Grand Prix von Brasilien Hamilton sichert sich vor Vettel Pole Position
São Paulo (dpa) - Mamma mia! Eine zerstörte Kontrollwaage hat Sebastian Vettel in der Formel-1-Qualifikation zum Großen Preis von Brasilien Ärger eingebracht.
In der zweiten K.o.-Runde weigerte er sich, beim Wiegen den Motor seines Ferrari, wie eigentlich vorgeschrieben, zu einem angewiesenen Zeitpunkt abzustellen. Der wild gestikulierende Vettel zerstörte dann bei der Weiterfahrt aus eigenem Antrieb offiziellen Angaben zufolge sogar die Apparatur in der Boxengasse.
Der fahrlässige Fall wurde an die Rennkommissare weitergeleitet, da der Ferrari-Pilot nicht den Vorschriften beim Wiegen gefolgt war. Nach Auswertung von Videomaterial, Telemetriedaten sowie einer Anhörung von Vettel selbst entging der Hesse aber einer Startplatzstrafe. Der Heppenheimer erhielt seine erste Verwarnung in dieser Saison und wurde mit einer Strafe von 25.000 Euro belegt.
"Es ist besser, wenn ich nichts dazu sage", meinte Vettel noch schmunzelnd, als er kurz nach seinem zweiten Platz in der Qualifikation erstmals zu dem unbeabsichtigten Vorfall befragt wurde. In der Pressekonferenz verfinsterte sich dann seine Miene. "Ich will darüber nicht reden. Es ist klar, was passiert ist."
Knapp hatte Vettel die Pole Position zum vorletzten Saisonrennen in Interlagos verpasst. "Ich habe es in Kurve acht verloren. Mamma mia, ich habe es versucht. Der Anfang der Runde war mega", sagte Vettel nach seinem letzten Umlauf über Funk und ärgerte sich.
Ganz vorne stand wieder einmal Lewis Hamilton. Knapp zwei Wochen nach seiner fünften Krönung zum Weltmeister war der Brite erneut nicht einzufangen. Hamilton raste zu seiner 82. Karriere-Pole und der zehnten in dieser Saison. "Das war eine harte Qualifikation. Mit dem einsetzenden Regen wussten wir nicht, was wir zu erwarten hatten", resümierte Hamilton, dessen Teamkollege Valtteri Bottas Dritter wurde. "Meine letzte Runde war nicht so toll, um ehrlich zu sein. Ich war daher so dankbar, dass ich die Pole hatte."
Renault-Pilot Nico Hülkenberg kam in der Qualifikation nicht über Platz 14 hinaus. Für den Emmericher, der in seinen sieben Brasilien-Starts jeweils in die Punkte gerast war, ein Rückschlag. Immerhin blieb ihm ein Crash wie tags zuvor erspart. Da hatte Hülkenberg die Kontrolle über seinen Wagen verloren, war in die Leitplanke gekracht und hatte seinen Renault demoliert.
In den drei Trainingseinheiten hatten sich drei verschiedene Fahrer an die Spitze gesetzt. Erst Max Verstappen im Red Bull, dann Bottas im Mercedes und schließlich Vettel. Der viermalige Weltmeister hatte im Abschlusstraining in 1:07,948 Minuten sogar als einziger Fahrer die Marke von 1:08 Minuten geknackt.
Als es ganz wichtig wurde, unterbot Hamilton sogar noch Vettels Marke mit 1:07,281. Im letzten Training hatte er noch ein kleines Problem gehabt: Ein loses Entlüftungsrohr an seinem Silberpfeil kostete ihn etwas Fahrtzeit. In der Qualifikation lief es dann zuerst auch nicht besonders. Hamilton entging nur knapp einem Crash mit Williams-Mann Sergej Sirotkin, ehe er auch Vettels Stallrivale Kimi Räikkönen in die Quere kam. Nach der Pole war Hamilton aber erleichtert.
Vettel hingegen musste sich mit dem Vorfall in der zweiten K.o.-Runde herumärgern. "Sie sollten uns nicht rufen, wenn sich die Bedingungen so verändern", meinte der Ferrari-Pilot mit Blick auf den etwas stärker werdenden Regen auf dem Kurs. "Ich finde, es ist unfair, wenn man da reingeholt wird. Ich wollte, dass sie schneller machen."
Die Formel-1-Autos dürfen ein Mindestgewicht nicht unterschreiten. Deshalb werden sie am Eingang der Boxengasse auch mit abgestelltem Motor gewogen, um ein verlässliches Messresultat zu ermöglichen. Auf der Kontrollwaage konnte bei Vettels Ferrari immerhin trotz seiner Weigerung ein Gewicht ermittelt werden, wie es in einem Bericht der Rennkommissare hieß.