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"Fifty Shades of Grey": Mies geschrieben und dennoch ein Hit


Mies geschrieben und dennoch ein Hit
Das Erfolgsgeheimnis von "Fifty Shades of Grey"

t-online, dpa, CK

Aktualisiert am 10.02.2015Lesedauer: 3 Min.
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Millionen verkaufte Bücher, Zigtausende vorbestellte Kinokarten, wissenschaftliche Abhandlungen - und ein Sexspielzeug-Boom. Die Sado-Maso-Bücher "Shades of Grey" sind ein Phänomen. Und das, obwohl die Bestseller von E. L. James bei Kritikern gnadenlos durchfielen. Wie lässt sich der Erfolg der Reihe erklären?

Am 12. Februar kommt die Verfilmung des Bestsellers über die unschuldige Studentin Anastasia Steele (Dakota Johnson), die von dem erfolgreichen Unternehmer Christian Grey (Jamie Dornan) in die SM-Welt eingeführt wird, in die Kinos. Die Fans warten schon seit Monaten ungeduldig auf den Streifen, die Vorverkaufszahlen übertreffen die Werte von Kassenschlagern wie "James Bond" oder "Der Herr der Ringe".

Damit setzt sich der Erfolg der Buchreihe fort. Die Romanvorlage von E. L. James , die aus Fan-Fiction zur Vampir-Reihe "Twilight" hervorging, verkaufte sich weltweit mehr als 100 Millionen Mal. Alleine neun Millionen Exemplare gingen in Deutschland, Österreich und der Schweiz über die Ladentheke.

Schauderhaft schlecht geschrieben

Literarischer Qualität ist dieser Erfolg allerdings nicht zu verdanken, wie zahlreiche Kritiker anmerkten. So erklärte der Schriftsteller Salman Rushdie: "Ich habe noch nie etwas so schlecht Geschriebenes gelesen, das veröffentlicht wurde. Daneben sieht 'Twilight' aus wie 'Krieg und Frieden'." Der deutsche Soziologe Sven Lewandowski von der Uni Würzburg fürchtet gar: "Der Erfolg dieser Bücher ist ein Anzeichen für den Verfall des literarischen Geschmacks."

Der Erfolg der Romantrilogie ist eher ihrem Inhalt als ihrer Form zu verdanken. Dass "Shades of Grey" so viele Frauen in seinen Bann zieht, liegt wohl daran, dass es zum einen eine klassische Liebesgeschichte mit Hochzeit und Happy End ist, zum anderen aber auch die erotischen Fantasien der Leser - und vor allem Leserinnen - beflügelt. So begründet die Psychologin Lydia Benecke den durchschlagenden Erfolg von "Shades of Grey" im aktuellen "Philosophie Magazin" mit einer Mischung aus einem gewissen Voyeurismus "und dem Wunsch vieler Frauen nach dem dunklen Prinzen, der durch die Liebe einer holden Maid ins Licht - also in eine monogame Ehe mit Kindern - geführt wird".

Erotische Selbsthilfe-Literatur

Wie Benecke - die im Übrigen meint, "Shades of Grey" habe mit echtem SM so viel zu tun "wie Disney-Filme mit dem wahren Leben" - setzten sich auch zahlreiche andere Forscher mit der Reihe wissenschaftlich auseinander. So schrieb die israelische Soziologin Eva Illouz eine Abhandlung mit dem Titel "Die neue Liebesordnung: Frauen, Männer und Shades of Grey".

Sie erklärt den Erfolg der Bücher damit, dass die Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen zu einer Unsicherheit in sexueller Hinsicht geführt habe. Die Welt des Sado-Maso, wo es einen devoten und einen dominanten Partner gibt, führe jedoch zu klar definierten Rollen und sei ein Weg, "von Unsicherheit geprägte Geschlechtsidentitäten zu restabilisieren".

Zudem hält Illouz die "Shades of Grey"-Reihe für eine Art erotische Selbsthilfe-Literatur. Damit liegt sie wohl gar nicht so verkehrt. Denn die Buchreihe löste in den vergangenen Jahren einen Sexspielzeug-Boom aus. So verkaufte etwa der Erotikhändler Orion nach eigenen Angaben deutlich mehr Peitschen und Fesseln; auch Liebeskugeln wurden zum Verkaufsschlager. Und TV-Sexpertin Paula Lambert ("Paula kommt") glaubt, dass viele nach dem Lesen der Bücher angefangen haben, "über ihre Bedürfnisse zu sprechen".

Nur 20 Minuten Sex im Film?

Ob auch der Kinofilm das Liebesleben der Zuschauer beflügeln wird? Es scheint zumindest nicht unwahrscheinlich. Immerhin lassen sich die Kinobetreiber Einiges einfallen. So veranstaltet der Ufa-Palast in Stuttgart eine echte Maskenball-Party zum Film. Im Kinopolis im München gibt es am Valentinstag ein Arrangement speziell für Pärchen: erst ein Dinner bei Kerzenschein, dann die Filmvorführung. Bei wem es später nicht noch filmgerechte Action zwischen den Laken gibt, der dürfte selbst schuld sein.

Fraglich bleibt bloß, wie gut der Film die Geschichte auf die Leinwand transportieren kann - und ob der Anblick der erotischen Szenen bei den zuschauenden Damen genauso gut ankommt wie das Lesen derselben. Trotz der Altersfreigabe ab 18 Jahren erwartet die Zuschauer jedenfalls kein Porno. Gerüchten in US-Medien zufolge sollen lediglich 20 Minuten des 125-minütigen Films aus Liebesszenen bestehen. Auch die bisher veröffentlichten Trailer zeigen vergleichsweise wenig Haut. Beim Film gilt eben das gleiche wie beim Buch: "Shades of Grey" dreht sich nicht nur um SM, sondern ist auch und vor allem eine Liebesgeschichte.

Kinostart "Fifty Shades of Grey": 12. Februar 2015 (FSK 16)

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