Kino Sexfilme der Siebziger: Als es in der Lederhose noch juckte und jodelte
Rammeln auf der Alm: Ab dem Jahr 1973 wurde das bayerische Bergland Schauplatz frivoler Filmchen. Mit nackter Haut und hohler Handlung lockten billige Sexstreifen Millionen von Zuschauern in die Kinos. Der erste von ihnen, "Liebesgrüße aus der Lederhos'n", begründete gleich ein eigenes Genre - den Lederhosenfilm. Zum 40. Jahrestag der "Lederhosen"-Premiere wagen wir einen Blick zurück und präsentieren die schrägsten Sex-Klamotten der wilden Siebziger.
Heute zum Fremdschämen, damals ein Kassenschlager: Die Mischung aus kitschiger Heimatfilmkulisse, brachialem Humor und zur Schau gestelltem Paarungsverhalten kam an. Die Idee zu "Liebesgrüße aus der Lederhos'n" soll Regisseur Franz Marischka (1918 - 2009) beim Lesen der Münchner "tz" zum Thema Fremdenverkehr gekommen sein, heißt es. In einem Artikel ging es um angebliche Gigolos, die sexhungrigen Touristinnen in bayerischen Urlaubsorten ihre Liebesdienste anboten. Nur zwanzig Minuten benötigte er, seine Produzenten für die Idee zu gewinnen, diesen Stoff zu verfilmen. Sechs Fortsetzungen fand der schlüpfrige Klamauk.
Mit Sexfilmen wider den Besucherschwund
Doch Franz Marischka war 1973 beileibe kein unbeschriebenes Blatt auf dem Gebiet des Sexfilms. Hatte der Österreicher zu Beginn seiner Regiekarriere in den frühen 1960er Jahren vor allem Revuefilme und Komödien gedreht, sattelte er ab 1969 mit "Der Mann mit dem goldenen Pinsel" um. Natürlich ging es darin nur am Rande ums Malen. Denn weil das Fernsehen dem Kino immer mehr Besucher abspenstig machte, versuchte Marischka mit Sex dagegenzuhalten. Und die in Deutschland um sich greifende sexuellen Revolution half ihm dabei.
Der erste große kommerzielle Erfolg stellte sich 1972 mit "Lass jucken, Kumpel" ein. Der Softporno aus dem Bergarbeitermilieu wurde zum fünfterfolgreichsten deutschen Film des Jahres 1972 und gewann eine "Goldene Leinwand". Auch hier ließen Fortsetzungen nicht lange auf sich warten. Es wurden ihrer fünf - bis 1981.
"Beim Jodeln juckt die Lederhose"
Nach den Erfolgen von "Lass jucken, Kumpel" und "Liebesgrüße aus der Lederhos'n" begann eine riesige Welle an klamaukigen Heimatsexfilmen über Deutschland hereinzuschwappen. Neben Marischka drängten etliche Nachahmer in das Metier und setzten neben derben Zoten und Kopulationen auf so klangvolle wie alberne Filmtitel namens "Dr. Fummel und seine Gespielinnen", "Beim Jodeln juckt die Lederhose" oder "Die Stoßburg - Wenn nachts die Keuschheitsgürtel klappern". Aber gegen Ende der siebziger Jahre ebbte die deutsch-bajuwarische Sexfilmwelle wieder ab. Einige Schauspieler aus diesen Werken schafften sogar den Sprung ins seriöse Fach: Peter Steiner, Sascha Hehn oder Ingrid Steeger.
Nach ein paar letzten Softpornostreifen in den frühen Achtzigern, darunter "Sunshine Reggae auf Ibiza" mit Karl Dall, war dann endgültig Schluss. Allerdings gruben die neuen privaten TV-Sender gegen Ende dieses Jahrzehnts die gesammelten Rammelwerke von Marischka und Co noch einmal aus. Nun sorgten die Lederhosen- und Dirndl-Kracher, die einst als Konkurrenz zum Fernsehen erdacht wurden, ausgerechnet im TV für Quote.