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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Nach Geisterspiel Hochrisiko-Heimspiel für Bayern gegen israelischen Klub
Nach dem Geisterspiel im November in Belgrad empfängt der FC Bayern Basketball Maccabi Tel Aviv in München. Für dieses Hochrisiko-Heimspiel gibt es besondere Maßnahmen.
Der FC Bayern Basketball wird am Freitagabend (20.30 Uhr) Maccabi Tel Aviv zu einem Hochrisikospiel in München empfangen. Seit Beginn des Krieges in Israel werden alle Euroleague-Spiele von Maccabi als solche eingestuft – so nun auch das Duell im BMW Park. "Die örtlichen Behörden werden alle Maßnahmen ergreifen, die sie dafür in Betracht ziehen", teilte der Kommunikationsdirektor der Euroleague, Diego Fernandez, t-online mit.
Das Hinspiel Anfang November, das Bayerns Basketballer knapp mit 90:93 verloren, war nicht in Tel Aviv, sondern in Belgrad bestritten worden, wo Maccabi nach wie vor alle seine "Heimspiele" in der europäischen Basketball-Königsklasse ausrichtet. Aus Sicherheitsgründen wurde die Partie damals noch als "Geisterspiel", also ohne Zuschauer ausgetragen. (Mehr dazu lesen Sie hier.)
Nach Geisterspiel: Keine Fan-Beschränkungen bei Hochrisikopartie
Zuschauerbeschränkungen wird es in München nun nicht geben. Der FCBB erwartet dementsprechend auch eine gut gefüllte Halle, in der insgesamt 6.500 Zuschauer Platz finden. Ausverkauft ist die Partie allerdings noch nicht. Eine Einschränkung für die Fans ist, dass der Zugang zum BMW Park nur mit personalisierten Tickets, möglich sein wird, wie der FCBB auf t-online-Anfrage mitteilte. Die Eintrittskarten werden mit einem Ausweisdokument abgeglichen. Außerdem ist das Mitbringen von Taschen bei dem Spiel grundsätzlich untersagt.
Rund um die Partie ist wohl auch mit einer verstärkten Polizeipräsenz und einer Sicherheitseskorte für Maccabi auf dem Weg zur Halle zu rechnen. "Veranstaltungen mit Beteiligung israelischer Mannschaften haben grundsätzlich einen besonderen Sicherheitsfokus, insbesondere wegen des gerade stattfindenden Nahostkonfliktes zwischen Israel und Palästina", teilte Hauptkommissar Christian Drexler von der Münchner Polizei auf t-online-Anfrage mit. "Dabei werden Details und Intensitäten ständig aufgrund aktueller Entwicklungen und Lagebewertungen nachjustiert." Genau dieser Prozess finde momentan auch statt. Weitere Informationen könne die Polizei "aufgrund unseres einsatztaktischen Vorgehens dazu nicht geben".
Bayern verzichtet auf Zeichen gegen den Krieg
Ein gemeinsames Zeichen der beiden Mannschaften gegen den Krieg oder etwa eine Schweigeminute für dessen Opfer ist unterdessen nicht zu erwarten. Entsprechende Aktionen hätten im Vorfeld bei der Euroleague angekündigt werden müssen. Weder Maccabi noch der FC Bayern haben das getan, wie Fernandez mitteilte.
Die Partie hat nicht nur aus politischer, sondern auch aus sportlicher Sicht enorme Brisanz. Für den FCBB geht es darum, sich mit einem Sieg seine letzten Restchancen auf das Erreichen der Play-in-Plätze, über die eine Teilnahme an der Meisterrunde noch möglich wäre, zu wahren. Dafür müssten es die Bayern (13 Siege), die momentan auf Rang 14 liegen, an den verbleibenden vier Spieltagen der regulären Saison noch zumindest auf Platz zehn schaffen. Den belegt derzeit Partizan Belgrad mit nur einem Sieg mehr. Maccabi (17 Siege) ist momentan Tabellensiebter und damit auf direktem Playoff-Kurs.
"Oberstes Ziel, die Integrität aller beteiligten Personen zu schützen"
"Unsere Verantwortung besteht immer darin, den Wettbewerb zu erhalten, und dies stand im Mittelpunkt aller getroffenen Entscheidungen", sagte Fernandez zu der generell komplizierten und brisanten Situation für die israelischen Teams. "Unser oberstes Ziel war es, sicherzustellen, dass die richtigen Maßnahmen getroffen werden, um die Integrität aller an der Durchführung der Spiele beteiligten Personen zu schützen."
Die Euroleague beobachte "die Situation ständig, und wir werden je nach Entwicklung weitere Entscheidungen treffen", so Fernandez weiter: "Basketball muss ein Werkzeug sein, um Menschen zu vereinen. Wir haben auch die Verantwortung, dieses Instrument richtig zu nutzen und politische Ansichten außer Acht zu lassen."
Vor allem den Verantwortlichen des Rekordmeisters dürfte das am Freitagabend dennoch mit Sicherheit zumindest ziemlich schwerfallen. Die Klubhistorie des FC Bayern ist schließlich durch Kurt Landauer, der von 1913 bis 1914, 1919 bis 1933 und erneut von 1947 bis 1951 Präsident war, jüdisch geprägt.
- Eigene Recherche und Hintergrundgespräche
- Schriftlicher Austausch mit dem Kommunikations-Direktor der Euroleague Diego Fernandez
- Telefonische und schriftliche Anfrage an die Polizei München