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Zum journalistischen Leitbild von t-online."Gegen ihn war Messi kaum zu sehen" Warum es für Frankreich heute auf Kanté ankommt
Kylian Mbappé, Eden Hazard, Kevin de Bruyne, Antoine Griezmann. Bei dem Star-Auflauf im ersten Halbfinale steigt die Vorfreude. Doch der Schlüsselspieler ist ein anderer.
Über Russland wollte Frankreichs Trainer Didier Deschamps auf der Pressekonferenz vor dem Halbfinale nicht reden. Für ihn gab es nur zwei Themen: sein eigenes Team und den Gegner. "Belgien ist nicht ohne Grund hier, sie haben im Viertelfinale ein tolles Spiel gegen Brasilien gemacht, mit einem sehr speziellen Matchplan. So etwas erwarten wir nun auch", sagte Deschamps.
Doch nicht nur Belgien hat seine Hausaufgaben gemacht, auch Frankreich hat sich seinen Gegner genauer angeschaut und sich auf für das "Derby des Jahrhunderts", wie die französische Sportzeitung "L'Équipe" es bezeichnete, bestens vorbereitet. Doch auf was muss sich Deschamps gefasst machen?
Schnell und direkt in die Spitze
Durch eine herausragende Defensivleistung fiel Belgien bisher nicht auf. Nur gegen Panama und Englands B-Elf spielte man zu Null. Doch das war bisher auch nicht nötig. Denn der Schwerpunkt bei den "Red Devils" liegt auf der Offensive. "Wir wollen angreifenden Fußball spielen, aber da lässt man nun einmal freie Räume zu", sagte Verteidiger Toby Alderweireld gegenüber t-online.de. Und bisher hatte Belgien damit vollen Erfolg. Alle fünf Spiele gewann das Team von Trainer Roberto Martinez nach 90 Minuten.
Die große Stärke Belgiens ist das schnelle und direkte Spiel nach vorne. Keine langen Passstaffetten um den gegnerischen Strafraum herum, sondern temporeich und vertikal in die Spitze. Darauf setzt Belgien. Mit Kevin de Bruyne, Eden Hazard und Romelu Lukaku stehen auch die idealen Spieler zur Verfügung. Und die muss Frankreich erstmal stoppen. Eine entscheidende Rolle wird dabei N'Golo Kanté einnehmen.
"Der beste Spieler der Welt auf seiner Position"
Im Schatten der Top-Stars ist der kleine Sechser ein Anker der Defensive. Mit seiner unglaublichen Lauf- und Zweikampfstärke gewinnt Kanté einen Ball nach dem anderen, lässt seinen Gegenspieler nie aus den Augen. "Er ist ein essenzieller Part in unserem Spiel. Er gewinnt nicht nur viele Bälle, sondern er weiß auch was mit dem Ball anzufangen und hat ein tolles Stellungsspiel", schwärmt Deschamps.
Vor allem gegen Eden Hazard könnte Kanté besonders effektiv sein. Der belgische Kapitän (1,73m) ist nicht viel größer als Frankreichs Dauerläufer (1,68m). Beide kennen sich gut, stehen sonst für den FC Chelsea gemeinsam auf dem Platz. "Er ist der beste Spieler der Welt auf seiner Position. Wenn er in Form ist, hast du eine 95-prozentige Chance auf einen Sieg", lobte Hazard seinen heutigen Gegenspieler im Interview mit "beIN sports".
Belgiens Plan für Kanté
Auf diese Art und Weise hat sich Kanté bei dieser WM bereits mit den besten Spielern der Welt gemessen. Didier Deschamps sprach diesbezüglich das Achtelfinale an: "Beim Argentinien-Spiel hatte N'Golo eine sehr spezifische Rolle und die hat er sehr gut ausgefüllt. Gegen ihn war Lionel Messi kaum zu sehen." Tatsächlich kam Messi nur selten in Strafraumnähe, seine Torvorlagen geschahen nach einem Standard und aus der Ferne. Ganz auschalten kann man Messi eben nicht. Doch Kanté hat ihn gut in Schach gehalten.
Wie will Belgien also verhindern, dass Kanté auch ihren Star Hazard aus dem Spiel nimmt? "So, wie wir das über das ganze Turnier machen – als Team", erklärte Trainer Roberto Martinez und ergänzte: "Wir sind sehr stark als Gruppe und haben die Verantwortung nicht auf den Schultern einzelner Spieler gelagert. Das ist der Schlüssel unseres Erfolgs bei dieser WM." Es wird spannend sein, wer in diesem Duell die Nase vorn hat. Denn es ist richtungsweisend für den Kampf um das Final-Ticket.
- Eigene Beobachtungen