t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomeSportFußballEM

"Das tut weh": Asamoah spricht bei Markus Lanz über Rassismus in Deutschland


Nachrichten
Wir sind t-online

Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.

Zum journalistischen Leitbild von t-online.

"Das tut weh"
Asamoah spricht bei "Markus Lanz" über Rassismus in Deutschland

Eine TV-Kritik von Charlotte Zink

Aktualisiert am 18.06.2021Lesedauer: 3 Min.
Gerald Asamoah (Archivbild): Der ehemalige Fußball-Profi sprach in der jüngsten Lanz-Sendung über seine Erfahrungen mit Rassismus in Deutschland.Vergrößern des Bildes
Gerald Asamoah (Archivbild): Der ehemalige Fußball-Profi sprach in der jüngsten Lanz-Sendung über seine Erfahrungen mit Rassismus in Deutschland. (Quelle: Eventpress MP)
News folgen

Fremdenhass im deutschen Fußball – und im Alltag: Einen Tag vor der Ausstrahlung der ZDF-Doku "Schwarzer Adler" hatte Markus Lanz drei Ex-Fußballprofis zu Gast, die im Studio über ihre persönlichen Erfahrungen berichteten.

Die Gäste

  • Gerald Asamoah, Ex-Nationalspieler
  • Otto Addo, Fußballtrainer
  • Patrick Owomoyela, Ex-Fußballprofi
  • Ewald Lienen, Fußballtrainer
  • Serap Güler, Politikerin

Seien es rassistische Schmäh-Gesänge, das Werfen von Bananen oder verbale Attacken: Die Ex-Fußballprofis Gerald Asamoah, Otto Addo und Patrick Owomoyela haben Anfeindungen wie diese am eigenen Leib erfahren. Und das nicht nur auf dem Fußballplatz, sondern auch im Alltag.

"Für mich war das leider normal", schilderte Addo bei Lanz seine Erfahrungen mit Rassismus, die bereits in seiner Kindheit in Hamburg begannen. Auch heute betreffe ihn Alltagsrassismus noch.

Ein besonders drastisches Erlebnis: Als Addo etwa zwölf Jahre alt war, habe ihn nach dem Fußballtraining häufiger ein VW-Käfer verfolgt, aus dem "Glatzköpfe" Flaschen nach ihm geworfen und Anfeindungen gerufen haben, erzählte der heutige Fußballtrainer. Das habe ihm natürlich Angst gemacht. Seiner Mutter habe er dennoch nichts von den Vorfällen erzählt, weil er befürchtet habe, sie könne ihm das Training verbieten. "Das wäre das Allerschlimmste gewesen", so der Deutsch-Ghanaer.

Erlebnisse wie dieses veranlassten den Fußball-Profi als jungen Mann schließlich dazu, für das Nationalteam Ghanas zu spielen, anstatt für das deutsche. "Ich habe mich am Ende so gesehen, wie viele mich gesehen haben", erklärte er. "Nicht deutsch." In Ghana hingegen habe er sich willkommen gefühlt.

Ghanas oder Deutschlands Nationalelf?

Vor dieser Entscheidung stand vor Jahren auch Addos Fußball-Kollege Asamoah. Der entschied sich, für das deutsche Team zu spielen. Das habe er damals nicht verstanden, offenbarte Addo bei Lanz. Schließlich hätten beide zusammen in Deutschland Rassismus erlebt. Beispielsweise wenn sie beim Weggehen mit der Mannschaft als Einzige nicht in einen Club reingekommen seien.

Mittlerweile sieht Addo die Entscheidung Asamoahs jedoch nicht mehr kritisch. Im Gegenteil: "Mit der Zeit habe ich verstanden: Das ist super", so der Fußballtrainer. Schließlich habe Asamoah als deutscher Nationalspieler öffentlich dazu beigetragen zu zeigen: Es gibt schwarze Deutsche.

Doch was veranlasste Asamoah dazu für Deutschland, anstatt für Ghana zu spielen? Ein gutes Gespräch mit Rudi Völler und sein Bauchgefühl, wie er am Donnerstagabend bei Lanz verriet. Zudem sei er ein positiver Typ, der an das Gute im Menschen glaube und sich trotz Konfrontationen mit Rassismus "sehr wohl" gefühlt habe in Deutschland.

Dass er sowohl im Fußball als auch in anderen Bereichen des Lebens mehr leisten musste als andere, um Anerkennung zu bekommen, habe er jedoch schon früh bemerkt, so Asamoah.

Heute macht es ihn traurig, wenn er merkt, dass rassistische Beleidigungen ausgesprochen werden, ohne dass sich der Absender darüber im Klaren ist. Beispielsweise, wenn von einem "N****kuss-Brötchen die Rede ist. Er bekomme regelmäßig Sätze wie "ihr übertreibt doch" zu hören. "Das tut weh", so Asamoah. "Ich habe das Gefühl, dass Menschen das nicht verstehen."

Belgier gingen vor EM-Spiel auf die Knie

Einig waren sich im Studio in einem Punkt alle: Um Rassismus zu bekämpfen, muss in Deutschland noch mehr getan werden. Sei es in Fußballverbänden, Vereinen oder Schulen. Die derzeit ausgetragene Europameisterschaft sei eine gute Möglichkeit, um Signale zu setzen.

So war das belgische Nationalteam am Montag vor dem Spiel gegen Russland beispielsweise auf die Knie gegangen, um sich solidarisch zu zeigen mit der "Black Lives Matter"-Bewegung. "Eine große Geste", fand Owomoyela. Auch vom deutschen Team würde eine solche gut ankommen, fanden er, Addo und Asamoah. Bleibt abzuwarten, ob die Nationalelf ihre nächste Chance dafür am Samstag beim Spiel gegen Portugal nutzt.

"Eine besondere Sendung" hatte Lanz zu Beginn der Talkrunde versprochen – und er sollte recht behalten. Zuzuschreiben war das neben den Einblicken, die seine Gäste lieferten, auch den zahlreichen Film-Ausschnitten aus der Doku "Schwarzer Adler", die drastisch vor Augen führten, wie präsent Rassismus im Fußball war und ist. Ausgestrahlt wird diese am Freitag, den 18. Juni um 23.30 Uhr im ZDF.

Verwendete Quellen
  • Markus Lanz vom 17. Juni 2021
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...



TelekomCo2 Neutrale Website