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FC Bayern – Stefan Effenberg: "Kovac sollte über eine Änderung nachdenken"


Meinung
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Bayern-Mittelfeld
"Kovac sollte über eine Änderung nachdenken"

MeinungEine Kolumne von Stefan Effenberg

Aktualisiert am 08.02.2019Lesedauer: 5 Min.
Niko Kovac im Berliner Olympiastadion, wo der FC Bayern sich gegen Hertha durchgesetzt hat. Stefan Effenberg hat einen Rat für ihn.Vergrößern des Bildes
Niko Kovac im Berliner Olympiastadion, wo der FC Bayern sich gegen Hertha durchgesetzt hat. Stefan Effenberg hat einen Rat für ihn. (Quelle: imago-images-bilder)

Nach dem Hummels-Patzer laufen die Diskussionen über die Bayern-Abwehr. Eine Änderung wäre tatsächlich sinnvoll, allerdings im Mittelfeld.

Bevor ich zu den spannenden Fragen der Bundesliga und des DFB-Pokals komme, möchte ich noch ein paar Sätze zu Rudi Assauer schreiben. Ich bin kein Schalke-Fan, aber mit ihm ist ein ganz Großer des deutschen Fußballs von uns gegangen.

Rudi Assauer war immer geradeaus – so habe ich ihn erlebt. Ein Typ mit Ecken und Kanten. Er hat nicht davor zurückgeschreckt, sich mit den Größten der Branche anzulegen – wie beispielsweise Uli Hoeneß. Und er war der Architekt des FC Schalke. So wie wir den Verein heute kennen.

Es gibt nur ganz wenige im Fußball, die über so lange Jahre mit einem Verein verbunden waren oder sind. Assauer ragt da heraus. Ich hoffe, dass wir nie vergessen, was er für Schalke und für den deutschen Fußball getan hat.

Nun zu den sportlichen Top-Themen der Woche.

Die größte Enttäuschung

Das Aus von Bayer Leverkusen im Pokalhalbfinale in Heidenheim (1:2) ist mir in der Öffentlichkeit viel zu kurz gekommen. Rudi Völler sagt immer, der Anspruch von Leverkusen sei ein Titelgewinn. Der ist natürlich in erster Linie im Pokal möglich. Umso bitterer ist es, dass sie jetzt wieder ein Jahr auf die Chance warten müssen, ins Viertelfinale zu kommen.

Es war klar, dass es nach dem Sieg gegen Bayern München in der Liga in Heidenheim schwierig wird. Das ist eine Kopfsache, sich da auf den nächsten Gegner einzustellen. Und man hat gesehen: Sie haben den Sieg nicht aus dem Kopf bekommen. Ich verstehe es nicht. Jetzt ist Dortmund raus und Leverkusen hätte nur noch Bayern, Leipzig und Schalke als große Konkurrenten gehabt. Damit wären sie Mitfavorit gewesen.

Der größte Gewinner

Ich erinnere mich oft daran, wie Giovane Elber, ein paar andere Mitspieler und ich Claudio Pizarro als Bubi mit zum Essen genommen haben beim FC Bayern, um ihn einzuführen. Heute bin ich ein halbes Jahrhundert alt und er steht immer noch auf dem Platz – das ist natürlich Wahnsinn.

Mit 40 Jahren trifft er immer noch – diesmal in der Verlängerung und im Elfmeterschießen gegen Borussia Dortmund. Der Viertelfinaleinzug geht zu einem großen Teil auf ihn.

Auf der anderen Seite glaube ich, dass die Niederlage bei den Dortmundern noch ein paar Tage im Kopf herumschwirren wird. Bei der Auslosung der Viertelfinals am Sonntag werden sie sich ärgern, welche Chance sie da vertan haben. Anschließend müssen sie das schnell aus den Köpfen bekommen. Denn dann geht es mit den Festwochen in der Champions League gegen Tottenham weiter. Dazu müssen sie zusehen, dass sie den Abstand in der Liga halten.

Das größte Fragezeichen

Wird Niko Kovac die Bayern-Abwehr umbauen, wie es viele fordern? Beim 3:2 bei Hertha BSC ist Mats Hummels ein Patzer unterlaufen. Für mich ist das kein Grund, ihn rauszunehmen. Kovac hat zu Recht die Rotation eingestellt. Es ist nicht die Zeit für Experimente. Und Alternativen gibt es kaum. Boateng wird selbst spüren, dass seine Zeit bei Bayern vorbei geht. Er wird den Verein sicherlich im Sommer verlassen, um noch mal zwei, drei Jahre bei einem Klub zu spielen, bei dem er wirklich gebraucht wird.

