Sieg über USA Müller schießt Deutschland ins Achtelfinale
Aus Recife (Brasilien) berichtet Thomas Tamberg
Der nächste Schritt ist getan. Dank eines knappen 1:0-Sieges über die USA hat sich die deutsche Nationalmannschaft für das Achtelfinale der WM 2014 qualifiziert. Auch der vom früheren Bundestrainer Jürgen Klinsmann trainierte Außenseiter erreichte die K.-o.-Runde, weil Ghana im Parallelspiel der Gruppe G gegen Portugal mit 1:2 verlor.
Nach einer durchwachsenen ersten Hälfte reichte dem Favoriten Deutschland im zweiten Durchgang ein kleiner Zwischenspurt zum zweiten Turniersieg. Den entscheidenden Treffer erzielte WM-Spezialist Thomas Müller in der 55. Minute. Damit zieht der Bayern-Star mit nun vier Treffern in der Torschützenliste mit Argentiniens Lionel Messi und Brasiliens Neymar gleich.
"Verpasst, den zweiten Treffer zu machen"
Bundestrainer Joachim Löw zog ein zufriedenes Fazit: "Wir haben das Spiel beherrscht und verdient gewonnen." Nur Kleinigkeiten bei der Wasserschlacht in Recife hatte ihm nicht gefallen. "Bis auf die Schlussphase haben wir keine Chancen des Gegners zugelassen. Wir selbst haben verpasst, den zweiten Treffer zu machen."
Sein Kontrahent und früherer Weggefährte Klinsmann war vor allem erleichtert: "Für uns ist es immens, dass wir diese Gruppe überstanden haben. Alle haben gesagt, ihr habt keine Chance, aber wir haben sie genutzt und stehen jetzt im Achtelfinale." Für die nächste Runde kündigte der US-Coach forsch an: "Wir können es besser", sagte der Weltmeister von 1990.
Podolski und Schweinsteiger rücken ins Team
Nach der wilden zweiten Hälfte im zweiten Gruppenspiel gegen Ghana hatte der Bundestrainer für die letzte Vorrundenpartie auf zwei Positionen umgebaut. Lukas Podolski rückte ins Team für Mario Götze, der zwar als Torschütze glänzte, aber insgesamt wenig Dynamik versprühte. Auch Bastian Schweinsteiger stand zum ersten Mal bei dieser WM in der Startelf, nachdem der Bayern-Star zuletzt seine Bedeutung fürs deutsche Spiel als Joker eindrucksvoll unter Beweis gestellt hatte.
US-Coach Jürgen Klinsmann nahm ebenfalls zwei Änderungen zum jüngsten Auftritt vor: Mittelfeldspieler Brad Davis rückte für den zuletzt schwachen Alejandro Bedoya ins Team. Omar Gonzales durfte in der Innenverteidigung des Weltranglisten-13. für Geoff Cameron ran, der gegen Portugal ein Sicherheitsrisiko war.
Starker Start, dann lange nichts
Die deutsche Mannschaft startete stark in ihre letzte Gruppenaufgabe. Nach nur drei Minuten hatten Thomas Müller und Podolski eine doppelte Chance zur frühen Führung, doch beide trafen den Ball nicht richtig. Sechs Minuten später behinderten sich Per Mertesacker und Benedickt Höwedes gegenseitig. Wenn nur einer der beiden Abwehrspieler zum Ball gegangen wäre, hätte sich US-Keeper Tim Howard vermutlich ordentlich strecken müssen, um den vierten Gegentreffer des Turniers zu verhindern.
Danach ließ es das Löw-Team gemächlicher angehen setzte gegen die US-Boys auf Kontrolle. Ein sehenswerter Weitschuss von Graham Zusi, der nur knapp übers Tor von Manuel Neuer ging, und eine sehenswerte Einzelaktion von Mesut Özil, der gegen Howard aber keinen präzisen Abschluss mehr zustande brachte - das waren die einzigen Höhepunkte, die den Nichtangriffspakt der ersten Hälfte störten. Die klar zu erkennende Dominanz der DFB-Elf war kaum zielgerichtet. Einige Fans verabschiedeten die Teams mit Pfiffen in die Pause.
Müllers Schlenzer öffnet das Spiel
Direkt nach dem Wechsel reagierte der Bundestrainer und schickte Torjäger Miroslav Klose aufs Feld. Der WM-Rekordschütze nahm den Platz in der Sturmspitze ein, dafür rückte Müller auf den angestammten Platz auf der rechten Mittelfeldseite. Dem Auftritt der Nationalmannschaft tat das direkt gut. Denn Klose war im Zentrum besser aufgehoben - und Müller konnte über die Außen seine Stärken besser ausspielen.
Nur zehn Minuten waren in der zweiten Halbzeit gespielt, als Müller mit seinem insgesamt neunten Treffer bei Weltmeisterschaften das Spiel endlich öffnete. Nach einer kurzen Ecke war Mertesacker noch mit dem Kopf am starken Howard gescheitert, doch den Abpraller setzte Müller von der Strafraumkante überlegt in die Maschen.
Glanzlos ins Ziel gerollt
Angesichts eines 1:1-Zwischenstands im Parallelspiel schlotterten den US-Boys nun ein wenig die Knie, ein Siegtreffer Ghanas hätte für die Klinsmänner das Aus bedeutet. Doch die deutsche Mannschaft wollte die Situation nicht nutzen und fiel wieder ein wenig ins Schonprogramm der ersten Halbzeit zurück. Ihr reichte es offensichtlich, das Spiel im Griff zu halten.
Erst in der Nachspielzeit wurden die Amerikaner noch ein wenig frecher, doch Kapitän Philipp Lahm bewahrte die deutsche Elf mit einer Grätsche vorm Ausgleich. Am Ende konnten sich beide Teams über den Ausgang freuen. In der K.-o.-Runde wird die Nationalmannschaft dann die Handbremse aber noch weiter lösen müssen, wenn der Traum vom vierten Weltmeister-Titel weitergeträumt werden soll.