Vierschanzentournee in Innsbruck Geiger nach Aussetzer: "Da kriegt man einfach nur das Kotzen"
Karl Geiger glaubt nicht mehr an einen Gesamtsieg bei der Vierschanzentournee. Nach einem katastrophalen ersten Sprung betrieb er in Innsbruck zwar Schadenbegrenzung, war aber trotzdem untröstlich. Der Bundestrainer gab sich derweil kämpferisch.
Karl Geiger schlug sich mit der flachen Hand auf den Helm und schüttelte fassungslos den Kopf. "Warum nicht gleich?", schrie der Skiflug-Weltmeister frustriert in das verlassene Skisprung-Stadion am Bergisel. Geiger muss trotz einer Aufholjagd am deutschen Schicksalsberg in Innsbruck als enttäuschender 16. seine Träume auf den Tourneesieg wohl begraben.
Bei guten Windverhältnissen verspielte Geiger wie schon im vergangenen Jahr im ersten Durchgang mit einem Sprung auf nur 117,0 m seine glänzende Ausgangsposition. "Dass es dieses Jahr wieder so ist, da kriegt man einfach nur das Kotzen. Tut mir leid die Wortwahl", sagte Geiger bei Eurosport frustriert. Das sei einfach "saumäßig bitter". Bei der ARD fügte er hinzu: "Das Ding ist so gut wie durch. Das ist einfach frustrierend."
Eisenbichler wird Sechster
Der Oberstdorf-Sieger fiel in der Gesamtwertung von Platz zwei auf vier zurück, der erste deutsche Gesamtsieg beim Skisprung-Spektakel seit Sven Hannawalds "Grand Slam" vor 19 Jahren ist damit deutlich unwahrscheinlicher geworden. "Im Moment bin ich ziemlich angefressen und erwarte gar nichts mehr von der Gesamtwertung. Ist mir aber auch egal", sagte Geiger bei Eurosport.
Auch Weltmeister Markus Eisenbichler konnte als Sechster mit Sprüngen auf 120,5 m und 128,5 m nicht entscheidend aufholen. Auch der norwegische Topfavorit Halvor Egner Granerud (116,5 m) stürzte völlig unerwartet ab.
Stoch schiebt sich auf Rang eins
Die Gunst der Stunde nutzten die Polen: Der zweimalige Vierschanzentournee-Sieger Kamil Stoch holte sich den Tagessieg und übernahm nach dem dritten Tournee-Wettbewerb die Gesamtführung. Der Vorsprung auf seinen Landsmann und Titelverteidiger Dawid Kubacki beträgt 15,2 Punkte, Granerud (+20,6) und Geiger (+20,7) haben bereits großen Rückstand.
Noch nie waren die beiden Tournee-Führenden als erste Springer in den zweiten Durchgang gegangen. Geiger betrieb mit einem Satz auf 128,5 m ein wenig Schadensbegrenzung und blieb 0,1 Punkte hinter Granerud.
Bundestrainer gibt sich kämpferisch
Bundestrainer Stefan Horngacher machte seinem Star derweil keine Vorwürfe: "Das kann passieren, der Karl ist auch nur ein Mensch", sagte der Österreicher nach dem ersten Durchgang in der ARD. Horngacher blieb zuversichtlich: "Wir geben nicht auf und kämpfen weiter."
Der Bergisel-Fluch schlug für die DSV-Adler aber erneut zu: In den vergangenen drei Jahren waren Geiger (2020), Eisenbichler (2019) und Richard Freitag (2018) ebenfalls als Gesamtzweite nach Österreich gereist – und verspielten in Innsbruck all ihre Chancen.
Hamann landet auf Platz zwölf
Freitag war im tückischen Auslaufhang sogar gestürzt und musste aus der Tournee aussteigen. Einzige Ausnahme bleibt die starke WM 2019, als sich Eisenbichler vor Geiger zum Weltmeister gekrönt hatte und beide Gold im Team holten.
Aus der deutschen Mannschaft erlebte Martin Hamann als Zwölfter einen guten Tag. Ex-Weltmeister Severin Freund (34.), Pius Paschke (36.) und Constantin Schmid (39.) verpassten derweil den Sprung in den zweiten Durchgang. Für Stoch ist die Führung rein statistisch schon mehr als die halbe Miete. Seit 1995/96 lagen von 25 nach Innsbruck führenden Springern 23 auch in der Endabrechnung vorne. Bei den vergangenen 21 Auflagen verspielte nur der Norweger Tande (2016/17) seinen Vorsprung und wurde Dritter.
Die Entscheidung im Kampf um den Goldenen Adler fällt am Mittwoch (ab 16.45 Uhr im Liveticker von t-online) beim Dreikönigsspringen in Bischofshofen. Nach einem Ruhetag am Montag steht am Dienstag die Qualifikation für das Finale auf dem Programm.
- Nachrichtenagentur sid
- Eigene Beobachtung