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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Phantom beim Laver Cup Zverev macht sich rar – und muss liefern
Der Laver Cup in Berlin verläuft überraschend eng. Für den Lokalmatadoren heißt das Druck – und die Möglichkeit eines neuen Angstgegners.
Die Favoritenrolle für den Laver Cup in Berlin war eigentlich klar verteilt. Doch an Tag zwei deutet sich bei dem von Tennis-Legende Roger Federer mitinitiierten Turniers zwischen Team Europa und Team Welt ein echter Krimi um den Titel an. Beim Stand von 4:4 im Kontinentalduell muss Alexander Zverev sich am Samstagabend erstmals im Einzel beweisen. Mit Taylor Fritz trifft er dabei schon fast auf so etwas, wie einen Angstgegner. Für den 27-Jährigen, der in Berlin bislang mehr als Phantom denn als Lokalmatador glänzte, bedeutet das: Druck.
Dass sich der Laver Cup auch an Tag zwei noch so ausgeglichen gestaltet, kommt dabei durchaus überraschend. Denn während Team Europa gleich mit fünf Spielern aus den Top 10 der Welt (Zverev, Carlos Alcaraz, Daniil Medvedev, Casper Ruud, Grigor Dimitrov) in Berlin aufwartet, hat Team Welt mit Taylor Fritz lediglich einen Spieler von dieser Qualität zu bieten. Die meisten Beobachter gingen vor dem Turnier deshalb von einem Sieg der Europäer aus.
Überraschung gleich zum Start
Doch gleich beim Auftaktmatch schaffte Team Welt die erste Überraschung, als Francisco Cerúndolo als Nummer 31 der Rangliste Casper Ruud (Nr. 9) glatt in zwei Sätzen besiegen konnte. Zwar gewannen Stefanos Tsitsipas und Dimitrov ihre Einzel anschließend, doch mit Zverev und Alcaraz konnte sich das mit dem Weltranglistenzweiten und -dritten hochklassig besetzte europäische Doppel nicht gegen Fritz und Ben Shelton aus den USA durchsetzen.
Beim Laver Cup wird an Tag eins für jeden Sieg ein Punkt vergeben, an Tag zwei zählt jedes gewonnene Match zwei Punkte und an Tag drei gibt es sogar drei Punkte für einen Sieg. Nachdem jedes Team an Tag zwei nun jeweils eins der ersten beiden Einzel sichern konnte – Medvedev unterlag Francis Tiafoe und Alcaraz besiegte Shelton – steht es vor dem Zverev-Einzel 4:4.
Das Publikum hat Erwartungen an Zverev
Zverev muss für sein Team also liefern, soll die Veranstaltung nicht endgültig in Richtung Überraschung kippen. Auch das Publikum dürfte eine gewisse Erwartung an Zverev haben, denn bislang machte sich der Deutsche, der in der Uber Arena von Berlin eigentlich als Lokalmatador glänzen soll, erstaunlich rar. Statt seine Teamkollegen von der extra für die Mannschaften eingerichteten Couch am Spielfeldrand anzufeuern, verbrachte Zverev die meiste Zeit lieber hinter den Kulissen und überließ die Anfeuerungsrufe den anderen Mitgliedern seines Teams.
Um das Publikum zu begeistern, setzt der Deutsche also allein auf seine Leistungen auf dem Platz. Mit der Niederlage im Doppel ging das schon mal schief. Doppelpartner Alcaraz konnte die Niederlage mit seinem Einzelsieg gegen Shelton am Samstag schon mal wieder gerade biegen – und erhielt dabei lautstarke Unterstützung vom Publikum, in dem erstaunlich viele spanische Flaggen zu finden waren.
Zverev braucht wohl eine ähnlich gute Leistung, um das bislang verhalten für ihn jubelnde Heimpublikum doch noch für sich zu begeistern. Einfach wird das jedoch nicht, denn für Zverev geht es gegen keinen Geringeren als Taylor Fritz. Gegen den US-Amerikaner verlor der Weltranglistenzweite in diesem Jahr sowohl im Achtelfinale von Wimbledon als auch im Viertelfinale der US Open. Dass Zverev auch nach dieser Saison immer noch auf seinen ersten Grand-Slam-Titel wartet, ist also zu einem nicht unerheblichen Teil auf Fritz zurückzuführen.
Am Freitag war Fritz dann auch noch Teil des Doppels, das Zverev und Alcaraz bezwang. Eine weitere Niederlage im Einzel und nicht nur Zverevs Heimspiel in Berlin würde zum Reinfall werden – er hätte auch noch einen neuen Angstgegner gewonnen.
- Eigene Beobachtungen vor Ort