Über eine Änderung sollte Kovac dennoch nachdenken – im defensiven Mittelfeld. Vielleicht sollte er Martinez mal die Chance geben, von Beginn an zu spielen. Jupp Heynckes war ein großer Fan von ihm. Er hat ihn als wichtigen Faktor gesehen, um die Defensive zu stabilisieren. Auch aus meiner Sicht würde er eine gewisse Robustheit und Stabilität reinbringen, die man gegen Schalke und auch gerade gegen Liverpool sehr gut gebrauchen kann.

Das größte Risiko

Hasan Salihamidzic hatte als Sportdirektor des FC Bayern Transfers angekündigt für den Winter – am Ende allerdings nur einen getätigt: Er hat Sandro Wagner nach China verkauft. Damit hat sich der FC Bayern auf ganz dünnes Eis begeben, weil ein Ersatz im Sturmzentrum fehlt.

Das Argument, dass Lewandowski in fünf Jahren bei Bayern quasi nie verletzt war, zählt für mich nicht. Er ist mittlerweile 30 Jahre alt – damit steigt seine Verletzungsgefahr natürlich. Die Alternativen mit Müller oder Gnabry im Zentrum sehe ich auch nicht wirklich. Müller vielleicht mit Abstrichen, aber Gnabry ist für mich kein Zentrumsspieler.

Wenn ein Spieler unbedingt weg will, sollte man die Tür auch aufmachen. Aber Wagner hatte sich mit seiner Backup-Rolle abgefunden. Wenn es jetzt in die entscheidende Phase auch in der Champions League geht, werden sie ihn möglicherweise vermissen. Nicht nur in der Offensive. Auch in der Defensive kann er bei Freistößen oder Eckbällen hervorragend verteidigen.

Fakt ist: Die Bayern haben auf dem Transfermarkt nicht gut ausgesehen, das muss man so sagen.

Und daran ändert auch die Verpflichtung von Jann-Fiete Arp nichts. Das ist ein Talent, das sich erst mal seine Sporen verdienen muss. Ich sage zwar: Wenn du die Chance hast, zu Bayern zu gehen, dann musst du es machen. Du musst dir aber bewusst sein, dass es mit einem Risiko verbunden ist – siehe Schlaudraff, Rode, Rau oder auch Podolski.

Brazzo wird jetzt an den Transfers im Sommer gemessen und daran, wie sie funktionieren.

Die größten Meisterchancen

Es reden alle über den Zweikampf zwischen Bayern und Dortmund – dabei ist Borussia Mönchengladbach Zweiter. Gegen Augsburg oder zuletzt auf Schalke haben sie das souverän runtergespielt und jeweils 2:0 gewonnen, ohne zu glänzen – diese Spielweise kennt man aus der Vergangenheit vom FC Bayern. Sie haben erst 18 Gegentore kassiert, Yann Sommer spielt eine überragende Saison im Tor und sie wirken extrem stabil. Sie treten auf wie eine absolute Spitzenmannschaft.

Sie werden das nie kommunizieren, sie werden es nicht gerne hören und sie müssen natürlich zuallererst selbst dran glauben. Aber: Sie haben eine riesige Chance auf die Deutsche Meisterschaft.

Es gibt noch mehr Argumente. Sie haben keine Mehrfachbelastung wie Bayern oder Dortmund. Wenn du in der Champions League eine bittere Niederlage in der Verlängerung kassierst, dann nimmt dich das nicht nur mental mit, sondern vor allem physisch. Du hast als FC Bayern oder Borussia Dortmund Reisestrapazen und harte Gegner, während Dieter Hecking in Gladbach das Training ganz anders steuern und auch inhaltlich arbeiten kann. Dazu kommt: Gladbach empfängt noch Bayern und Dortmund im eigenen Stadion. Dortmund muss noch zu Bayern, da werden sie sich die Punkte gegenseitig wegnehmen.

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Allein schon an diesem Wochenende hat Gladbach einen Vorteil. Sie empfangen Hertha – während Dortmund gegen Hoffenheim und Bayern gegen Schalke erst mal gewinnen müssen.


Wir haben 1995 den Pokal geholt – das war der letzte Titel für Gladbach. Jetzt kann der Verein die Meisterschaft holen. Das ist jetzt ein gewisser Druck, aber da müssen sie durch. Sie haben sich selbst in diese Situation gespielt.

Transparenzhinweis
  • Stefan Effenberg ist Botschafter des FC Bayern München und sagt dazu: „Ich repräsentiere den FC Bayern, insbesondere im Ausland. Mein Engagement hat keinen Einfluss auf meine Kolumnen bei t-online. Hier setze ich mich weiterhin kritisch und unabhängig mit dem Fußball auseinander — auch und insbesondere mit dem FC Bayern.“
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