Titelverteidiger im Viertelfinale Nach hartem Kampf: Frankreich ringt Polen nieder
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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Frankreich darf weiter von der Titelverteidigung träumen. Aus einem leidenschaftlich geführten WM-Achtelfinale gegen Polen gingen "Les Bleus" als verdienter Sieger hervor.
Titelverteidiger Frankreich hat das Viertelfinale der Fußball-Weltmeisterschaft in Katar erreicht. Das Team von Trainer Didier Deschamps schlug in einer über weite Phasen leidenschaftlich geführten Partie Polen um Ex-Bayern-Star Robert Lewandowski mit 3:1.
Die Tore des Tages erzielten Olivier Giroud kurz vor der Halbzeitpause (44. Minute) sowie Kylian Mbappé (74., 90.+1). Für Giroud war es zudem ein historischer Treffer: Mit seinem 52. Tor im Nationaltrikot avancierte der Stürmer des AC Mailand zum alleinigen Rekordtorschützen Frankreichs. Robert Lewandowski setzte in der 90.+9 Minute per Handelfmeter den Endpunkt.
So lief die Partie
Es war zu erwarten, dass Polen Frankreich den Ball überlassen wird – und so kam es auch. Schon in der Anfangsphase kamen "Les Bleus" über vom zum Mittelfeldregisseur umgeschulten Antoine Griezmann initiierten Angriffen zu Torannäherungen, etwa durch einen Kopfball Varanes (4.) und einen Fernschuss Tchouamenis (13.).
Polen lauerte derweil auf Umschaltmomente – die jedoch aufgrund Frankreichs perfektem Formationsspiels kaum entstanden. So kam auch Superstar Robert Lewandowski kaum ins Spiel, verzeichnete seinen ersten Abschluss erst in der 21. Minute.
Frankreich wirkte in der ersten halben Stunde dennoch unzufrieden mit sich selbst. Die Spieler, allen voran Kylian Mbappé diskutierten viel untereinander, schüttelten wiederholt die Köpfe. Der 23-jährige Wunderstürmer von Paris Saint-Germain nahm das Spiel dann auch mal in die eigene Hand, ging ins Dribbling, versuchte es mit Abschlüssen aus der zweiten Reihe – zunächst ohne Erfolg.
Giroud krönt sich zu Frankreichs Rekordtorschützen
Plötzlich kam Polen jedoch zu einer Dreifachchance. Neapel-Profi Piotr Zielinski jagte den Ball mit mächtig Tempo direkt auf den Körper von Frankreich-Keeper Hugo Lloris, auch einen Nachschuss Zielinskis konnte Theo Hernandez blocken, ehe auch der letzte Torversuch auf der Linie von Raphael Varane geklärt wurde.
Kurz darauf fiel Schiedsrichter Jesus Valenzuela aus Venezuela ein echtes Kuriosum auf: Frankreichs Rechtsverteidiger Jules Koundé vom FC Barcelona war mit Goldketten um den Hals ins Spiel gegangen, musste den Schmuck dann abnehmen. Warum es für dieses Regelvergehen keine Gelbe Karte gab, bleibt das Geheimnis des Unparteiischen (mehr dazu lesen Sie hier).
In der 44. Minute traf Olivier Giroud dann zur verdienten französischen Führung: Endlich gelang es Frankreich sein Ballbesitzspiel aufrecht zu erhalten, sich gut zu positionieren. Adrien Rabiot hatte einen Gedankenblitz und fand per Steckpass den perfekt durchstartenden Sturmroutinier, der gekonnt rechts an Sczcesny vorbei einschob.
Mit der Führung im Rücken kam Frankreich mit großer Spielfreude aus der Pause, schnürte Polen in der eigenen Hälfte ein. Mbappé schrammte in der 56. Minute haarscharf am 2:0 vorbei, als sein flacher Schlenzer gefährlich abgefälscht wurde – kurz darauf traf Giroud sehenswert per Fallrückzieher ins Tor, Schiedsrichter Valenzuela pfiff Situation jedoch zuvor schon aufgrund eines Offensivfouls Varanes ab – eine strittige Entscheidung.
Mbappé entscheidet Achtelfinale mit spätem Doppelpack
Mit Laufe der Zeit wurde das Spiel immer einseitiger, Frankreich spielte den Ball in Handballmanier um den Strafraum herum, Polen mauerte, versuchte, der "Equipe Tricolore" keine Lücken mehr anzubieten.
Doch die Osteuropäer hatten nicht die Genialität Mbappés mitberechnet. In der 74. Minute schloss Frankreichs Nummer 10 einen über Rabiot und Ousmane Dembele vorgetragenen Konter eiskalt ab: Der Superstar blieb stehen, schaute hoch und hämmerte den Ball platziert unter die Latte. Der ansonsten gute polnische Schlussmann Wojcziech Sczcesny war ohne Chance - wie auch eine gute Viertelstunde später.
Wieder bekam Mbappé den Ball, wieder sträflich viel Zeit und Raum zur Entscheidungsfindung. Diesmal entschied sich der 23-Jährige für einen kunstvollen Schlenzer vom linken Strafraumeck in den oberen rechten Torknick. Die Partie war endgültig entschieden. Aber noch nicht vorbei.
Denn den Schlusspunkt setzte ausgerechnet der blass gebliebene Robert Lewandowski vom Elfmeterpunkt. Bayern-Verteidiger Dayot Upamecano hatte den Ball im Strafraum an die Hand bekommen, der Unparteiische auf den Punkt gezeigt. Lewandowski jedoch scheiterte zunächst vom Punkt an Lloris - sein zweiter verschossener Elfmeter in Katar. Valenzuela ließ den Strafstoß jedoch wiederholen, da französische Spieler zu früh in den Sechzehner eingelaufen waren. Seine zweite Chance nutzte Lewandowski dann und verabschiedete sich so mit dem Ehrentreffer für Polen vermutlich auch für immer von der WM-Bühne.
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