Fußball Ronaldo, der Unerfüllte? Portugiese lässt Zukunft offen
Sotschi (dpa) - Cristiano Ronaldo lächelte schon wieder, vor allem lächelte er nach dem Ende seines vielleicht letzten WM-Traums vieles weg. Seinen Frust über den nächsten gescheiterten Anlauf auf den goldenen Pokal wollte sich Portugals Weltfußballer nicht ansehen lassen.
Ausführlich darüber reden mochte der 33-Jährige nach dem 1:2 im Achtelfinale gegen Uruguay erst recht nicht. Aber zumindest an einem Mikrofon des Weltverbandes FIFA blieb er kurz vor dem Verlassen der Arena in Sotschi dann doch für wenige Sekunden stehen - und deutete seinen Abschied aus der Seleção an.
"Ich bin mir sicher, dass die Seleção auch in Zukunft zu den Besten der Welt gehören wird, mit großartigen Spielern und einer fantastischen, jungen Mannschaft", sagte CR7. Portugal werde weiterhin Titel gewinnen und den Portugiesen viel Freude bereiten. Ob er nach der früh zerstörten Titel-Hoffnung dann auch noch zu dieser Mannschaft gehört, ließ der Champions-League-Sieger von Real Madrid dagegen offen. Das sei nicht der Moment, um darüber zu reden, meinte er knapp. Andere machen sich schon Sorgen. "Traum zertrümmert. Auf Wiedersehen einer Legende?", titelte Portugals Sportzeitung "A Bola" am Sonntag.
Auch wenn Ronaldo es sich nicht ansehen lassen wollte, der Abschied von dem Turnier in Russland wird schmerzhaft für ihn gewesen sein. Er hat in seiner außergewöhnlichen Karriere praktisch alles gewonnen und das mehrfach. Aber zwischen all den Champions-League-Erfolgen, dem EM-Titel vor zwei Jahren, den Meisterschaften und Pokalsiegen, wird ihm sehr wahrscheinlich immer der eine Pokal fehlen, der seine große Karriere zur größten gemacht hätte. Russland war nach den Turnieren 2006, 2010 und 2014 Ronaldos vierter Versuch und vermutlich sein letzter. Bei der nächsten Weltmeisterschaft 2022 in Katar wäre er 37 Jahre alt.
Nationaltrainer Fernando Santos will sich eine Zukunft des Nationalteams ohne den Superstar am liebsten gar nicht vorstellen. "Wir haben viele junge Spieler in der Mannschaft und da ist es wichtig, dass der Kapitän an Bord bleibt", sagte der 63-Jährige. "In solchen Momenten hat er bisher immer "Ja" gesagt." Diesmal aber könnte es anders kommen. Wie es nun mit ihm weitergeht, dürfte tatsächlich nur Ronaldo selbst wissen. Auch seine Mitspieler ließ er zunächst im Unklaren. "Ich hoffe, dass er bleibt", sagte Mittelfeldspieler Bernardo Silva. "Aber wir werden sehen, was passiert."
Sollte Ronaldo das Nationalteam verlassen, würde er zumindest als großer Verlierer gehen. Anders als es etwa Polens Kapitän Robert Lewandowski getan hatte, verlor Ronaldo nach dem bitteren Ende der WM-Mission keine schlechten Worte über seine Mitspieler. Stattdessen gratulierte er dem Sieger und dem verletzten Doppeltorschützen Edinson Cavani, den er wenige Minuten vor dem Ende der Partie gestützt und Arm in Arm vom Platz zur Auswechslung geführt hatte. Diese Geste ließ viele Zuschauer in der Arena am Schwarzen Meer aufstehen und applaudieren. Vielleicht war es die letzte von Cristiano Ronaldo im Trikot der Nationalmannschaft.