Leichtathletik Zehnkämpfer wieder angriffslustig: Behrenbruch will WM-Medaille
Deutsche Zehnkämpfer auf Gewinnkurs: Der Paukenschlag von Ratingen hat in Europameister Pascal Behrenbruch Medaillen-Ambitionen geweckt. Der Frankfurter will bei der WM in Moskau um Edelmetall kämpfen. Nach dem starken Auftritt des 28-Jährigen bei der WM-Ausscheidung traut Bundestrainer Rainer Pottel ihm und seinen Teamkollegen auch einiges zu.
Medaillenträume nach Sieg in Ratingen
Behrenbruch hat keinen Zweifel an seiner WM-Mission gelassen. "Ich will in Moskau meine persönliche Bestleistung angreifen und eine Medaille gewinnen", verkündete der Zehnkämpfer das ambitionierte Ziel für die Leichtathletik-Weltmeisterschaften vom 10. bis 18. August.
Der Sieg in Ratingen mit der Weltjahresbestleistung von 8514 Punkten, dem besten deutschen Ergebnis dort seit Frank Busemanns 8556 Punkten vor 16 Jahren, beseitigte mit einem Schlag alle Selbstzweifel des Frankfurters. Der 28-Jährige setzte sich mit dieser Top-Leistung an die Spitze der Weltrangliste.
Zweitbestes Ergebnis in der Karriere des 28-Jährigen
"Ich hatte solche Angst, dass ich es nicht hinbekomme. Es wäre die schlimmste Enttäuschung meiner Karriere gewesen. Der Europameister muss einfach zur WM", sagte Behrenbruch und fügte erleichtert hinzu: "Jetzt weiß ich, dass ich alles richtig gemacht habe."
Vergessen war auch die harsche Kritik nach seinem vorzeitigen Ausstieg vor drei Wochen in Götzis, als ihm Funktionäre und Kollegen aus dem DLV-Team fehlenden Kampfgeist vorgeworfen hatten. "Ich habe mich dieses Mal nicht hängen gelassen und mich durchgekämpft. Das war ganz wichtig für den Kopf", beschrieb Behrenbruch seine Gefühle nach dem zweitbesten Zehnkampf seiner Karriere.
Nur bei seinem EM-Titel im Vorjahr sammelte er mehr Punkte, nämlich 8558. Entsprechend locker gab sich der Einzelgänger, der seit geraumer Zeit abgekoppelt vom Verband seinen eigenen Weg geht. "Das hättest du mir wohl nicht zugetraut", flachste Behrenbruch in Richtung von Bundestrainer Rainer Pottel.
Deutscher Zehnkampf in Topform
Der bringt in dem introvertierten Hessen, dem Olympia-Sechsten Rico Freimuth und Michael Schrader aus Leverkusen das stärkste Trio seit vielen Jahren an den WM-Start. "Um den deutschen Zehnkampf steht es so gut wie lange nicht. Die Burschen können mithalten. Bei diesem Potenzial sollten wir um die Medaillen kämpfen können", sagte Pottel.
Mit sichtlichem Vergnügen beobachtete der Coach in Ratingen, dass sein im Umgang nicht immer einfacher Top-Athlet reifer geworden ist. "Pascal hat sich nicht in seine Komfortzone zurückgezogen, wie er das in den vergangenen Jahren immer mal gemacht hat", stellte Pottel zufrieden fest.
Spitzenleistung erst in Moskau
Das wird Behrenbruch auch in den kommenden Wochen nicht tun. Nach einer Regenerationsphase will er im Training wieder Vollgas geben und dann bei der WM groß auftrumpfen. Denn sein Potenzial reizte der Modellathlet in Ratingen noch nicht aus.
Mit Trainer Andrej Nazarov wird er sich entweder in Tallinn "oder in einem anderen ruhigen Ort" auf die Titelkämpfe vorbereiten. Den freiwilligen WM-Lehrgang Mitte Juli in Kienbaum lässt er sausen. "Es tut mir nicht gut, wenn so viele Leute um mich herum sind", meinte Behrenbruch und fügte grinsend hinzu: "Vom vielen Reden verliert der Tiger seine Spannung."