "Reine Nervensache" und "America's Sweetheart" in den 1990er und 2000er Jahren blieben Randerscheinungen. Crystal war für die Amerikaner vor allem ein schlagfertiger Mister "Saturday Night".
Gut möglich, dass er einfach eher für den einstudierten oder auch spontanen Gag vor Live-Publikum geschnitzt war. Stand-Up sei seine "erste Liebe" gewesen, sagte er Marc Maron in dessen Podcast "WTF" 2016. "Ich war immer in der Lage, vor Leuten zu improvisieren." Dass er an der New York University Filmregie studierte, kommt Crystal im Rückblick absurd vor: "Ich dachte, wenn es mit der Schauspielerei nicht klappt, kann ich auf etwas Solides wie Regie zurückgreifen", sagte er Maron. Einer seiner Professoren an der NYU hieß Martin Scorsese, der spätere Star-Regisseur und Oscar-Gewinner.
Seine Selbstironie hat Crystal in der Spätphase seiner Karriere nicht verloren. In seinen vor rund fünf Jahren veröffentlichten Memoiren schrieb er: "Mit 65 kann ich alles machen, was ich mit 35 konnte - wenn ich mich nur daran erinnern könnte, was diese Dinge waren."