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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Zwei Wochen vor Saisonstart Hat der BVB ein Stürmerproblem?
Bei Borussia Dortmund gibt es seit geraumer Zeit ein wiederkehrendes Thema: die Stürmerfrage. Vor einem Jahr holte der BVB kurz vor dem Ende der Transferperiode Paco Alcácer. Und was passiert in diesem Sommer?
Paco Alcácer hat sich in der vergangenen Saison als treffsicherer, wenngleich spielerisch limitierter Mittelstürmer bewiesen. Der 25-jährige Spanier kam nicht selten von der Bank und teilte sich seine Einsatzzeit mit Mario Götze, dem Offensivallrounder des BVB. Götze wie auch Alcácer sind beide alles andere als großgewachsen und können vornehmlich am Boden für Gefahr sorgen.
Und damit stellt sich bereits eine erste Schlüsselfrage den Dortmunder Sturm betreffend: Braucht der BVB eventuell noch einen physisch imposanteren Stürmer? Ein Kopfballungeheuer für Flanken? Cheftrainer Lucien Favre hat in seiner Karriere mal mit, mal ohne großgewachsenen Mittelstürmer gearbeitet. Daraus lässt sich also keine Präferenz von Seiten des Schweizers ablesen.
Keine Flankenmannschaft
An sich ist das Spiel des BVB aber darauf ausgelegt, sich entweder mit schnellem Passspiel durch die Mitte zu kombinieren oder auf den Flügeln durchzubrechen und dann flache Hereingaben ins Zentrum zu bringen. Hohe Halbfeldflanken sind recht selten zu sehen, was natürlich auch dem Umstand geschuldet sein kann, dass Dortmund schlichtweg keinen Abnehmer hat.
Aber Favre ist ein Trainer, der so großen Wert darauf legt, dass Torabschlüsse klug gewählt werden und der Ballbesitz nicht durch unnütze Aktionen hergeschenkt wird. In der vergangenen Bundesligasaison führten nur 13,8 Prozent der Flanken aller 18 Teams überhaupt zu Torabschlüssen. Die Erfolgswahrscheinlichkeit von Flanken ist per se gering. Dafür sind gerade die Innenverteidigungen zu robust und stark in der Luft – zumal Abwehrspieler die Flanken nur abwehren, Stürmer aber den Ball platziert mit dem Kopf am Torhüter vorbei wuchten müssen.
Alternativen aus dem eigenen Stall?
Sofern Dortmund überhaupt Ausschau nach einem großgewachsenen Stürmer halten sollte, so bleiben die Optionen auf dem Transfermarkt doch arg überschaubar. Und auch ansonsten sind nur wenige Stürmer auf dem Markt, die den BVB in seiner momentanen Situation wirklich voranbringen könnten. Mit 1B-Lösungen wird der aufgerüstete Kader bestimmt nicht weiter aufgewertet.
So könnte Favre eventuell nach vorhandenen Alternativen suchen. In den bisherigen Testpartien probierte er beispielsweise Jacob Bruun Larsen und Neuzugang Thorgan Hazard in der Spitze aus. Gerade Bruun Larsen wirkt wie eine realistische Option für die Zukunft. Der junge Däne könnte auf seiner angestammten Position auf dem Flügel das Nachsehen gegen Hazard, Jadon Sancho oder Julian Brandt haben. Im Sturmzentrum kommt ihm seine relative Robustheit und Schussstärke zu Gute.
Rochaden statt festem Korsett
Hazard wiederum würde der Götze-Kategorie zugehören. Auch er ist klein, agil und ballgewandt, aber eben keiner, der Bälle in der Luft erobert. Da der BVB aber wohl sowieso vor allem über sein Passspiel zum Erfolg kommt, spricht wenig dagegen, die Positionen im System so variabel wie möglich zu halten. Hazard, Götze, Brandt, Sancho und auch Kapitän Marco Reus können unablässig rochieren, weil sie sich auf allen Offensivpositionen mehr oder weniger wohl fühlen.
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Der BVB der Spielzeit 2019/20 braucht noch weniger als der BVB der Vorsaison ein festes taktisches Korsett bei eigenem Ballbesitz, sodass die ewige Stürmerfrage bald der Vergangenheit angehören könnte.
- Statistiken von whoscored.com