Handball-EM Wie im Rausch: Deutsches Team zaubert – Scholz ausgebuht
Im zweiten Gruppenspiel bestätigt die Mannschaft von Bundestrainer Gíslason den Eindruck aus dem Eröffnungsspiel und zieht in die nächste Runde ein. Schon zur Halbzeit führt das DHB-Team klar.
Die deutsche Handball-Nationalmannschaft hat bei der Europameisterschaft im eigenen Land vorzeitig die Hauptrunde erreicht. Im zweiten Gruppenspiel gewann das DHB-Team am Sonntagabend in Berlin 34:25 (18:13) gegen Nordmazedonien und machte damit das Weiterkommen schon vor dem abschließenden Duell mit Frankreich am Dienstag perfekt.
Vor insgesamt 13.571 Zuschauern und den Augen von Olaf Scholz war Spielmacher Juri Knorr mit zehn Treffern bester Werfer für die DHB-Auswahl. Der Bundeskanzler hatte sich seinen Besuch wohl anders vorgestellt: Denn: Scholz wurde in der Arena mit einem lauten Pfeifkonzert begrüßt.
Als Nordmazedonien Mitte der ersten Hälfte beim Stand von 9:4 für die DHB-Auswahl eine Auszeit nahm, hieß der Hallensprecher Scholz in der Berliner Mercedes-Benz-Arena willkommen. Die Reaktion in der mit mehr als 13.000 Zuschauern ausverkauften Arena: Pfiffe. Mehrere Sekunden lang buhten Tausende Fans den 65-Jährigen aus.
Auch in der TV-Übertragung waren die Pfiffe laut zu hören. Doch allzu lange hielt die negative Stimmung nicht an. Schon kurze Zeit später ging die Partie weiter und Deutschland baute die Führung aus.
Zum Abschluss der Vorrunde trifft Deutschland nun auf den Rekord-Weltmeister. Ein Remis reicht zum Gruppensieg. Der Olympiasieger hatte zuvor in seinem zweiten Vorrundenspiel gepatzt und sich mit einem 26:26 gegen die Schweiz zufriedengeben müssen. Anschließend geht es für das DHB-Team, das vom Einzug ins Halbfinale träumt, in Köln weiter.
So lief das Spiel:
Ohne den gerade zum zweiten Mal Vater gewordenen Kai Häfner, für den U21-Weltmeister Nils Lichtlein in den Kader rückte, nahm das DHB-Team den Kampf ab der ersten Sekunde bravourös an. Die Abwehr mit dem Innenblock-Duo Johannes Golla und Julian Köster stand stabil und eröffnete Nordmazedonien kaum Lücken. Gleichzeitig spielte Deutschland seine Tempogegenstöße über Linksaußen Lukas Mertens erfolgreich aus und führte schnell mit 5:2.
Gíslason hatte seine Mannschaft hervorragend auf die Raffinessen des Gegners eingestellt. In der Verteidigung agierte das Balkan-Team mit verschiedenen Systemen, in der Offensive setzte der Außenseiter oft auf den zusätzlichen siebten Mann. In Trainer Kiril Lazarov stand der Star des Teams an der Seitenlinie. Der frühere Handballprofi ist der beste Werfer der WM-Geschichte und war der erste Spieler mit über 1.000 Europapokaltreffern. Die vielen technischen Fehler seiner Männer konnte aber auch er nicht verhindern.
Und obwohl Julian Köster zunächst einige aussichtsreiche Torchancen liegen ließ, spielte sich das deutsche Team mehr und mehr in einen Rausch. Zwischenzeitlich betrug die Führung beim 16:9 sieben Tore. "Wir haben ein super Tempospiel an den Tag gelegt", lobte Kromer zur Halbzeit und äußerte mit Blick auf die Aggressivität: "Sicherlich geht noch ein bisschen mehr in der Abwehr."
Torwart Späth glänzte mit seinen Paraden
Mit einem 3:0-Lauf startete die DHB-Auswahl nach der Pause. Torwart David Späth, der nach 22 Minuten für den glücklosen Andreas Wolff zwischen die Pfosten gerückt war, glänzte mit mehreren Paraden und heizte die ausverkaufte Mercedes-Benz Arena so richtig an. Daran änderten auch einige leichtsinnige Fehler im Angriffsspiel nichts.
Gíslason reagierte mit einer Auszeit, tobte und forderte beim Stand von 22:17 mehr Disziplin. Die Ansprache des Isländers wirkte und das DHB-Team baute seine Führung wieder auf sieben Tore aus. Der Bundestrainer wechselte nun munter durch und gab EM-Neuling Martin Hanne und U21-Weltmeister Justus Fischer Einsatzminuten. Der Sieg geriet nicht mehr in Gefahr. Die deutschen EM-Festwochen gehen weiter.
Die Handball-EM bei t-online: Die Highlights aller Spiele der deutschen Mannschaft sehen kurz nach Abpfiff bei uns.
- Eigene Beobachtungen im ZDF
- Nachrichtenagentur dpa