Nach Müller-Kritik Lahm bricht Lanze für Fußball-Zwerge
Weltmeister-Kapitän bricht Lanze für die Fußball-Zwerge: Geht es nach Ex-Nationalspieler Philipp Lahm, werden sich die großen Fußball-Nationen weiter auch mit Mannschaften wie San Marino messen müssen.
"Ich hab' das schon vor langem gesagt: Es ist immer so, dass kleine Vereine und auch kleine Länder sich auf solche Spiele freuen. Ich glaube für San Marino war es das größte Spiel in diesem Jahr, wenn nicht in den letzten Jahren", sagte Lahm bei einer Veranstaltung der Deutschen Sportlotterie.
Freude sollte im Vordergrund stehen
"Sie haben sich sehr darauf gefreut. Fußball ist Freude, Sport ist Freude - und der sollte im Vordergrund stehen", sagte der 113-malige Nationalspieler und Kapitän des FC Bayern München weiter.
Die Aussagen von seinem Bayern-Kumpel Thomas Müller kenne er nicht und könne dazu nichts sagen, sagte Lahm. Ein Beitrag von Funktionär Alan Gasperoni in den sozialen Medien hatte sogar für Wirbel in englischen Medien gesorgt. In zehn Punkten wurde Bayern-Profi Müller teilweise persönlich angegangen.
Rummenigge gibt Müller Recht
Einen ähnlichen Standpunkt wie Müller vertritt indes Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge. "Im Prinzip hat Thomas Müller mit seiner Aussage total recht. Als ich Fußball gespielt habe, durften diese Nationen gar keine Länderspiele austragen", sagte der Bayern-Boss "Sky Sport News HD".
"Heute haben sie natürlich genauso eine Stimme bei der FIFA oder bei der UEFA wie Deutschland, Italien oder Spanien. Dann erlaubt man sich, darauf hinzuweisen, dass es für sie das Spiel des Jahres war. Es ist nicht das Spiel des Jahres, es geht hier nur ums Geld."
Rummenigge fordert Qualifikation
"Wir haben heute rund 40 Prozent mehr Länderspiele als früher. Wenn ich daran erinnern darf, hatten wir früher in der Champions League eine zweite Gruppenphase. Die haben wir abgeschafft, um die Spieler weniger zu belasten. Was ist danach passiert? Die vier Spieltage wurden den Nationalmannschaften zugeschlagen", sagte Rummenigge indes der "Sport Bild" und ergänzte: "Jetzt spielen wir gegen San Marino, Gibraltar, Kosovo. Da frage ich mich: Wieso gibt es für solche kleinen Länder keine Qualifikation?"
Die Antwort sei klar, so der 60-Jährige: "Weil sie eine Stimme in der FIFA und der UEFA haben, die genauso schwer wiegt wie die deutsche. Es geht immer weniger um Sport, sondern immer mehr um Politik und Finanzen."
"Mit professionellem Fußball nichts zu tun"
Nach dem 8:0 in der WM-Qualifikation hatte Müller gesagt: "Der Romantiker sagt, solche Fußballspiele gehören auch dazu. Andererseits ist es als Spieler sehr mühsam. Sie haben alles getan, was in ihren Mitteln möglich war. Aber mit professionellem Fußball hatte das nichts zu tun."
Gasperoni wies darauf hin, dass Müller es nicht geschafft habe gegen den 201. der Weltrangliste selbst zu treffen. "... Und sage nicht, du wärest nicht total angefressen gewesen, als Simoncini dich vom Toreschießen abgehalten hat".
Das Spiel habe gezeigt, dass sich die Deutschen niemals ändern würden, auch wenn die Geschichte sie gelehrt habe, dass Tyrannei nicht den Sieg garantiere. Die Weltmeister würden zwar in den schönsten Trikots spielen, doch sie seien weiterhin diejenigen, "die immer weiße Socken in den Sandalen tragen." Bundestrainer Joachim Löw hatte Müller daraufhin in Schutz genommen.