Ausstellung Aids, Pest, Corona: Museum zeigt Geschichte der Pandemien
Leiden (dpa) - Ein langes dunkles Gewand und eine Ledermaske mit langem Schnabel. So sah Schutzkleidung im 17. Jahrhundert zur Zeit der Pest-Epidemie aus. Heute tragen Pfleger zum Schutz vor Corona weiße Anzüge, Mundmasken und breite Plexiglas-Brillen.
Das Wissenschaftsmuseum Boerhaave im niederländischen Leiden zeigt in der Ausstellung "Infiziert!" die Geschichte von Epidemien von der Pest bis zu Corona. Der niederländische König Willem-Alexander eröffnete die Schau am Donnerstagmittag.
Das Museum wolle zeigen, wie sehr Epidemien das ganze Leben zerrütten können, sagte Museumsdirektor Amito Haarhuis der Deutschen Presse-Agentur. "Wir wollten aber auch vor der unbekannten Krankheit warnen, dem Virus X, das jederzeit über uns kommen könnte."
Ironie der Geschichte: Kurz vor der geplanten Eröffnung musste das Museum wegen der Corona-Pandemie geschlossen werden. Mit viermonatiger Verspätung kann die Ausstellung nun öffnen und ist erweitert um das aktuelle Kapitel Corona. Sie präsentiert Videos, Fotos und Objekte aus den vergangenen Monaten.
Das Museum zeigt Parallelen wie etwa eine Schutzkleidung. Die langen Schnäbel der Pest-Masken waren im Mittelalter mit stark riechenden Kräutern gefüllt, um die Erreger fern zu halten. Schon damals setzte man auf Abstand, Schutzkleidung und Isolierung der Kranken. "Social Distancing ist sehr alt", sagte Haarhuis.
Die mittelalterliche Pest verursachte bis zu 200 Millionen Tote, jeder dritte Europäer starb daran. Viele Pandemien sind aber noch gar nicht so lange her, wie die spanische Grippe zu Beginn des 20. Jahrhunderts oder Aids im 20. Jahrhundert. Eine der mörderischsten Krankheiten waren die Pocken, die über Jahrhunderte Millionen Menschen das Leben kosteten. Erst seit den 1980er Jahren gelten die Pocken als ausgerottet. Malaria gab es vor gut hundert Jahren auch in Europa.
Zu den Höhepunkten der Ausstellung gehören die über hundert Jahre alten, lebensechten Wachsmodelle, hergestellt im Pathoplastischen Institut in Dresden. Es sind Masken von Gesichtern und Körpern von echten Patienten. Ein Modell etwa zeigt einen sterbenden Mann, an seinem Hals eine grässliche dicke Pestbeule.