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Fußball-EM | Heute droht die "Schande von Frankfurt"


Ein deutscher Schiedsrichter mittendrin
Heute droht die "Schande von Frankfurt"

Von sid
Aktualisiert am 26.06.2024Lesedauer: 3 Min.
Daniel Siebert: Der deutsche Schiedsrichter steht bei der EM zum zweiten Mal auf dem Platz.Vergrößern des Bildes
Daniel Siebert: Der deutsche Schiedsrichter steht bei der EM zum zweiten Mal auf dem Platz. (Quelle: IMAGO/Justus Stegemann)
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Noch nie gingen vier Mannschaften mit drei Punkten in den letzten Vorrundenspieltag. Diese verrückte Konstellation bietet die EM in Deutschland.

Die heikle Gemengelage in EM-Gruppe E lässt das Schlimmste befürchten, denn in Frankfurt droht ein "zweites Gijon". Erinnerungen an die WM 1982 in Spanien werden dabei unweigerlich wach. Das Spiel zwischen Deutschland und Österreich am 25. Juni – also fast auf den Tag genau vor 42 Jahren – ging als "Schande von Gijon" in die Fußballgeschichte ein. Da das frühe deutsche 1:0 durch Horst Hrubesch (11.) beiden Mannschaften zum Weiterkommen reichte, wurden jegliche Angriffsbemühungen eingestellt. Das schlimme Ballgeschiebe ging damals auf Kosten der Algerier.

Ein Novum in Kombination mit dem Modus macht das hässliche Szenario nun erneut möglich. Mit Argusaugen wird auf den letzten Spieltag der Gruppe E am Mittwoch (ab 18 Uhr im Liveticker bei t-online) geblickt. Und ein Deutscher ist mittendrin: Schiedsrichter Daniel Siebert muss möglicherweise hilflos dabei zusehen, wie sich die Slowakei und Rumänien mit einem "Nichtangriffspakt" auf Kosten der Belgier oder Ukrainer ins Achtelfinale der Fußball-EM manövrieren.

Sicher ist: Wenn sich Slowaken und Rumänen auf ein Unentschieden "einigen", schaffen es beide Außenseiter in die K.-o.-Runde. Das zeitgleiche Spiel zwischen der Ukraine und Belgien in Stuttgart wird dann in jedem Fall einen großen Verlierer hervorbringen. Die Aussage des rumänischen Trainers Edward Iordanescu ("Der Moment der Wahrheit steht bevor – wir können Geschichte schreiben") bekommt angesichts der Ausgangslage eine ganz neue Bedeutung.

Pl.MannschaftSp.SUNToreDiff.Pkt.Form
1
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Rumänien
31114:3+14
2
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Belgien
31112:1+14
3
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Slowakei
31113:304
4
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Ukraine
31112:4-24

Erinnerungen an 1982

Schuld an der Konstellation sind zwei Dinge. Erstens: Alle vier Mannschaften weisen nach jeweils einem Sieg und einer Niederlage drei Punkte auf – das gab es noch nie in der EM-Historie. Getrennt werden die Teams nur durch die Tordifferenz, bei der die Ukraine am schlechtesten (-2) dasteht. Zweitens: Durch die End- und Zwischenstände in den anderen Gruppen steht bereits fest, dass vier Zähler reichen, um als einer der vier besten Gruppendritten ins Achtelfinale einzuziehen.

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Wenn die Slowaken und Rumänen von Anfang an diese Taktik anwenden, könnten dieses Mal die Ukrainer darunter leiden. Sie wären dann selbst mit einem Punktgewinn gegen Belgien als Gruppenletzter raus – was zu einem weiteren Novum führen würde: Noch nie schied im Endrunden-Modus mit 24 Teilnehmern eine Mannschaft mit vier Punkten nach der Vorrunde aus. Und, fast noch bitterer: Mit drei Punkten gehört man bei der laufenden EM schon sicher zu den vier besten Gruppendritten.

"Ich kommentiere das gar nicht"

Der ukrainische Trainer Serhij Rebrow kommentierte die Ausgangslage gelassen: "Das sind nun einmal die Regeln." Natürlich werde er sich über den Spielstand in der anderen Partie informieren. "Aber wir müssen uns in erster Linine auf uns konzentrieren."

Der slowakische Trainer Francesco Calzona wies wenige Minuten später jegliche Remis-Spekulationen zurück. "Ich kommentiere das gar nicht. Wir sind Profis", gab der Italiener zu Protokoll: "Wir wissen, dass uns ein Unentschieden reicht. Aber das bedeutet gar nichts. Wir werden alles geben – und wenn am Ende ein Unentschieden steht, dann ist das eben so."

Sollte am Ende tatsächlich ein fader Beigeschmack bleiben, wird sich die Uefa unangenehme Fragen gefallen lassen müssen. Der Verband steht mit Blick auf den Modus seit der Erweiterung des Teilnehmerfeldes im Jahr 2016 ohnehin in der Kritik.

Schuldlos schlecht aussehen könnte Siebert nach seinem zweiten EM-Einsatz. Der 40 Jahre alte Berliner und sein Team um den vierten Offiziellen Felix Zwayer sowie Video-Assistent Bastian Dankert dürften kein Interesse daran haben, dass wieder Deutsche in Zusammenhang mit einer Fußballschande genannt werden – eine Handhabe dagegen haben sie allerdings nicht.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur SID
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