Drama "Liberace" Michael Douglas in Hochform
Zuletzt sorgte Michael Douglas vor allem mit seinem Privatleben für Schlagzeilen, aber jetzt meldet sich der zweifache Oscargewinner eindrucksvoll zurück. Nach überstandener Krebserkrankung und der Trennung von Ehefrau Catherine Zeta-Jones feiert Douglas in Steven Soderberghs Filmbiografie über den schwulen Entertainer und Pianisten Liberace (1919-1987) ein eindrucksvolles, couragiertes Comeback.
Bei der Emmy-Verleihung Ende September gewann Douglas für seines Rolle des glamourösen Las Vegas-Stars bereits eine Trophäe als bester Hauptdarsteller, insgesamt wurde der vom amerikanischen TV-Sender HBO finanzierte Film "Liberace" mit drei Hauptpreisen ausgezeichnet.
In seinem letzten Werk vor der selbstverordneten Schaffenspause konzentriert sich Soderbergh ("Ocean's Eleven", "Erin Brockovich") auf die authentische Liebesgeschichte zwischen dem Multimillionär und Paradiesvogel Liberace und dem armen, attraktiven Waisenjungen Scott Thorson (Matt Damon). Liberace, der seine Homosexualität aus Angst um seine Karriere sein Leben lang leugnete, machte Scott nicht nur zu seinem Chauffeur: "Ich möchte alles für dich sein, Scott. Ich will dir Vater, Bruder, Liebhaber sein", flüstert er seinem jungen Freund einmal zu. Das war definitiv zu viel des Guten.
Michael Douglas gibt alles
Im weißen Hermelinkostüm steht Douglas auf der Bühne wie ein Weltwunder. Er brilliert am Piano hinter dem Kronleuchter, spreizt und plustert sich auf wie ein Pfau, umschmeichelt sein Publikum, kokettiert mit seinem Alter, bis er auf der glitzernden Showtreppe in den Bühnenhimmel entschwindet. Und draußen vor der Tür steht Scott in seiner Chauffeurskluft und verkauft Tickets. Im Kontrast dazu gibt es auch den profanen Alltag. In einer der schönsten Szenen sitzen Liberace und Scott wie ein altes Ehepaar in Jogginghosen zuhause vor dem Fernseher und essen Popcorn.
Ein permanenter Rausch, der im Absturz endet
Wir erleben die Euphorie des Verliebtseins, den Spaß am Luxusleben mit Whirlpool und Schampus. Ein Leben wie im permanenten Rausch, ein Höhenflug, der nur im Absturz enden kann. Da helfen dann die Schönheits-OPs, denen sich Scott auf Drängen seines Mentors unterziehen muss, am Ende auch nicht mehr.
Immerhin sechs Jahre hält diese Beziehung, dann zerbricht sie an Eifersucht, Überdruss und der Drogensucht von Scott, der von einem jüngeren Lover abgelöst wird. Es folgen quälende Auseinandersetzungen um Geld und Geschenke, schließlich versöhnen sich die beiden, als Liberace bereits auf dem Sterbebett liegt.
Komisch und ergreifend zugleich
Soderberghs ebenso komischer wie ergreifender Showbiz-Film, der ganz ohne knallige Überzeichnungen auskommt, basiert auf den Memoiren von Scott Thorson, die der renommierte Drehbuchautor Richard LaGravenese ("Die Brücken am Fluss") in ein großes Liebesdrama verwandelt hat. Ein Hollywoodstudio konnte Soderbergh für die Lebensgeschichte Liberaces allerdings nicht gewinnen, in den USA lief das 23 Millionen Dollar teure Drama daher nur im Fernsehen.
Hochkarätig besetzte Nebenrollen
Bis in die Nebenrollen hat Soderbergh seinen Film hochkarätig besetzt. "Blues Brother" Dan Ackroyd spielt den Manager von Liberace, ein verklemmter Buchhalter des Entertainments, der seine Emotionen hinter einer grotesken Riesenbrille versteckt.
Den denkwürdigsten Auftritt hat die über achtzigjährige Hollywoodlegende Debbie Reynolds ("Singin' in the Rain") als Mutter von Liberace: eine stille Frau und Witwe, die sich in der Glamourwelt ihres Sohnes nicht zurechtfindet. Wenn in Soderberghs Film am Ende die Lichter erloschen sind, spürt man eine große Traurigkeit und Melancholie, die so gar nicht zu den glitzernden Oberflächen zu passen scheint.
Kinostart "Liberace - Zuviel des Guten ist wundervoll": 3. Oktober 2013