Tour: Fotofinish in Angers Greipel nur um Millimeter geschlagen
Das waren nur Millimeter: Am Ende entschied das Zielfoto gegen André Greipel und für Mark Cavendish. Die deutschen Hochgeschwindigkeits-Spezialisten Greipel und Marcel Kittel gingen auch im zweiten Massensprint der 103. Tour de France leer aus. Der zweitplatzierte Greipel scheiterte im Schlussspurt von Angers nur um Millimeter an Ex-Weltmeister Cavendish, der seinen zweiten Etappensieg innerhalb von 48 Stunden feierte.
Wie am Samstag zum Auftakt in Utah Beach hatte Greipel im Ziel der zweitlängsten Etappe das schlechtere Ende für sich. "Ich habe einen Fehler gemacht. Aus Reflex hatte ich den höchsten Gang reingelegt - der war am Ende zu dick", ging Greipel mit sich selbst ins Gericht. Cavendish hatte an Greipels Hinterrad bis zur letzten Sekunde gewartet und stieß dann nach vorne.
Zielfoto muss herhalten
Dabei sah der deutsche Sprinter nach den 223,5 Kilometern von Granville nach Angers schon wie der sichere Sieger aus, reckte sogar schon die Hand in die Höhe. "Es war sehr knapp, das ist schade. Wir werden es weiter versuchen", sagte Greipel, der mit seiner Leistung aber zufrieden war: "Es ist keine Schande, gegen Cavendish zu verlieren. Es war ein guter Sprint, ich muss mich hier nicht verstecken."
Im leicht ansteigenden Finale hatte Cavendish die besten Nerven und wartete geduldig auf den richtigen Moment, um seinen Antritt zu lancieren. Doch erst nach einigen Sekunden und dem Zielfoto war klar, dass der deutsche Meister haarscharf an seinem ersten Tour-Tagessieg dieses Jahres vorbeigefahren war.
Während bei Cavendish großer Jubel ausbrach, nahm Greipel die Entscheidung äußerlich ungerührt zur Kenntnis. Doch zuvor hatte er aus Frust seine Trinkflasche auf den Boden gedonnert.Landsmann Marcel Kittel war kurz vor dem Sprint zu schlecht positioniert und schaffte es nur noch auf Rang sieben. Das Gelbe Trikot des Gesamtführenden verteidigte der Slowake Peter Sagan (Tinkoff) erfolgreich.
Heikle Szenen im Finale
Der Gesamtführende Sagan, am Montag auf Rang vier, hatte nach seiner Fahrt ins Gelbe Trikot mit deutlichen Aussagen die Fahrweise seiner Kollegen kritisiert und sich über das ständige Chaos in der ersten Tour-Woche echauffiert. "Sie fahren, als hätten sie kein Hirn, jeder fährt, als ob ihm sein Leben nichts wert wäre", sagte der Straßen-Weltmeister.
Auch am Montag gab es im Finale einige heikle Stellen, vor denen etwa Greipel nicht ganz wohl war. "Ich habe es gerne etwas aufgeräumter", sagte er vor der Etappe.
Bis in die Endphase folgte das Peloton weitgehend im Bummeltempo dem bedauernswerten Ausreißer Armindo Fonseca (Frankreich), der später noch von Landsmann Thomas Voeckler Gesellschaft hatte und sich über 200 Kilometer vergeblich mühte. Dann war die aussichtslose Flucht vorbei, die Sprinter bauten ihre Formationen auf und jagten in Richtung Ziel.