t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomeSportFußballWM

Ex-Bayern-Star Patrik Andersson: "Erling Haaland ist ganz klar besser als Zlatan Ibrahimović"


Interview
Unsere Interview-Regel

Der Gesprächspartner muss auf jede unserer Fragen antworten. Anschließend bekommt er seine Antworten vorgelegt und kann sie autorisieren.

Zum journalistischen Leitbild von t-online.

Vergleich mit der Weltspitze
"Was Haaland fehlt, ist ein Wechsel"

  • T-Online
InterviewVon Alexander Kohne

Aktualisiert am 10.11.2021Lesedauer: 5 Min.
Skandinavische Superstars: Norwegens Erling Haaland (l.) und der Schwede Zlatan Ibrahimovic (M.) hoffen, mit ihrem Heimatländern bei der WM 2022 dabei zu sein. Patrik Andersson (r.) ist Schwede, hält Haaland allerdings für stärker.Vergrößern des Bildes
Skandinavische Superstars: Norwegens Erling Haaland (l.) und der Schwede Zlatan Ibrahimović (M.) hoffen, mit ihren Heimatländern bei der WM 2022 dabei zu sein. Patrik Andersson (r.) ist Schwede, hält Haaland allerdings für stärker. (Quelle: imago-images-bilder)
News folgen

Auch wenn Erling Haaland momentan verletzt ist, dominiert der norwegische BVB-Stürmer die Schlagzeilen. Schwedens

In der Abwehr hat sich Patrik Andersson immer wohlgefühlt. Über ein Jahrzehnt prägte der Innenverteidiger bei Borussia Mönchengladbach und Bayern München die Bundesliga. Unvergessen ist noch immer sein Last-Minute-Freistoßtor 2001 gegen den HSV, das die Bayern sensationell zum Meister machte und Schalke ins Tal der Tränen stürzte.

In seiner Heimat Schweden wurde Andersson zweimal Fußballer des Jahres und absolvierte für die Nationalelf 96 Länderspiele. Mittlerweile ist er 50 Jahre alt – und noch immer ein Experte des schwedischen Fußballs. Dort gibt es gerade nur ein Thema: die Rückkehr von Superstar Zlatan Ibrahimović in die Nationalmannschaft, die in dieser Woche gegen Georgien und Spanien um die Teilnahme an der Weltmeisterschaft 2022 spielt.

t-online: Herr Andersson, in Schweden dreht sich momentan alles um Zlatan Ibrahimovićs Rückkehr ins Nationalteam. Nachbar Norwegen muss vor den entscheidenden Spielen in der WM-Qualifikation auf Superstar Erling Haaland von Borussia Dortmund verzichten. Wer ist besser – Ibrahimović oder Haaland?

Haaland ist ganz klar besser als Zlatan, auch wenn er aktuell verletzt ist. Hoffentlich kehrt Haaland bald zurück auf den Platz. Er ist einfach brutal. Seine Torquote ist unglaublich – auf diesem Niveau kann sonst nur Robert Lewandowski mithalten. Und der ist Weltfußballer.

Was fehlt Haaland noch zu Weltfußballer Lewandowski?

Vielleicht eine andere Mannschaft.

Eine andere Mannschaft?

Ja, weil Bayern die Meisterschaft meistens sicher hat und zudem die Champions League gewinnen kann. Das kann Dortmund nicht – und genau das ist der Unterschied. Wenn er fit ist, trägt Haaland bei Dortmund die gesamte Mannschaft. Er macht immer seine Tore – und bereitet mittlerweile auch viele Treffer vor.

Gegen wen hätten Sie lieber gespielt: Haaland oder Ibrahimović, den Sie ja aus Ihrer aktiven Zeit noch gut kennen?

Warum nicht gegen beide (lacht)?

Wirklich?

Im Ernst: Zlatan hat bei den größten Mannschaften Europas gespielt und immer die Meisterschaft gewonnen – außer in Manchester. Haaland ist auf einem guten Weg, aber um auf ein Level wie Zlatan zu kommen und sich mit ihm vergleichen zu können, muss er diesen letzten Schritt machen und wechseln. Was ihm fehlt, ist ein Wechsel.

Zu welchem Klub würde Haaland gut passen?

Das ist sehr schwierig. Er ist ein kompletter Stürmer – mit seiner überragenden Schnelligkeit und Physis, aber auch einer sehr guten Technik. Da kommt einem im ersten Moment natürlich die Premier League in den Sinn. Vor allem, wenn man jetzt sieht, dass ein ähnlich wuchtiger Stürmer wie Romelu Lukaku dort richtig eingeschlagen hat, nachdem er zurück auf die Insel zu Chelsea gewechselt ist. Haaland ist aber auch ein sehr cleverer Spieler, er findet immer wieder seine Räume – genau wie Lewandowski. Von daher könnte ich ihn mir auch in anderen Topligen zu vorstellen.

