Nach Odonkor, Mustafi und Co. Wer wird Löws WM-Überraschung?
David Odonkor, Holger Badstuber, Skhodran Mustafi. Bei den letzten Weltmeisterschaften waren einige Überraschungen dabei. Auch für Russland bieten sich einige Kandidaten an.
Wenn man an David Odonkor denkt, denkt man automatisch an die WM 2006. Ohne ein Länderspiel auf dem Konto wurde der pfeilschnelle Außenstürmer für die Testspiele vor dem Turnier nominiert. Er nutzte die Chance und sicherte sich ein WM-Ticket. Vier Jahre später taten es ihm Holger Badstuber und Dennis Aogo gleich, 2014 in Brasilien Shkodran Mustafi.
Für die WM in Russland steht der grobe Kader bereits, doch einige Plätze sind noch vakant. Für diese Positionen empfehlen sich einige Akteure, die in der Hinrunde Aufsehen erregten und noch kein Länderspiel für Deutschland bestritten haben. t-online.de stellt die aussichtsreichsten Kandidaten vor.
Mark Uth (TSG Hoffenheim)
Anders als bei der EM 2016 ist Deutschland im Sturm gut besetzt. Timo Werner hat eine gute Hinrunde mit zwölf Pflichtspieltoren hinter sich und konnte in zehn Einsätzen für Deutschland bereits sieben Treffer bejubeln. Dahinter hat sich Lars Stindl beim Confed Cup hervorgetan. Falls Bundestrainer Löw jedoch einen weiteren Mittelstürmer mitnehmen will, könnte Mark Uth in Frage kommen. Mit neun Treffern ist er bester deutscher Torschütze in der Bundesliga (mit Kevin Volland). Dazu kommen drei Treffern aus den internationalen Wettbewerben.
Zu seinen Hauptkonkurrenten zählen Mario Gomez und Sandro Wagner. Letzterer muss nach seinem Wechsel zum FC Bayern München mit weniger Einsatzzeit rechnen, das könnte auch seine Chance auf das WM-Ticket schmälern. Mario Gomez steht nach nur einem Treffer in der Hinrunde mit dem Rücken zur Wand. Für die Länderspiele gegen England und Frankreich Anfang November wurde er nicht nominiert.
Philipp Max (FC Augsburg)
Die linke Abwehrseite ist traditionell die Schwachstelle der DFB-Elf. Bei der WM in Brasilien füllte Benedikt Höwedes die Position notgedrungen aus, zwei Jahre später war Kölns Jonas Hector die Lösung. Doch Hector fehlt seit Anfang September mit einem Syndesmosebandriss. Marvin Plattenhardt, der schon beim Confed Cup dabei war, sprang für Hector ein, zeigte solide Leistungen.
Doch Löw probierte auch Marcel Halstenberg von RB Leipzig aus, der gegen England sein Debüt feierte. In der Bundesliga tat sich jedoch ein anderer Kandidat hervor: Philipp Max. Mit zehn Torvorlagen ist der Augsburger sogar bester Vorbereiter der Liga. Seine Flanken werden ligaweit gefürchtet. Außerdem war Max bereits für die deutsche Olympia-Mannschaft im vergangenen Jahr im Einsatz, erreichte in drei Einsätzen ein Tor und eine Vorlage.
Sein Trainer hat ihn auf jeden Fall schonmal bei Joachim Löw empfohlen. "Er hätte es mittlerweile aufgrund seiner Leistungen verdient, dass er einmal reinschnuppert. Mit den Leistungen, die er abliefert, setzt er schon eine Marke", sagte Manuel Baum.
Lukas Klostermann (RB Leipzig) & Mitchell Weiser (Hertha BSC)
Mit Joshua Kimmich hat Deutschland einen der besten Rechtsverteidiger der Welt. Sowohl im DFB- als auch im Bayern-Trikot weiß der 22-Jährige zu glänzen. Doch dahinter wird es dünn in der deutschen Nationalmannschaft. Mit Sebastian Rudy, Emre Can und Matthias Ginter hat Joachim Löw mehrere Akteure rechts hinten ausprobiert, wirklich überzeugen konnte jedoch keiner von ihnen.
"Bei der WM muss man adäquat ersetzen können. Wenn zwei ausfallen, was durch Sperren oder Verletzungen passieren wird, muss der nächste kommen, der top ist. Auf der Rechtsverteidiger-Position sind wir schon in der Schuld, Spieler heranzuführen", sagte er im Herbst. Sollte sich der Bundestrainer für eine Viererkette entscheiden, bräuchte er eine Alternative für Joshua Kimmich.
In diesem Fall würden sich Lukas Klostermann und Mitchell Weiser anbieten. Beide haben in diesem Jahr internationale Erfahrung gesammelt und sind in ihren Teams gesetzt. Nachdem Klostermann fast die ganze letzte Saison fehlte, sicherte er sich in diesem Jahr auf Anhieb den Stammplatz in Leipzig und wurde auch von Joachim Löw gelobt. "Von ihm kann man vielleicht in der Zukunft viel erwarten", sagte er, fügte aber auch an: "Er kann sehr gut werden, braucht aber noch Zeit."
Mitchell Weiser wusste vor allem bei der U21-EM im Sommer zu überzeugen, erzielte im Finale gegen Spanien den Siegtreffer. Der 23-Jährige ist ein entscheidender Akteur im Aufbauspiel der Hertha. Eine Qualität, die ihm eine kleine Chance auf ein WM-Ticket bietet.
Timo Horn (1.FC Köln)
Manuel Neuer und Marc-André ter Stegen haben ihren Platz im WM-Kader so gut wie sicher. Nur eine Verletzung könnte daran etwas ändern. Doch das Rennen um den dritten Platz läuft noch. Kevin Trapp und Bernd Leno haben zwar die besten Aussichten, doch Trapp mangelt es an Einsatzzeiten und Leno an Konstanz.
Timo Horn konnte sich trotz der miserablen Kölner Hinrunde auszeichnen. Der 24-Jährige hat die beste "kicker"-Durchschnittsnote aller deutschen Torhüter (2,74). Auch in der Europa League glänzte Horn. Beim 1:0-Sieg gegen Arsenal war er nicht zu bezwingen.
Erfahrung im DFB-Trikot hat er auch. Ab der U15 durchlief er alle Junioren-Nationalmannschaften und war auch bei Olympia der deutsche Rückhalt. Der Kölner ist selbstbewusst und glaubt an seine Chance: "Für mich gilt, was ich immer gesagt habe: Leistung bringen, geduldig bleiben. Ich warte auf meine Chance und denke, dass sie irgendwann kommt." Vielleicht ja auch schon im nächsten Sommer.
Quellen und weiterführende Informationen:
- Spielerprofile bei transfermarkt.de
- Aussagen von Manuel Baum zu Philipp Max' WM-Chancen
- Aussagen von Timo Horn zur WM
- Eigene Recherchen