Kino "In Darkness": Polnisch-deutsche Oscar-Hoffnung mit Benno Fürmann
Agnieszka Hollands ("Hitlerjunge Salomon") Kriegsdrama "In Darkness" fand bereits beim 36. Toronto International Film Festival bei Publikum und Presse gleichermaßen großen Anklang. Nun kommt der polnische Oscar-Kandidat für den besten fremdsprachigen Film auch in die deutschen Kinos. Die Geschichte nach wahren Begebenheiten ist ebenso aufwühlend wie spannend und außerdem hervorragend besetzt - unter anderem mit den deutschen Stars Benno Fürmann, Maria Schrader und Herbert Knaup.
Lvov im Jahr 1943: Die polnische Stadt ist von deutschen Soldaten besetzt, und die lassen die Bevölkerung bei der Räumung der jüdischen Ghettos noch einmal spüren, wie moralisch zersetzend ihr Terrorregime funktioniert. Auch Leopold Socha (Robert Wieckiewicz), Gelegenheitsdieb und Kanalarbeiter, gerät in das Getriebe ihrer Vernichtungsmaschinerie: Weil er die unterirdischen Gänge des Abwassersystems kennt wie kein Zweiter, stellt ihm sein Freund Bortnik (Michal Zurawski), ein ukrainischer Offizier, ein besseres Leben in Aussicht, wenn er mithilft, die dort angesichts ihrer drohenden Vernichtung untergetauchten Juden aufzuspüren.
Ein Schlitzohr wächst über sich hinaus
Recht schnell trifft Socha auf eine größere Gruppe Flüchtlinge, die ihm Geld anbieten, damit er sie nicht ausliefert. Obwohl das Verstecken von Juden lebensgefährlich geworden ist, lockt auch das schnelle Geld. Ignacy Chiger (Herbert Knaup) wird für sich und weitere neun Personen bezahlen. Dass ihr weiteres Schicksal nun in den Händen eines Ganoven liegt, passt einem in der Gruppe überhaupt nicht: Mundek Margulies (Benno Fürmann), der selber aus ähnlichem Holz geschnitzt ist, sorgt mit seinem Misstrauen fast dafür, dass Socha die Juden ihrem Schicksal überlassen will. Die Lage im unterirdischen Labyrinth hat sich fast unerträglich zugespitzt, als Socha unfreiwillig zum Komplizen am Mord eines deutschen Soldaten wird, um Margulies zu retten. Verwundert erkennt der sonst nur auf seinen Vorteil bedachte Socha, wie viel ihm diese verzweifelten Menschen, für die er sich plötzlich verantwortlich fühlt, mittlerweile bedeuten. Er wird zu einem echten Freund, der sich auch in größter Gefahr behauptet.
Holocaustfilm ohne Schwarz-Weiß-Denken
Unter den vielen anderen Holocaustfilmen besticht "In Darkness" vor allem durch seine Objektivität: Hier gibt es kein Schwarz-Weiß-Denken, keinen vorhersehbaren Helden und auch keinen durchschaubaren Bösewicht. Menschlichkeit wird großgeschrieben, wenn der zwielichtige Protagonist angesichts der ihn umgebenden Not charakterlich weit über sich hinauswächst. Diese Episode aus der jüngsten Vergangenheit berührt wirklich und unmittelbar, denn es ist die Geschichte selber, die für sich spricht.
Kinostart: 9. Februar 2012