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"Fifty Shades of Grey"-Kritik: Überraschend komisch


"Fifty Shades of Grey"
Fesselnde Erotik sieht anders aus

t-online, Christina Kühnel

Aktualisiert am 12.02.2015Lesedauer: 3 Min.
Dakota Johnson alias Anastasia Steel in "Fifty Shades of Grey".Vergrößern des Bildes
Dakota Johnson alias Anastasia Steel in "Fifty Shades of Grey". (Quelle: Screenshot Trailer/Universal Pictures, Focus Features)
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Das soll also der heiß ersehnte Erotikfilm des Jahres sein? Wer sich nach all dem medialen Hype den vermeintlichen SM-Film "Fifty Shades of Grey" ansieht und viele prickelnde, anregende Sexszenen erwartet, dürfte enttäuscht sein. Wer das Buch gelesen hat, noch mehr. Denn Sex ist in der Bestsellerverfilmung nach E. L. James erstaunlich rar gesät. Dafür ist der Streifen über die Begegnung zwischen der unerfahrenen Studentin Anastasia "Ana" Steele (Dakota Johnson) und dem reichen SM-Fan Christian Grey (Jamie Dornan) überraschend komisch. Allerdings nicht immer absichtlich.

Während es im Buch - zumindest nach den ersten hundert Seiten - ständig ausführlich und detailliert zur Sache geht und Ich-Erzählerin Anastasia sich von einem Wahnsinns-Orgasmus zum nächsten hangelt, beschränkt sich das Sexgeschehen im Film insgesamt auf eine gute Viertelstunde (bei einer Filmlänge von 125 Minuten). Bis es erstmals losgeht, gehen eine knappe Dreiviertelstunde und endlose schmachtende Blicke ins Land.

Johnson hält Brüste oft in Kamera

Und wenn es dann soweit ist, geht es vergleichsweise züchtig ans Werk – da hat man in Hollywood schon mehr nackte Haut gezeigt. Bei "Fifty Shades of Grey" gibt es die vor allem bei Hauptdarstellerin Dakota Johnson zu sehen, die ihre Brüste ziemlich oft in die Kamera halten muss und von Jamie Dornan immer schnell entkleidet wird, wenn es denn mal zur Sexszene kommt. Dornan hingegen behält als Christian nicht nur die Kontrolle, sondern fast immer auch seine Hose an und lässt nur ganz selten seinen knackigen Hintern blitzen.

Generell werden die Sexszenen stets überraschend schnell ab- und ausgeblendet. Und selbst in Christians "Spielzimmer", dem Raum voll Peitschen, Handschellen und Co., geschieht wenig. Regisseurin Sam Taylor-Johnson wollte hier wohl einiges der Fantasie der Zuschauer überlassen – schließlich sollte "Fifty Shades of Grey" trotz allem Mainstream-Kino bleiben und kein Porno werden. Das zeigt auch die Altersfreigabe ab 16 Jahren. Doch der Sex ist es nun mal, der den Reiz des Buches für die zahlreichen Leserinnen ausmachte. Zieht man den ab, bleibt eine platte Liebesgeschichte mit dämlichen Dialogen übrig.

"50 Facetten abgefuckt"

Der Vorteil des Films ist immerhin, dass James‘ oft nur schwer zu ertragender Schreibstil wegfällt. Keine nervtötenden Monologe über Anas innere Göttin mehr, kein Wort mehr von postkoitalen Frisuren, keine ständig wiederholten Ausrufe des Erstaunens wie: "Heilige Scheiße". Doch die Dialoge bleiben leider oft erstaunlich albern und wirken furchtbar aufgesetzt. Wenn Christian zu Ana sagt: "Ich schlafe mit niemandem. Ich ficke… hart" oder sie ihn fragt, warum er es braucht, ihr Schmerzen zuzufügen, und er antwortet: "Weil ich in 50 Facetten abgefuckt bin", dann wirkt das unfreiwillig komisch.

Doch auch absichtlich lustige Szenen hat der Film – und sogar eine ganze Menge. Vor allem in der ersten Hälfte sorgt er beim Publikum für einige Lacher. Etwa wenn Christian Ana sein "Spielzimmer" zeigen will und sie unschuldig fragt: "Was ist da drin, deine Xbox oder so?"

Glänzende Leistung von Dakota Johnson

Dakota Johnson spielt die Rolle der unschuldig-naiven Ana großartig. Sie füllt die klischeehafte, etwas nervige Buchfigur mit echtem Leben und macht sie sympathischer, als sie es auf dem Papier ist. Ganz klar: Johnson ist DIE große Entdeckung des Films. Sie trägt die dünne Story und macht mit ihrer herausragenden Leistung deutlich, dass sie nicht nur deshalb für die Rolle besetzt wurde, weil sie die Tochter der Hollywood-Stars Melanie Griffith und Don Johnson ist.

Jamie Dornan ist nur ein hübsches Gesicht

Vielleicht hat es Johnson auch leichter als ihr Partner Dornan, in dem Film zu glänzen. Denn sie darf auch mal herzhaft lachen oder blankes Entsetzen angesichts dessen zeigen, was da vor sich geht, etwa wenn Christian ihr einen seitenlangen SM-Vertrag vorlegt, in dem es um Vaginal-Fisting und Analstöpsel geht. Dornan hingegen soll diese merkwürdige Rolle des Christian Grey mit Leben füllen, dieses unglaublich gutaussehenden Milliardärs, der zugleich verständnisvoller Gentleman und stalkender Psycho ist, der Ana im einen Moment mit Geschenken überhäuft und sie im nächsten Moment übers Knie legt, weil sie die Augen verdreht oder an ihrer Lippe kaut.

Es ist eine Rolle, die im Film noch unglaubwürdiger wirkt als im Buch – und Dornan gelingt es nicht, ihr Tiefe zu geben. Sicher, er sieht gut aus, sehr gut sogar. Und durchdringende Blicke hat er drauf wie kein Zweiter. Aber das war es dann auch: Christian Grey bleibt blutleer, ein hübsches Gesicht mit nichts dahinter. Zudem wird man manchmal den Eindruck nicht los, als sei es Dornan selbst etwas peinlich, was er da gerade sagt und tut. Aber seien wir ehrlich: Man kann es ihm nicht verdenken. Fesselnde Unterhaltung sieht jedenfalls anders aus.

Kinostart "Fifty Shades of Grey": 12. Februar 2015 (FSK 16)

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