Tennis in Paris Angefeuert von Lewandowski: Iga Swiatek triumphiert in Paris
Paris (dpa) - Nach ihrem zweiten Triumph bei den French Open gab es für Iga Swiatek Glückwünsche von einem Überraschungsgast.
Der wechselwillige Bayern-Stürmer Robert Lewandowski saß am Court Philippe Chatrier direkt hinter dem Betreuerteam der Polin auf der Tribüne und fiel seiner Landsfrau erst einmal um den Hals. Die 21 Jahre alte Weltranglisten-Erste guckte ganz ungläubig, als sie den Fußballstar erblickte. Zuvor hatte sie ihre Super-Serie gegen die Amerikanerin Coco Gauff fortgesetzt und mit dem 35. Sieg nacheinander den Sandplatz-Klassiker in Paris gewonnen.
Als die polnische Nationalhymne erklang, brach es dann doch noch aus Swiatek heraus. Die Tränen schossen der polnischen Tennis-Dominatorin in die Augen, nachdem sie zum zweiten Mal die French Open gewonnen hatte. Die Weltranglisten-Erste siegte im Finale gegen die Amerikanerin Coco Gauff mit 6:1, 6:3 und feierte damit den zweiten Grand-Slam-Titel ihrer Karriere. Schon 2020 hatte die Polin den Sandplatz-Klassiker auf der Anlage im Bois de Boulogne gewonnen. Damals wegen der Coronavirus-Pandemie noch ohne Zuschauer.
Gegen Gauff brauchte Swiatek nach einer überragenden Leistung nur 68 Minuten für ihren Erfolg. Es war ihr 35. Sieg in Serie. Letztmals verlor sie Mitte Februar in Dubai ein Match. Es ist die drittlängste Siegesserie seit dem Jahr 1990 im Damen-Tennis. Nur Martina Hingis (37) und Monica Seles (36) schafften in diesem Zeitraum mehr Erfolge nacheinander. Den Rekord in der Geschichte des Profitennis hält Martina Navratilova mit 74 Siegen in Serie.
"Ich kann es noch gar nicht richtig glauben", sagte Swiatek, die nach dem verwandelten Matchball auf die Knie fiel und danach zu ihrem Betreuerteam auf die Tribüne rannte. "Der Druck war sehr groß. Aber ich habe hart gearbeitet, um wieder hier zu stehen." Bei der Pokalübergabe dachte Swiatek auch an die vom russischen Angriffskrieg betroffenen Menschen in der Ukraine. "Haltet durch, der Krieg ist immer noch da", sagte sie. Die 15.000 Zuschauer auf dem Court Philippe Chatrier applaudierten danach lange stehend. Swiatek hatte während des gesamten Turniers über mit einer kleinen Ukraine-Flagge an ihrer Schiebermütze gespielt.
Lewandowski und Schweinsteiger auf der Tribüne
Angefeuert wurde sie von der Tribüne auch von ihrem Landsmann Robert Lewandowski. Der wechselwillige Bayern-Stürmer verfolgte das Finale ebenso wie Ex-Weltmeister Bastian Schweinsteiger und dessen Frau Ana Ivanovic von der Tribüne aus.
Gauff erkannte den Triumph der derzeit alles dominierenden Polin neidlos an. "Was du in den vergangenen Wochen und Monaten geleistet hast, ist unglaublich", sagte die Amerikanerin. "Ich hoffe, dass wir noch viele Grand-Slam-Finals gegeneinander spielen und ich dann auch einmal als Siegerin den Platz verlassen darf."
Gauff hat am Sonntag immerhin im Doppel eine weitere Chance auf einen Titel. Dann trifft sie mit ihrer Landsfrau Jessica Pegula auf die beiden Französinnen Caroline Garcia und Kristina Mladenovic.
Angelique Kerber war beim zweiten Grand-Slam-Turnier der Saison als letzte Deutsche bereits in der dritten Runde ausgeschieden. Die French Open bleiben damit das einzige Grand-Slam-Turnier, das die deutschen Nummer eins bislang nicht gewinnen konnte.
Swiatek souverän zum Titel
Gauff begann im ersten Grand-Slam-Finale ihrer Karriere extrem nervös. Swiatek zog schnell auf 4:0 davon, es dauerte 23 Minuten, bis Gauff ihren ersten Spielgewinn feiern konnte. Laute "Coco, Coco"-Rufe hallten über den Centre Court. Ein Zeichen für eine mögliche Wende war der Punktgewinn aber nicht. Nur neun Minuten später machte Swiatek den Gewinn des ersten Abschnitts perfekt. Im zweiten Durchgang startete Gauff etwas mutiger und nahm der großen Favoritin sogar den Aufschlag ab. Auf 2:0 zog sie davon, doch dann machte die Polin wieder ernst und holte sich den Titel.
Gauff wird trotzdem als eine Gewinnerin der diesjährigen French Open in die Geschichte eingehen. Mit ihren erfrischenden Pressekonferenzen und ihren wichtigen politischen Statements zum Thema Waffengewalt in ihrer US-Heimat sorgte Gauff für Auftritte, die in Erinnerung bleiben werden.