"Stelle mich gerne in diesen Wind" Kroos erklärt Gründe für seine DFB-Rückkehr
Vor zweieinhalb Jahren war er zurückgetreten, nun wagt Kroos das DFB-Comeback. Welche Rolle der Bundestrainer spielte und was sich Kroos von seiner Rückkehr erhofft.
Seit mehreren Monaten wurde spekuliert, nun herrscht Gewissheit. Toni Kroos kehrt in die deutsche Nationalmannschaft zurück. Der Mittelfeldstratege von Real Madrid hatte nach der EM 2021 nach 106 Länderspielen seinen Rücktritt erklärt. Nun will er der DFB-Elf dabei helfen, eine erfolgreiche Heim-EM im Sommer zu spielen.
In einer Sonderfolge des Podcasts "Einfach mal Luppen" erklärte der 34-Jährige, wie es zur Comeback-Entscheidung kam. Kroos berichtet über seinen Austausch mit Bundestrainer Julian Nagelsmann: "Mit jedem Gespräch, es waren wirklich sehr gute Gespräche, ohne zu sehr ins Detail zu gehen, bin ich immer schwangerer geworden. Daher wollte ich es rechtzeitig entscheiden, um auch niemanden warten zu lassen."
Die Pause in der Nationalelf kam ihm zugute und spielte eine erhebliche Rolle für seine Rückkehr. Kroos: "Ich glaube auch, dass es eine Konsequenz ist von damals: In diesen zweieinhalb Jahren haben mir die Pausen, wenn Länderspiele anstanden, gutgetan, sodass ich mich mit jetzt 34 Jahren immer noch gut fühle. Volle Kraft voraus."
Dass er allein die Nationalelf aus ihrer Krise zu einer erfolgreichen EM führen kann, hält er für "Quatsch". Kroos sagt: "Natürlich will ich helfen. Aber ich bin auch definitiv nicht der Heilsbringer. Davon kann sich jeder direkt verabschieden." Er sehe sich als kleines Rädchen, das hoffentlich in ein anderes greife, sodass es dann gut funktioniere. "Man darf nicht denken, dass wir durch diesen Kniff zum Favoriten werden."
"Hatte mit diesem Thema abgeschlossen"
Kroos weiter: "Julian hatte mich kontaktiert und mich gefragt, ob ich es mir vorstellen kann, was bis dahin nicht in meinem Kopf war. Ich hatte mit diesem Thema abgeschlossen und war mit meiner Entscheidung, die ich nach der EM getroffen hatte, total fein und wäre es auch weiter gewesen."
Trotzdem sei es tolle Bestätigung seiner Leistungen bei Real Madrid, dass der Bundestrainer angerufen habe und ihn für das Turnier im eigenen Land brauche. "Dementsprechend habe ich mich ab dann, erst ein bisschen weniger, dann ein bisschen mehr, mit diesem Gedanken wirklich befasst", so Kroos.
Die Entscheidung reifte über mehrere Wochen: "Ich habe immer mit dem Gedanken gespielt. Was ist, wenn ja? Was ist, wenn nein? Mit dem Ergebnis, für dieses Turnier zur Verfügung zu stehen."
Kroos will kein Heilsbringer sein
Auch die taktischen Vorstellungen von Nagelsmann seien mitentscheidend für sein Comeback gewesen, so Kroos: "Wenn man von der Grundidee komplett auseinander wäre, wäre die Entscheidung jetzt anders ausgefallen. Man muss das Gefühl haben, dass man gemeinsam Erfolg haben kann als Mannschaft."
Deshalb habe er gewollt, dass Nagelsmann seine Gedanken verstehe und ein gemeinsamer Nenner gefunden werde. "Es ist eine signifikante Entscheidung für mich. Daher muss man das Gefühl haben, dass es passt und dass daraus was werden kann. Ansonsten darf man es nicht machen."
Kroos sieht sich am "Punkt null"
Die Wiederkehr sieht Kroos als einen "Punkt null". In seinen bisher 106 Länderspielen habe er große Erfolge gehabt, aber auch einige Turniere, die nicht gut gelaufen seien. "Man darf nicht vergessen: 2018 war ich genauso dabei, als wir in der Vorrunde ausgeschieden sind. 2014 aber auch. Deshalb glaube ich, dass jetzt noch mal eine zweite Nationalmannschaftskarriere losgeht. Und die sich dann an dieser EM misst", so Kroos.
Vor etwaiger Kritik fürchtet sich der fünffache Champions-League-Sieger nicht: "Ich stelle mich gerne der Aufgabe, Einfluss zu nehmen und gerne auch bewertet zu werden. Ich stelle mich gerne in diesen Wind. Dementsprechend glaube ich, dass so ein Turnier für alle eine große Chance ist."
- Podcast "Einfach mal Luppen"