Gerolsteiner Wegmann: "Das große Ziel ist für uns eine Etappe zu gewinnen"
Am Samstag startet Fabian Wegmann in Brest in seine fünfte Tour de France (Samstag ab 10.15 Uhr im Live-Ticker). Nach seiner Titelverteidigung bei der deutschen Meisterschaft in Bochum wird der Gerolsteiner-Profi auch in diesem Jahr im Trikot des deutschen Meisters starten. Im Interview mit t-online.de spricht der 28-Jährige über Ausreißversuche, gefürchtete Bergriesen und den Tour-Topfavoriten Cadel Evans.
Frage: Herzlichen Glückwunsch zur Titelverteidigung, Herr Wegmann. Wie schwer fällt es eine Woche nach diesem Höhepunkt in das schwerste Radrennen der Welt zu gehen?
Fabian Wegmann: Die Form muss bei der Tour von Anfang an stimmen und da ist so eine Generalprobe gar nicht schlecht. Da es auch nur ein Eintagesrennen ist, stresst einen das auch nicht so.
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Die Tour-Organisation verzichtet in diesem Jahr auf einen Prolog. Was hat das für Auswirkungen auf das Rennen?
Es wird gleich relativ hektisch sein, alle haben die gleiche Zeit. Der Gewinner der ersten Etappe kriegt das Gelbe Trikot, da will natürlich jeder in den Ausreißergruppen sitzen. Gerade in der Bretagne, wo es immer rauf-runter und rechts-links geht.
Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass Sie in einer der ersten Gruppen vertreten sind?
Ich habe es in den letzten Jahr ein paar Mal geschafft, in der ersten Woche in Gruppen dabei zu sein. Gerade im Hinblick auf das Bergtrikot ist das wichtig, das hat ja auch schon zweimal geklappt. Ich werde die erste Woche auf jeden Fall sehr offensiv fahren. Vielleicht nicht gleich die erste Etappe, aber wenn es sich ein bisschen eingeschliffen hat, werde ich schon was probieren. Das ist Klassiker-Terrain, das liegt mir. Die ganz großen Berge wie der Galibier und der Tourmalet die liegen mir nicht so. Die Vorfreude auf diese Dinger hält sich etwas in Grenzen.
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Gibt es einen Berg auf den Sie gerne verzichtet hätten?
Am Galibier bin ich vor zwei Jahren fast aus der Tour rausgeflogen. Da hatte ich einen ganz schwarzen Tag. Das war ein Tag nach der Etappe nach L’Alpe-D’Huez, bei der ich in der Spitzengruppe gefahren bin. Ich war den Morgen danach ziemlich platt. Am Fuß des Galibiers war dann Start und da steht dann direkt so ein Schild „42 Kilometer Bergwertung“. Wenn dann nach einem Kilometer der Erste attackiert und man nach drei Kilometern bei den Teamwagen hängst, dann weiß man: Das wird ein verdammt schwerer Tag. Gut, ich habe es überlebt und danach ging es wieder. Aber das sind Momente, die man nicht vergisst.
Waren die Eroberungen des Bergtrikots ihre schönsten Momente bei der Tour?
Ja, schon. Aber auch die Ankunft auf den Champs Elysées ist immer etwas ganz besonderes.
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Kriegt man da während des Rennens Gänsehaut?
Auf jeden Fall. Das ist einfach eine Wahnsinnsgeräuschkulisse und die ganze Last fällt von einem ab. Aber das ist immer noch schwer, da geht es immer etwas rauf und runter über das Kopfsteinpflaster. Aber das ist zu ertragen, das ist einfach ein schöner Moment.
Haben Sie schon mal attackiert auf den Champs Elysées?
Ja, ich war schon mal in einer Gruppe, aber wir sind nicht weit weg gekommen. Letztes Jahr gab es eine Gruppe, die hat knapp eine Minute gehabt. Aber selbst mit zwölf Mann sind die nicht richtig weggekommen. Das ist ganz selten, dass es eine Gruppe in Paris schafft. Alle fahren Vollgas und die Sprinter holen noch mal alles aus sich raus.
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Wie ist die Ausrichtung des Gerolsteiner Teams bei der Tour?
Markus Fothen und Bernhard Kohl sind in den Bergen stark und wollen da was zeigen. Robert Förster soll natürlich in die Sprints reinhalten. Stefan Schumacher und ich werden bei den Ausreißer-Etappen etwas versuchen. Das große Ziel ist für uns eine Etappe zu gewinnen. Vor vier Jahren haben wir das mit Georg Totschnig geschafft. Das war ein tolles Erlebnis für die Mannschaft.
Werden die Sprintankünfte durch das Fehlen von Fahrern wie Boonen, Bennati oder Petacchi gefährlicher?
Ich bin gespannt, dass könnte so ein bisschen eine Rummel-Boxer-Mentalität aufkommen. Gerade die Züge, die Milram hatte oder Quickstep mit Boonen, die sind jetzt nicht da. McEwen hat kein richtiges Team, weil Silence-Lotto alles auf Evans und die Gesamtwertung ausrichtet. Es gibt viele schnelle Männer im Peloton, die aber alle keine richtigen Anfahrer haben und da besteht die Gefahr, dass das Finale nicht schnell genug wird und das Feld nicht weit genug auseinander gezogen wird. Da denkt dann jeder: „So schnell ist das gar nicht, da versuche ich mal nach vorne zu fahren.“
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Wie beurteilen Sie die Situation in der Gesamtwertung?
Die größten Chancen auf das Maillot Jaune hat sicher Cadel Evans. Der hat sich in den letzten Jahren stetig verbessert und war bei der Dauphiné Libéré schon gut in Form. Den gilt es zu schlagen.
In den letzten Jahren konnte man den Eindruck gewinnen, dass Evans bei den entscheidenden Anstiegen etwas der Punch fehlte…
Ja, das sieht immer etwas langsam aus, wie der fährt. Der fährt immer ziemlich dicke Gänge und ist immer etwas schief über den Lenker gebeugt. Aber er ist schon extrem schnell!
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