Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.
Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.DFB-Protest vor Japan-Spiel Chance verpasst!
Chance verpasst: Die deutsche Nationalmannschaft will gegen Japan ein Statement setzen – aber das wird nichts. Ein Kommentar.
Das war zu wenig! Bundestrainer Hansi Flick kündigte vor dem Spiel gegen Japan im TV-Interview an, dass sich die DFB-Elf einen Protest hat einfallen lassen. Einen Protest gegen die Fifa, gegen das Verbot des Tragens der "One Love"-Binde. Die ganze Nation blickte gebannt auf das Team, selbst bei ARD-Kommentator Tom Bartels war die Anspannung hörbar. Zieht sich Kapitän Manuel Neuer vielleicht doch noch die verbotene Binde über den Arm? Denkste.
Die deutschen Spieler kommen auf das Feld, stellen sich zur Nationalhymne auf, ziehen die Trainingsjacken aus, stellen sich zum Mannschaftsbild auf – und dann das: Alle Mann halten sich den Mund zu. Das wars. Was soll das heißen? Wir sagen nichts mehr? Ende der Diskussion? Ein Signal an die Fifa: Ihr habt recht, wir lassen uns den Mund verbieten?
Gut gemeint, aber ...
Liebe Nationalmannschaft: Was aller Wahrscheinlichkeit nach gut gemeint war, ließ an Ausdruckskraft vermissen. Ein kleiner Protest ist zwar besser als keiner. Andere europäische Nationen haben gar nichts gemacht, kann man argumentieren. Aber nicht in der gegenwärtigen hitzigen Diskussion, in der es um nichts weniger als die Menschenrechte geht.
Die Spieler der iranischen Nationalmannschaft haben gezeigt, dass man auch als Fußballer auf der Weltbühne zu seinen Werten stehen kann: Sie schwiegen bei der iranischen Hymne vor dem Spiel gegen England und zogen sich damit den Zorn des Mullah-Regimes zu. Ihnen könnten nun persönliche Konsequenzen und der Rauswurf aus der Nationalelf drohen.
Auch vor diesem Hintergrund war der Protest des DFB viel zu wenig. Die deutschen Spieler hätten lieber den Mund aufmachen sollen, statt zu schweigen. Die Chance, ein eindeutiges Signal zu senden, wurde verpasst. Und auch die Chance, sich klar zu positionieren – und zu zeigen, dass man nicht vor der Fifa kuscht.
- Eigene Beobachtungen
- Infografik: Statista