Ibrahimović ist Anfang Oktober 40 Jahre alt geworden. Für Milan hat er in sechs Serie-A-Spielen dreimal getroffen. Kann die schwedische Nationalmannschaft überhaupt ohne Ibrahimović?

Generell habe ich großes Vertrauen in unseren Nationaltrainer Janne Andersson. Und der sagt deutlich, dass Zlatan dazugehört. Deshalb überrascht es mich auch nicht, dass er nominiert worden ist. Zlatan ist immer gefährlich, er bindet seine Gegenspieler, schafft Freiräume für seine Mitspieler und macht seine Tore. Bei großen Turnieren will man immer die besten Spieler sehen – und Zlatan gehört bestimmt dazu.

Damit spielen Sie auf die WM im Dezember 2022 in Katar an. Dann wäre er 41. Kann man in so einem Alter als Feldspieler auf diesem Weltklasseniveau überhaupt noch mithalten?

Natürlich. Zlatan ist Zlatan. Ich traue ihm locker zu, bei der WM 2022 dabei zu sein. Dazu hat er mit zunehmendem Alter seine Spielweise geändert. Er bewegt sich nicht mehr so viel, lauert mehr im Zentrum, spielt insgesamt ökonomischer. Dazu kommt, dass die Generation, die jetzt auf dem Platz steht, größtenteils mit ihm aufgewachsen ist. Für die ist er ein Vorbild. Sie schauen zu ihm auf, gehen auf dem Trainingsplatz aber auch locker mit ihm um – und können so unheimlich viel von ihm lernen.

Er hat in allen Topligen gespielt – nur in Deutschland nicht. Könnten Sie sich Ibrahimović auf seine alten Tage bei Bayern vorstellen – vielleicht als Backup für Lewandowski?

Sorry, aber Zlatan kann ich mir nicht als Backup vorstellen (lacht). Außerdem bin ich der Meinung, dass Bayern an die Zukunft denken und auf jüngere Spieler setzten sollte.

Kommen wir noch mal zur WM 2022 in Katar. Der schwedische Fußballverband hat ein für Januar angedachtes Vorbereitungstrainingslager dort wegen Bedenken gegenüber der Menschenrechtslage abgesagt. Was halten Sie davon?

Ich unterstütze es voll und ganz, seine Meinung über die Zustände in Katar zu äußern und Kritik an den Menschenrechtsverletzungen – beispielsweise gegenüber Wanderarbeitern – klar auszudrücken. Aber die Fifa hat sich nun einmal entschieden, die WM nach Katar zu vergeben. Das steht fest. Deshalb hat der schwedische Verband gesagt: Wenn wir vor Ort sind, sorgen wir dafür, dass gut ein Jahr vor der WM noch mal über das Thema gesprochen und die Öffentlichkeit dafür weiter sensibilisiert wird. Das beeinflusst dann hoffentlich auch Katar. Einige Leute meinten allerdings, sie müssten noch einen Schritt weiter gehen und haben einen Boykott des Trainingslagers gefordert. Ich weiß aber nicht, ob das die ganze Wahrheit ist.

Wie meinen Sie das?

Hier in Schweden ist es so, dass das Trainingslager ganz ungünstig für die Vorbereitung der Vereine liegt. Daher haben sie ein Interesse daran, dass dieses Trainingslager nicht stattfindet. Das spielt bei der ganzen Sache auch eine Rolle.

Loading...
Loading...

Würden Sie die WM 2022 boykottieren, wenn Sie noch aktiv wären?

Nein. Sollte sich Schweden für die WM qualifizieren, würde ich dort als Spieler auch hinfahren. Allerdings würde für mich feststehen, dass ich immer meine klare Meinung sage zu den Dingen, die dort passiert sind und noch passieren.

Die Fifa arbeitet gerade an einem Vorschlag, die WM alle zwei Jahre auszutragen. Was halten Sie davon?

Gar nichts. Der Kalender ist eh schon so voll und diese Ausweitung würde diesen besonderen Stellenwert der WM aushöhlen. Das führt dann zu so Entwicklungen wie im Eishockey, wo die besten Spieler der Welt oft gar nicht bei einer WM dabei sind. Denn die Spieler aus der NHL können wegen der Finalserie dort oft nicht. Was für einen Wert hat eine WM, wenn sie zwar jedes Jahr ausgespielt wird, aber die besten Spieler fehlen? Deshalb ist die Idee im Fußball für mich überhaupt keine Alternative.

Da fragt mich sich manchmal, wie die Leute von der Fifa überhaupt auf so eine Idee kommen? Gerade auch jemand wie Arsène Wenger. Ich lehne das jedenfalls total ab – ebenso wie übrigens die Super League, mit der die beteiligten Klubs ja zuletzt krachend gescheitert sind. Wenn man so etwas vorschlägt, hat man seine Arbeit im Vorfeld einfach nicht richtig gemacht. Man hätte zuallererst Fans, Klubs und Verbände fragen müssen, was die davon halten. Das ist einfach schlecht vorbereitet worden.

Verwendete Quellen
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...



TelekomCo2 Neutrale Website